Die schöne Rächerin
Hoheit.«
»Ich bin sicher, dass ich ein Witz von einem König sein werde.« George lächelte. »Sie und Collis erinnern mich an meine liebe Fitzherbert. ›Das Ding, das wir eine Rose nennen, würd’ unter jedem andern Namen eben so lieblich duften …‹ Der Prinz lächelte Rose milde an. »Sie scheinen so verwirrt. Vergeben Sie mir, meine Liebe. Sie können die Stelle natürlich nicht kennen.«
Sie und Collis? Romantisch verbunden? Sie hörte, wie Collis neben ihr einen erstickten Laut von sich gab. Sie würde ihn nie mehr eines Blickes würdigen. Nie mehr.
»Oh, ich kenne das Zitat durchaus, Eure Hoheit«, sagte sie hastig. »Ich verstehe nur nicht, wie Sie auf diesen Vergleich kommen konnten. Collis und ich stammen nun wahrlich nicht aus ›zwei Häusern, beide gleich an Würdigkeit‹«.
Beide Männer waren erstaunt. Rose war mit ihrer Geduld am Ende und verdrehte ihrer fassungslosen Mienen wegen die Augen. »Gütiger Himmel, glauben Sie etwa, ich hätte die letzten paar Monate vertrödelt?«
Collis sah sie verunsichert an. »Aber … aber man hat mir erzählt, dass Sie kaum lesen konnten, als Sie zu den Liars gestoßen sind.«
»Richtig, aber ich habe schnell aufgeholt. Lady Raines hat mich in Etikette und Mathematik unterrichtet und Lady Etheridge in Literatur und Geschichte.«
Collis schien völlig durcheinander. »Wann?« Er starrte sie an. »Sie haben an allen Kursen teilgenommen, die ich selber auch besucht habe und an ein paar, an denen ich nicht teilgenommen habe. Sie arbeiten in der Schule, um sich Kost und Logis zu verdienen, und Sie sagten, dass Kurt Ihnen Extrastunden in der Arena gibt.«
Sie zuckte unbehaglich die Achseln. »Manchmal hat der Tag weniger Stunden, als mir lieb ist, aber offen gesagt empfinde ich das alles nicht als richtige Arbeit. Als ich noch Hausmädchen war, war ich oft schon vor Tagesanbruch auf und habe bis weit nach Mitternacht gearbeitet.«
Collis dachte peinlich berührt an seine eigenen Leistungen. Dieses Mädchen da hatte ihre Tage damit verbracht, aus Angst vor Schlägen oder einem Rausschmiss pausenlos zu arbeiten. Dieses Mädchen da wusste, was es hieß zu überleben.
» Wenn du dich nicht ständig mit Miss Lacey messen würdest, wärst du erst gar nicht so weit gekommen.« Dalton hatte absolut Recht gehabt. Verdammt nochmal.
Der Prinz klopfte sich ungeduldig mit der ledernen Rolle auf den Oberschenkel. »Nun, wenn wir mit unseren Geschichten jetzt fertig sind, dann würde ich Ihnen gerne meinen Plan erläutern.«
Collis und Rose zwinkerten. »Ihren Plan , Eure Hoheit?«
George faltete die Hände vor dem Bauch und lächelte milde. Er sah wie der dicke Humpty Dumpty aus einem von Collis’ alten Bilderbüchern aus. Die Vorstellung tat Collis Seelenfrieden nicht gerade gut. Es hatte mit Humpty Dumpty kein gutes Ende genommen.
»Mein Plan sieht vor, dass wir diese Zeichnungen zu einem Mann bringen, mit dem ich gut bekannt bin. Der Tunnel führt uns direkt zu ihm. Er wird sofort sehen, ob mit diesen Karabinern etwas nicht in Ordnung ist. Dann können wir entscheiden, was wir mit dem jungen Louis machen.«
»Wir?« Collis schluckte. Das Bild des zerschmettert am Boden liegenden Prinzen tauchte wieder vor seinem inneren Auge auf. »Oh nein, Eure Hoheit. Wir bringen Sie auf schnellstem Wege in den Palast zurück! Und dann informieren wir den Club von unserem Verdacht.« Er sah aus dem Augenwinkel erfreut, dass Rose heftig nickte.
George legte den Kopf schief. »Gegen den Willen des Prinzregenten?«
Collis spürte Panik aufsteigen. »Eure Hoheit, das können Sie nicht ernst meinen -«
»Ich meine es todernst. Ich brauche Ferien. Und die werde ich mir auch holen. Ich mag Sie beide, oder habe Sie zumindest gemocht, und ich habe Lust auf ein Abenteuer.« Er studierte angelegentlich seine Fingernägel. »Sicher, falls Sie mich nicht begleiten wollen …«
Collis stockte der Atem. Rose quiekte und sah ihn in reiner Panik an. Aber was konnte er schon tun? Sich zu weigern, den Prinzen in seine »Ferien« zu begleiten, wäre für sie beide katastrophal gewesen. George, der das offensichtlich wusste, seufzte glücklich und lächelte die beiden liebreizend an. »Ich erwarte, dass wir jede Menge Spaß haben werden. Sie werden den alten Forsythe mögen. Er ist zwar nicht unbedingt gesellig, aber es passt mehr Alkohol in ihn hinein als in ein Fass.«
Rose schluckte sichtbar. »Und dann - nachdem wir bei Mr. Forsythe waren - gehen wir in den Palast zurück?«
George
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