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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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im Gesicht?«
    »Wo haben Sie dieses Kleid her?«
    Sie reckte trotzig das Kinn. »Es war das dezenteste, das in diesem Haus zu finden war.« Sie zog das Schultertuch über Schultern und Dekolleté. »Abgesehen davon bin ich sittsam verhüllt.«
    Sie stand auf, drehte sich um und entfernte sich. Collis hätte sich beinahe verschluckt. Ihr Oberkörper mochte von dem Wollstoff verhüllt sein, dennoch stand kaum etwas zwischen seinem Blick und dem Rest von ihr. Als sie vor dem Feuer auf und ab ging, schien das transparente Kleid fast gänzlich zu verschwinden.
    Er hätte etwas sagen sollen. Wirklich. Ein Gentleman hätte niemals …
    Sie drehte sich um und ging erneut an den Flammen vorbei. Oh, er würde dafür in der Hölle schmoren. Seine Hosen wurden ihm eng, er rutschte unbewusst herum und ließ die zarte Gestalt keine Sekunde lang aus den Augen. Sie war perfekt. Es spielte keine Rolle mehr, dass ihre Kurven nicht ausladend waren. Den schlanken, ranken Körper in Bewegung zu sehen, verriet ihre Weiblichkeit in einer Weise, die zu erleben er nie das Vergnügen gehabt hatte. Sie war so anmutig wie eine Tänzerin, so geschmeidig wie eine Jägerin. Sie war so biegsam und kraftvoll wie eine Katze. Hätte sie plötzlich die Fähigkeit entwickelt, aus dem Stand auf hohe Aussichtsposten zu springen, es hätte ihn nicht überrascht.
    Oh ja, er war verliebt.
    Sie schien seinem Blick etwas angemerkt zu haben, denn sie blieb stehen. Zum Glück für ihn - und nur für ihn - blieb sie direkt vor dem Feuer stehen.
    »Was ist denn? Warum sehen Sie mich so an?«
    Es gelang Collis unter großen Anstrengungen, gleichgültig mit der Hand zu wedeln. »Ich starre nur ins Feuer und denke nach. Beachten Sie mich gar nicht.«
    Mit verwirrtem Gesichtsausdruck, in den sich lediglich ein leiser Anflug von Argwohn schlich, setzte Rose sich wieder in Bewegung. Collis wäre vor Dankbarkeit am liebsten auf die Knie gefallen.
    »Ist George immer noch mit Mrs. Blythe beschäftigt?«
    »Hm? Wer? Oh ja. Er hat offenbar jede Menge Spaß.«
    »Er wird es bedauern, in den Palast zurückkehren zu müssen, könnte ich mir vorstellen.«
    »Aber ich bedauere es nicht. Er hat entschieden zu viel Spaß an diesem wahnsinnigen Ausflug. Er unterhält die Hu … die Damen inzwischen schon mit Geschichten von seinen unterirdischen Abenteuern.«
    Rose lachte. »Angemessen ausgeschmückt, da bin ich sicher. Oder hat er ihnen etwa erzählt, wie wir im Tyburn fast zu Tode gekommen wären?«
    »Also, Rose! Soll das etwa heißen, Sie haben die Tunnels nicht unterhaltsam gefunden? Ich bin schockiert.« Collis lächelte sie an. Sobald es ihm einmal gelang, den Blick von ihren körperlichen Vorzügen zu lösen, staunte er gleich wieder über den Rest. »Was haben Sie mit Ihrem Haar gemacht?«
    Es war hoch aufgesteckt mit gelockten Strähnen an den Seiten, die interessante Dinge mit ihren großen Augen und hohen Wangenknochen anstellten. Selbst ihre Lippen wirkten üppig und rot, als habe sie darauf herumgebissen. Oder heftig geküsst …
    »Mein Haar?« Sie berührte es schuldbewusst. »Das war das Hausmädchen, das Sie mir heraufgeschickt haben. Es erschien mir unklug, mich mit ihr herumzustreiten. Sie hat eine ziemlich gemeine Bürste geschwungen.«
    »Sie sehen … wirklich … sehr gut aus.« Sie schien verwirrt. Sicher, sie war es nicht gewohnt, dass er ihr Komplimente machte. Vielleicht wechselte er besser das Thema. »Wie alt sind Sie eigentlich?«
    Die Frage platzte unvermittelter heraus als beabsichtigt. Er hatte immer gedacht, sie sei in seinem Alter. Aber sie sah plötzlich so zart und taufrisch aus, und wenn er nicht bald an etwas anderes dachte, brachte er sich noch in ernste Schwierigkeiten.
    »Vierundzwanzig. Und Sie?«
    Er war seltsam erleichtert. »Neunundzwanzig.«
    Sie nickte. »Oh.« Sie nahm auf dem roten Sessel Platz und faltete die Hände im Schoß.
    Es folgte eine Stille, in der Collis sich einbildete, er könne ihren Herzschlag durch das halbe Zimmer hören. Oder war es ein Pochen in seinen eigenen Ohren? Nicht an etwas Pochendes denken, du Idiot! Denk an Schnee, an die verregneten Londoner Winter, die immer weiter und weiter gehen …
    Sein Blut kühlte sich etwas ab. Exzellent. Er war während des letzten Jahres zu einem Meister der Selbstbeherrschung geworden, nicht wahr? Er war lange keiner Frau mehr nahe gekommen.
    Keiner außer Rose. Sie war ihm nah gewesen, hatte gegen ihn gekämpft, mit ihm gelernt und in der Gefahr auf ihn gezählt. Er war

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