Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
nicht. »Igitt!«
    Collis zog eine Braue hoch. »Sie sind schon seit Stunden zu Gange. Ziemlich kräftig für sein Alter. Man muss seine Standhaftigkeit bewundern.« Er zuckte die Achseln, lehnte sich zurück und schlang die gute Hand ums hochgezogene Knie. »Vermutlich liegt es in der Luft. Dieser Ort bebt vor Eros. Ich habe in der letzten Stunde nicht weniger als vier Orgasmen belauscht.« Er wedelte mit der Hand durch das Zimmer. »Einen an jeder Wand. Mrs. Blythe leistet exzellente Arbeit.«
    Es klopfte an der Tür. Collis ging hin. »Etwas zu essen!«
    Er kehrte mit dem Tablett zu ihr zurück. »Ich habe Tee, Toast und Ingwermarmelade«, sagte er gut gelaunt.
    Rose wickelte sich in die Decke und fühlte sich beim blo ßen Gedanken an etwas zu essen schon erfrischter. Sie begutachtete das Tablett mit schiefem Blick und schüttelte den Kopf. »Lassen Sie mich bloß mit diesem aristokratischen Gehabe in Ruhe. All das Geld und keine Vorstellung von richtigem Essen. Wo ist das Fleisch? Wo sind die Kartoffeln? Und wo ist das Bier?«
    Er betrachtete das damenhafte Arrangement auf dem Tablett. Es war von der Art, wie seine Mutter es immer verlangt hatte, wenn sie krank gewesen war. »Verdammt, ich wünschte, ich hätte an das Bier gedacht.«
    Sie seufzte. »Denken Sie sich nichts.« Sie schnappte sich einen Toast und biss gierig zu.
    »Ah, Rose?«
    »Mh?«
    Der erste Toast war schon weg. Er reichte ihr den zweiten und achtete auf seine Finger. »Haben Sie Hunger?«
    Sie schluckte, dann schnaubte sie. »Ich habe keinen Hunger, ich bin am Verhungern. Was für einen Tag haben wir?«
    »Donnerstag.«
    »Ah. Erlauben Sie mir, Sie etwas zu fragen - wenn Sie seit Montag kaum etwas gegessen hätten, wären Sie dann mit Tee, Toast und einer verfluchten Ingwermarmelade zufrieden?«
    Er hatte bereits gegessen. Er hatte in der Küche des Bordells eine erstklassige Mahlzeit zu sich genommen, während Rose geschlafen hatte. »Fleisch ist jetzt wohl das Richtige.« Er war fast schon zur Tür hinaus, drehte sich aber noch einmal um.
    »Wollen Sie es gebraten oder soll ich Ihnen das Vieh direkt die Stufen herauftreiben?«
    Er machte, als der Toast und ein widerwilliges Lachen auf ihn zuflogen, schnell die Tür zu.
    Rose ging zur Mitte des Raumes, nachdem Collis fort war. Ihr war sonderbar zumute. Die Unterkühlung war fort, ihre Kraft fast wieder zurück - oder würde es jedenfalls sein, sobald sie etwas im Magen hatte - und George war in Sicherheit.
    Was stimmte denn dann nicht?
    Oh du meine Güte. Collis. Sie setzte sich auf die Kante des samtenen Sessels neben dem Feuer und ließ den Kopf in die Hände sinken. War Collis jetzt auf einmal nett zu ihr? Die bloße Idee reichte aus, ihre Welt aus den Angeln zu heben. Die Rivalität mit Collis war für sie während der letzten Monate so etwas wie eine Steinmauer geworden, an die sie sich anlehnen konnte. Jetzt, wo die Mauer fort war, wusste sie nicht mehr, was sie denken sollte.
    Sollten sie jetzt Freunde werden?
    Unmöglich. Du könntest es nie ertragen, mit ihm befreundet zu sein. Aber warum nicht?
    Weil er ein Mann war? Sie war mit drei anderen männlichen Schülern befreundet, oder etwa nicht?
    Weil er adelig war? Aber sie war doch auch mit Lady Etheridge und Lady Raines befreundet, oder etwa nicht?
    Weil sie in ihn verliebt war?
    »Oh.« Sie presste die Hände an die mit einmal glühenden Wangen. »Oh, das ist es.«
    Oh ja. So sah ihre große, aufreibende, unerwiderte Obsession für Collis Tremayne aus. Natürlich. Und natürlich hatte sie das sogar vor sich selbst verborgen. War damit auch fast erfolgreich gewesen - bis zu diesem wahnwitzigen Abenteuer. Sie hätte über die Erkenntnis überrascht sein sollen, sogar fassungslos, aber so blind konnte sie sich wirklich nicht stellen. Von ihrer ersten Begegnung an hatte sie Collis Tremayne geatmet, geträumt, sich nach ihm verzehrt. Collis und nur Collis. Seine Stärken, seine Schwächen, jeder seiner Siege, die kleinste Niederlage, alles war fein säuberlich in ihrer Erinnerung katalogisiert und gehortet, wie der Bettler die Pennys hortete.
    Nun, sie würde es einfach weiterhin verbergen müssen. Man konnte Freundschaft genauso spielen wie Feindschaft, oder? Und wirklich, wie groß war die Chance, dass man sie je wieder zusammen auf eine Mission schickte? Collis war prädestiniert, am oberen Ende der gesellschaftlichen Hierarchie zu arbeiten, während sie ihre Erfahrungen als Hausmädchen nutzen sollte, um am anderen Ende der Skala

Weitere Kostenlose Bücher