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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Fesseln, die kein Mann, der noch bei Verstand war, abzuschütteln gewagt hätte … diese sehnigen Oberschenkel … rittlings auf ihm, um ihn zu reiten … athletisch, unermüdlich, endlos … Oh du lieber Gott, er war in großen Schwierigkeiten.
    »Es gibt eine Sache, die ich wirklich gerne wissen würde«, sagte Rose langsam. »Wie ist es, in einer Schlacht zu kämpfen?«

18
    Was immer Collis auch erwartet hatte, das war es nicht. Die Frage traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Wusste sie denn, bei allem was sie wusste, nicht, dass es eine stillschweigende Übereinkunft gab, den Krieg niemals zu erwähnen? Nachdem er aus dem Chelsea Hospital entlassen worden war, hatte ihn auf Etheridge House keine Seele danach gefragt.
    Aber Rose natürlich. Sie war ein wenig zu geradeheraus. Aber vielleicht war es an der Zeit, sich jener letzten Schlacht zu stellen, die in seinem Kopf tobte. Er rieb sich den Nacken und suchte nach den richtigen Worten.
    »Wissen Sie, wie ich verwundet worden bin?«
    »Sie sind vom Pferd gefallen.«
    Er lachte kurz. »Ich wurde vom Pferd geschossen.«
    Er rieb sich mit der guten Hand die Schulter des tauben Arms. »Das Schlachtfeld ist nicht so, wie Sie es aus den Erzählungen kennen. Es ist nicht großartig. Es ist nicht aufregend. Es ist einfach nur entsetzlich, laut und gefährlich. Die Kanonen dröhnen, Musketen feuern, Pferde und Männer schreien und schreien und schreien …« Er legte die Hand vor das Gesicht. Dann hob er den Kopf und zwinkerte hastig. »Das erste Mal, als ich in eine Schlacht gezogen bin, hatte ich Angst, mein geliebtes Pferd zu verlieren. Kaum dass ich fünf Minuten in der Schlacht war, hatte ich Angst, meine Freunde zu verlieren. Und dann habe ich nur noch um mein eigenes Leben Angst gehabt.«
    »Aber Sie sind geblieben und haben gekämpft.«
    »Das habe ich. Ich habe diese Schlacht überstanden und die nächste und die nächste. Ich habe zu zählen aufgehört. All die großen Schlachten und kleineren Scharmützel … Ich weiß nicht einmal, wie viele Wochen vergangen sind. Ich habe sicher irgendwie mitgezählt, aber ich erinnere mich nicht. Wir haben viel getrunken …« Er holte Luft und versuchte, sie schelmisch anzugrinsen. Er war ziemlich sicher, dass es grauenhaft aussah.
    »Und dann ist diese Kanonenkugel nicht in die eine Richtung gesprungen, sondern in die andere. Sie hüpfen, wissen Sie. Genau wie diese indischen Gummibälle. Sie sehen nicht einmal besonders gefährlich aus, als seien sie viel zu langsam, um jemanden zu verletzen. Trotzdem kann eine einzige Kanonenkugel zwanzig Mann und ihre Pferde töten, bevor sie zur Ruhe kommt.« Er setzte sich gerade auf und sah in Roses mitfühlende Augen. »Ich bin in einem Planwagen aufgewacht, der mich von der Front weggebracht hat. Ich erinnere mich an das Lazarettzelt und den Chirurgen, und dann haben sie mir diesen Mohnblumensirup eingeflößt und alles ist verschwommen. Ich habe noch versucht, ihnen zu sagen, dass mein Arm gar nicht wehtut, obwohl meine Rippen gebrochen waren und das Atmen entsetzlich wehgetan hat. Aber ich habe nur gedacht, dass mein Arm doch schmerzen müsste, wenn er gebrochen wäre. Ich bin erst in London wieder aufgewacht. Im Chelsea-Hospital. Mein erster Gedanke war, dass sie ihn abgeschnitten haben, weil ich ihn nicht gespürt habe.« Er lachte kurz. »Was für eine Ironie, denn als ich mit einem Burschen gesprochen habe, der tatsächlich seinen Arm verloren hatte, hat der mir gesagt, dass er ihn immer noch fühlen könne.«
    Rose betrachtete ihn still, ihre Hände reglos im Schoß gefaltet, ihre Augen glänzten feucht. Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen. »Ich -«
    Durch die Wand neben ihr drang ein lautes Stöhnen. Dann noch eines, lauter diesmal. Rose wich alarmiert zurück, als das Stöhnen immer heftiger wurde, begleitet vom rhythmischen Knarren eines Betts und endete schließlich in einem donnernden Orgasmus, der sogar die Flammen der Kerzen zum Flackern brachte.
    Plötzlich war alles still bis auf das leise Klirren der Gläser auf dem Sideboard. Roses Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Ihr Mund stand offen, und eine hitzige Röte war ihr in die Wangen gestiegen. Collis warf den Kopf in den Nacken und lachte, fühlte sich plötzlich von einer schwarzen, erstickenden Düsternis befreit.
    Rose legte die Hände auf die heißen Wangen. »I-ich wollte sagen«, sie musste die Stimme heben, um sein Lachen zu übertönen, »dass es mir leidtut, so viele Fragen gestellt zu haben.

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