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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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belausche sie, möglicherweise nicht ganz abwegig, denn es dauerte nicht lange, bis sie im Schloss der großen Doppeltür einen Schlüssel klirren hörten. Irgendwer hatte scheinbar abgewartet, bis sie bei Bewusstsein waren.
    Die Türen schoben sich an den Wänden entlang auf Schienen zur Seite. Collis zuckte ob der plötzlichen Helligkeit zusammen, das Licht schoss wie eine Lanze durch seinen hämmernden Schädel. Er zwinkerte hastig, wollte sehen, was auf ihn zukam, als hätte ihm das bei der Gegenwehr helfen können.
    Es war vermutlich später Nachmittag, denn das Sonnenlicht, das schräg auf den Gang fiel, hatte jenen speziellen goldenen Schimmer, der vom nahenden Sonnenuntergang kündete. Durch die schimmernden Streifen aus Staub, der im Sonnenlicht tanzte, kam eine dunkel gewandete Gestalt auf sie zu - Louis Wadsworth, gekleidet wie ein Straßenräuber, von Kopf bis Fuß in schwarzer Seide.
    »Oh du meine Güte. Habe ich etwa genauso lächerlich ausgesehen?«, flüsterte George.
    Beinahe, wollte Collis sagen, doch der Mann war immerhin der Prinzregent. »Still, Sir.«
    Louis schlenderte auf sie zu, die Hand an der Hüfte, als trüge er ein Schwert. Collis hätte die Augen verdreht, wären sie nicht fast zugeschwollen gewesen. Dann dachte er an seine verschwundene Rose und wurde wieder ernst.

    Die Fabrik war gut bewacht, aber nicht uneinnehmbar. Rose stand auf Damonts Schultern und konnte gerade so über die Mauer sehen. Das Hauptgebäude war, irgendwie übertrieben, im Stile des Mittelalters gestaltet, was dem ganzen Ensemble einen festungsartigen Anstrich verlieh, den die niedrigeren Ziegelbauten zu seinen Füßen, die sich wie ein kleines Dorf vor dem Hauptgebäude scharten, noch verstärkten. Die Mauer umschloss die gesamte Anlage samt des kopfsteingepflasterten Hofs.
    Doch das Wichtigste war der Entwässerungsgraben, den sie von ihrem Standort aus sehen konnte. Sie sprang herunter und teilte Ethan ihr Vorhaben mit.
    »Der Entwässerungskanal? Sind Sie sicher?«
    »Ja. Die meisten der Kanäle laufen unter der Straße entlang. Wenn wir die Straße, auf der wir hergekommen sind, zurückgehen, werden wir den nächsten Gully finden. Und dann können wir direkt unter der Wand hindurchmarschieren!«
    Er sah sie zweifelnd an. »Und wie kommen wir in die Fabrik? Überall sind Arbeiter. Die werden nicht verschwinden, solange es drinnen noch hell genug zum Arbeiten ist.«
    »Benutzen sie denn keine Kerzen oder Laternen?«
    Ethan war fassungslos. »Was glauben Sie, wie teuer es wäre, eine ganze Fabrik zu erleuchten?«
    »Oh stimmt.« Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Sie wissen erstaunliche Dinge, Mr. Damont.«
    Sein Mundwinkel zuckte. »Dachten Sie, ich sei schon als Spieler zur Welt gekommen?«
    »Verzeihung.« Sie kaute auf der Unterlippe. »Ich hasse es, noch länger zu warten, aber das müssen wir wohl. Aber bald geht die Sonne unter. Bei Dunkelheit wird es deutlich leichter sein, an den Nachtwächtern vorbeizukommen.«
    »Wie Sie meinen.« Ethan machte einen sturköpfigen Eindruck. »Warum informieren wir nicht einfach den Magistrat und teilen ihm mit, dass Collis gegen seinen Willen festgehalten wird?«
    Rose wedelte mit der Hand in Richtung der Festung hinter ihnen. »Wissen Sie, wem dieses Ding gehört? Louis Wadsworth!«
    Ethan zog eine Grimasse. »Wadsworth? Unangenehmer Kerl. Kann richtig fies werden, wenn er verliert.«
    »Brauchen Sie mir nicht zu sagen. Und er ist der zuständige Magistratsbeamte für diesen Bezirk, es würde uns also kaum etwas bringen, bei den Behörden Hilfe zu suchen.«
    Ethan stemmte sich seufzend von der Wand ab. »Also müssen wir den Kanaldeckel finden.«
    Es dauerte nicht lang. Den Deckel zu finden war einfach, sie brauchten nur ein Stück weit die Fabrik zu umrunden, wenn die Anlage auch sehr ausgedehnt war. Rose drehte sich nach Damont um, der nicht nachkam. »Sie sollten sich wirklich mehr an der frischen Luft bewegen.«
    Er antwortete mit einem schnaubenden Lachen und einer wedelnden Handbewegung. Endlich - auch wenn es nicht einmal eine Viertelstunde gedauert hatte - entdeckte sie in einer kleinen Seitenstraße einen Kanaldeckel. Die Sonne schien noch hell genug, um durch die Löcher den schmalen Strom auf dem Boden des Kanals erkennen zu können, der sich von der Fabrik wegbewegte. »Das ist er.« Sie sah sich um.
    Die gepflasterte Gasse lag im Augenblick verlassen da, auch wenn sie sich jeden Moment mit Fabrikarbeitern auf dem Nachhauseweg füllen konnte. »Schnell,

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