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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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in den Kerkergewölben unter einer Burg gefangen zu sein, hatte etwas Klischeehaftes an sich, das Collis wirklich störte. Aber natürlich war das hier kein richtiges Verlies. Mehr eine Art Vorratskeller, in dem sich nummerierte Lattenkisten so hoch die Wände hinaufstapelten, dass es Halterungen und Ketten bedurfte, sie am Umfallen zu hindern.
    Es war auch keine richtige Burg, sondern nur eine überladene Waffenfabrik, nicht weit von den Docks der East India Company entfernt.
    Aber die Fesseln waren echt, aus Eisen und unangenehm fest. Man hatte ihn auf Armeslänge an eine der Wandhalterungen gekettet. Der Prinz hing ungefähr zwei Meter entfernt an der nächsten Halterung fest und sah in seinem zerrissenen, fleckigen Nachtgewand eher wie ein Stück blutiges Rindfleisch aus. Er rührte sich nicht.
    Collis begutachtete ihn wieder, hielt aus seinen eigenen verschwollenen Augen verzweifelt nach einem Lebenszeichen Ausschau. Wenn er auch nur annähernd so aussah wie George, dann waren die beiden Veilchenaugen seine geringste Sorge. Sie hatten George bis zur Unkenntlichkeit verprügelt. Sein Gesicht war zerkratzt und blutverschmiert, und Collis sah seit einer Stunde zu, wie George das Blut langsam vom Kopf tropfte. Kopfverletzungen konnten tödlich sein oder das Opfer mit einem Hirnschaden zurücklassen. Collis machte sich große Sorgen.
    Und Rose war nicht da. Er wusste, dass er sich um seinen Monarchen größere Sorgen hätte machen müssen als um sie, doch die Angst um Rose raubte ihm den Atem. Die Männer, die ihn und George verschleppt hatten, waren brutale Schläger, angeheuerter Abschaum der miesesten Sorte. Vielleicht hatten sie sich Rose als eine Art Belohnung genommen.
    Ironischerweise hoffte er, dass Louis Wadsworth persönlich sie gefangen hielt. Die Tatsache, dass sie sich anderswo befand als er, deutete vielleicht darauf hin, dass man sie besser behandelte, möglicherweise wie einen Gast -
    Es waren fruchtlose Gedanken, doch er ertrug es nicht, sich etwas anderes auszumalen, er hätte sonst überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen können.
    Während er darauf wartete, dass George erwachte - was vielleicht nur ein weiterer Wunschgedanke war - zerrte er mit aller Kraft an seinen Fesseln und hörte erst auf, als er das Blut über sein linkes Handgelenk tropfen sah. Es fiel ihm nicht leicht, sich um das tote Stück Holz Sorgen zu machen, doch wenn er sich eine Vene aufriss und verblutete, war keinem von ihnen geholfen.
    Ein Kette, die nicht seine eigene war, klirrte. Er drehte sich um und sah George mit dem Kopf rollen und den Augenlidern zwinkern. »Sir!« Er wagte nicht, ihn ordnungsgemäß anzusprechen, weil ihre Häscher möglicherweise noch nicht wussten, wer er war. »Sir, wie geht es Ihnen?«
    George räusperte sich und tastete mit der Zungenspitze die geschwollenen, eingerissenen Lippen ab. »Dasch ischt eine dumme Frasche. Isch fühle misch natürlisch nischt gut.« Er schüttelte den Kopf und klappte heftig die Augen auf und zu. »Isch hab ein verdambten Tschahn verloren!«
    Collis lachte erleichtert auf. George sah ihn säuerlich an. »Nischt luschtig. In meinem Alter tschählt jeder Zahn.«
    »Nein, Sir, das ist nicht lustig. Aber es ist schön zu hören, dass sie Ihnen das Hirn nicht zu Brei geschlagen haben, Sir.«
    »Ha, fühlt sich aber verdammt so an.« Seine Aussprache wurde von Sekunde zu Sekunde klarer. Und wieder erkennbarer.
    »Sir, es wäre vielleicht klug, sich nicht wie Sie selbst anzuhören. Ich glaube nicht, dass Wadsworth -« Er musste vorsichtig sein. Er wusste nicht, ob sie vielleicht belauscht wurden.
    »Sie denken, er weiß nichts davon, dass Sie mich angeheuert haben, damit ich Ihnen helfe, seine Pläne zu stehlen?«
    Collis schnaubte. »Exakt.« Der gute alte George, scharfsinnig wie immer. Jedem Gott sei es gedankt. George hatte sogar seine Stimmlage verändert und seinem elitären, sonoren Tonfall eine nasale, hohe Note verpasst.
    »Wo ist - ah - unser anderer Freund?«
    Collis biss die Zähne zusammen. »Ich weiß es nicht.«
    »Sind Sie sicher, dass man unseren Freund verschleppt hat?«
    Collis machte die Augen zu und hatte Rose vor Augen, wie sie kämpfend zu Boden ging, ein Bild, das sich auf immer in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. »Ja.«
    »Ah.« Der Prinz verstummte. Es gab keinen Grund, noch etwas zu sagen. Sie wussten beide, welches Schicksal einer Frau drohen konnte, die in böse Hände gefallen war.
    Wie es schien, war Collis’ Befürchtung, man

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