Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
gleich organisieren lassen könntest … prima … also dann Küßchen, Paps!«
    Langsam legte sie den Hörer auf die Gabel zurück, drehte sich auf die Seite, drückte die Fäuste gegen den Mund und weinte weiter.
    Im Antiquitätengeschäft Thomas Bruckmann sah Sonja, wie Mischas Wagen vor dem Fenster hielt. Es kam so plötzlich und unerwartet, daß sie in Panik geriet, nach hinten ins Lager flüchtete und sich dort einschloß. Auch ihr Vater bemerkte den Besucher sofort, als er den Laden betrat, ließ den Kunden, der Münzen kaufen wollte und den er beraten hatte, stehen und ging Mischa entgegen wie ein Gladiator, der sich einem heranstürmenden Löwen stellen will.
    »Was ist los, Mischa?« fragte er. »Ich weiß nicht, ob es gut ist, daß Sie so einfach hier hereinplatzen. Wir haben eine Nacht hinter uns, kann ich Ihnen sagen! Meine Frau bekommt Hitzewellen, wenn Sie nur Ihren Namen hört. Und was Sonja angeht – na ja, Sie haben ja gesehen, wie sie weggelaufen ist. Alle meine Versuche, mit ihr vernünftig zu diskutieren, waren vergeblich. Sie spielt zur Zeit verrückt und ist nicht ansprechbar. Und wenn Sie von Ihnen redet … also, Schuft ist noch die sanfteste Bezeichnung, die sie für Sie findet. Sie ist völlig durcheinander. Ich habe ja gar nicht gewußt, daß meine Tochter sich derart heftig in Sie verliebt hat. Da kommt bestimmt noch allerlei auf uns zu.«
    »Ich möchte Sonja sofort sprechen.«
    »Sie sagen das, als ob es so selbstverständlich wäre. Es wird nicht gehen.«
    »Ich muß Sonja sprechen.«
    »Lieber Mischa, wollen Sie mit dem Kopf durch die Wand?«
    »In diesem Falle ja!«
    Thomas Bruckmann seufzte; Vater einer erwachsenen und soeben volljährig gewordenen Tochter zu sein, ist schon ein schweres Los. »Dann versuchen Sie es.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Ich nehme an, hinten im Lager. Aber wenn sie sich eingeschlossen hat, tun Sie mir den Gefallen und brechen Sie nicht die Tür auf.«
    Bruckmann ging zu dem Kunden zurück, der mit einer Lupe Münze für Münze betrachtete und jedes Stück mit den Abbildungen in einem dicken Katalog verglich. Münzsammler sind wie Angler, sie haben eine unendliche Geduld.
    »Dieses Stück hier«, sagte er schließlich, »römisch, rund fünfundvierzig vor Christi … ein sehr schönes Stück.«
    Bruckmann nickte abwesend. Er war in Gedanken bei Sonja. Wie muß sich ein Vater benehmen, dachte er, wenn seine Tochter ihren ersten großen Liebeskonflikt hat? War es richtig, Mischa zu ihr zu schicken? Hätte ich nicht vorher selbst einmal mit ihr reden sollen? … Nein, das müssen die beiden selber ausbaden; da hat es keinen Zweck, sich einzumischen. Verstandesmäßige Argumente kommen in solchen Fällen nicht an. Ich kann nichts weiter machen, als beide Daumen zu drücken.
    Unterdessen stand Mischa vor der verschlossenen Lagertür und klopfte, schlug mit der Faust dagegen.
    »Mach auf, Sonja!« rief er. »Hör mich doch an! Ich habe nichts verbrochen.«
    »Lügner!« kam von innen die Antwort. »Was willst du hier? Geh zu deiner Ellen!«
    »Von der komme ich gerade.«
    »Ah!« Es war wie ein Aufschrei. »Und nun klappert der Pascha seinen Harem ab!«
    »Red keinen Quatsch!« schrie Mischa zurück. »Du benimmst dich wie eine dumme Gans.«
    Der Schlüssel knirschte im Schloß. Die Lagertür sprang auf. Sonja stand dahinter, die langen blonden Haare zerwühlt, mit gerötetem Gesicht und wütenden Augen. Sie sah herrlich aus in ihrem Zorn. Für einen Augenblick hielt Mischa den Atem an; es war ein Moment der Hochspannung – so, wie einem das Herz stockt, wenn man plötzlich einem Tiger gegenübersteht.
    »Du bist das ekelhafteste Wesen, das es auf der Welt gibt«, sagte sie. »Genügt dir das?«
    »Vollkommen. Meine Antwort: Ich liebe dich.«
    »Jetzt müßte ich dir eine runterhauen!«
    »Bitte, bediene dich!« Mischa streckte den Kopf vor. Sonja wurde unsicher und trat einen Schritt zurück. Das war ein großer Fehler, denn Mischa erkannte die günstige Situation, sprang vor, trat hinter sich die Tür zu, schloß sie blitzschnell ab und ließ den Schlüssel in seine Tasche gleiten.
    Sonja hob die geballten Fäuste. Ihre Augen sprühten Funken.
    »Mach auf!« schrie sie. »Mach sofort auf!«
    »Ich denke nicht daran.«
    »Ich rufe um Hilfe!«
    »Bitte, tu dir keinen Zwang an.«
    »Einer unserer Angestellten ist Amateurboxer.«
    »Und ich bin in Judo ausgebildet. Das gibt eine schöne Schlacht.« Mischa zog sich einen alten wackligen Stuhl heran, der aus dem 17.

Weitere Kostenlose Bücher