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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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wie die eines Ackergauls, und sein Haar hing ihm wie einem Wilden in die Augen.
    Aus seiner Faust ragte ein riesiges Messer, dessen Klinge nicht blitzte, sondern langsam rot auf den Boden triefte.
    Keiner wagte zu atmen. Keiner hatte noch Luft zu schreien. Das Monster hob die massigen Arme und schüttelte die Fäuste in der Luft.
    »Buh!«, brüllte es.
    Alle Anwesenden rannten zur Hintertür um ihr Leben. Alle, bis auf Stubbs und den Wirt. Der Wirt bewegte sich nicht, weil Stubbs ihn zu Boden geworfen hatte, auf ihm saß und sich derweil ein Pint hinter die Binde kippte, das er sich während des Tumults geschnappt hatte.
    Stubbs rülpste leise. »Wurde auch Zeit, dass du kommst, Kurt.«
    »Oh, sei still, Bürschlein. Ich wollt ihnen Zeit geben, bis sie sich ordentlich fürchten. Wollt sie nicht alle umbringen müssen.«
    »Alle umbringen, das is ein guter Witz.« Stubbs lachte nervös, aber Kurt lachte nicht mit.
    »Runter mit dir, ich muss jetzt mit Mr John Sway reden.«
    »Kannst du aber nicht. Ist wie ein Mädchen in Ohnmacht gefallen. Keine Nerven, der Kerl, wenn du mich fragst.«
    Stubbs stand auf, aber der Wirt lag immer noch reglos auf dem Boden. Er stieß den Mann mit der Fußspitze an. »Himmel, ich glaub er ist tot.«
    Kurt beugte sich herab und studierte den Mann eingehend. Dann grunzte er: »Das ist er lieber nicht. Aber wenn Eros doch ist, muss ich ihn umbringen.«
    Der Trick zeigte Wirkung. John Shay bewegte sich und kam zitternd auf die Beine. Er starrte die beiden Männer an, die Augen weit aufgerissen.
    »Bringt mich nicht um! Ich hab nichts getan, ich schwör es!«
    »Aha. Das IS ja das Problem, oder nicht?« Stubbs schüttelte den Kopf. »Du hast gar nichts getan, nur denen dein Boot verkauft. Aber ich wette, du hast immer noch ein Auge drauf, nicht wahr? Du hast gesehen, was los war.«
    Shay schüttelte den Kopf. »Nein, ich hab das Boot seit Monaten dich mehr gesehen. Seit ich es diesem Franzosen-Bürschlein verkauft habe.
    »Was für einem Franzosen-Bürschlein?«
    »War ein dürres Kerlchen, mit ner hellen Stimme und ner noch helleren Art zu gehen, wenn ihr versteht, was ich meine.«
    Kurt sah Stubbs an. »Das Winchell-Flittchen persönlich, oder was denkst du?«
    »Hört sich so an. Du hast dein Boot also einer Frau verkauft, die sich als Mann verkleidet hat, und dann hast du von dem Boot nichts mehr gehört oder gesehen, he?« Stubbs stieß Sway heftig vor die Brust, und der Mann stolperte rückwärts. »Ich weiß, dass du lügst. Ihr Kapitäne gebt vielleicht die See auf, aber die See gibt euch nicht auf. Ich wette, du weißt, wo das Boot ist und wer gerade an Bord ist.«
    Sway schüttelte den Kopf, bis Kurt zu knurren anfing, und die Arme dehnte. Die Augen des Mannes fixierten das triefende Messer, und der letzte Widerstandsgeist schien ihn zu verlassen. Er sank auf eine der wenigen Bänke, die während des Aufruhrs nicht umgekippt worden waren.
    »Du hast Recht. Ich hab das Boot im Auge behalten. Es ist vielleicht kein besonderes Boot, aber es war meins. Meine Frau hat mich dazu gebracht, dass ich es verkauf und dafür die stinkende Taverne hier kauf. Jetzt bin ich bloß noch ne Landratte von Wirt.«
    Stubbs verdrehte die Augen. »Mein Herz blutet für dich. Jetzt red schon, oder dein Herz fängt auch bald zu bluten an!«
    »Ich hab das Boot seit ner Woche nicht mehr gesehn, glaub mir. Am Anfang hat sie einmal im Monat Proviant aufgenommen, hat immer nur für eine Nacht angelegt. Dann ist einer von den Kerlen, die auf dem Boot waren, hierher in die Taverne gekommen, aber das war ein Franzmann, der fast kein Englisch konnte. Er ist mit Johnny Dobb gekommen, der hier im Hafen ein Ruderboot hat und die abholt, die an Land wollen. Ich hab ihn gefragt, was los ist, und er hat gesagt, es wäre ne Crew aus dreckigen Franzosen an Bord der
Marie Claire,
die damit prahlen, dass sie irgendeinen armen Kerl unter Deck fast totgeschlagen hätten. Aber seitdem hab ich nichts mehr gehört oder gesehen.«
    »Marie Claire
? Ist das der Name von dem Boot?« Stubbs sah Kurt an, der nickte.
    »Ja, sicher. Habt ihr das nicht gewusst?« Sway beäugte sie argwöhnisch. »Wer seid ihr überhaupt? Wer hat euch geschickt?«
    Stubbs überhörte die Frage. »Wenn sie im Hafen ist, wo liegt sie dann?«
    »Aus irgendeinem komischen Grund am East-India-Dock. Müssen viel bezahlt haben, dass sie da hindürfen. Und der Matrose hat nicht so ausgesehn, als hätte er Geld zu verschwenden. Der dünne Kerl, von dem ihr gesagt

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