Die schöne Spionin
des Großteils der Londoner Elite verzeichnet waren.
Selbst er musste zugeben, dass ihre Informationen exzellent waren, wenn auch limitiert. Aber er kam kaum zum Denken.
Sie trug ihr Haar zu einem simplen Zopf geflochten, der ihn an den erinnerte, den sie zum Schlafen trug. Sie war bequem gekleidet. Das alte Kleid mit dem Blumenmuster und dem weiten Rock bedeckte, wenn sie im Schneidersitz saß, kaum die weiß bestrumpften Knöchel.
Er versuchte, gar nicht zu sehen, wie frei und schön sich ihre Brüste unter dem Musselin bewegten, was bewies, dass sie auch auf ein Korsett verzichtet hatte.
Er wollte sie bei der Hand nehmen und sie auf den Teppich ziehen, um sich den Rest des Tages mit ihr herumzurollen. Er zwinkerte und räusperte sich.
Zurück zum Geschäft.
»Wie bist du an diese Dossiers gekommen?«
Sie drehte gedankenverloren den Federhalter zwischen den Fingern und sah ihn kaum an. »Was ist ein Dossier?«
Wäre Simon nicht halbwegs überzeugt gewesen, dass sie absolut unterschiedlich waren, er hätte sich in sie verliebt. Eine Frau mit dem Verstand eines Meisterspions, den schauspielerischen Fähigkeiten eines Bühnenprofis und einem Körper, der einen Mann an alles glauben ließ…
Hätte sie sich nicht für den Verräter James entschieden, was hätte eine Frau wie sie in seiner Organisation leisten können.
»Ein Dossier ist eine Akte mit Informationen zu einer bestimmte Person, voller offizieller und inoffizieller Fakten, Klatsch et cetera.«
Er hatte endlich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie sah ihn mit verwirrter, aber beeindruckter Miene an. Er begriff ein wenig zu spät, dass das Rezitieren von Begriffsdefinitionen nicht wirklich zu seiner Rolle passte.
»Das hat Button mir erklärt«, sprudelte er verzweifelt.
»Oh.« Sie sann einen Augenblick nach. »Vielleicht sollten wir Button in unser Vorhaben einbeziehen. Er weiß schon so viel, und für die richtig guten Klatschgeschichten gibt es nichts Besseres als einen Kammerdiener.«
»Wirklich? Woher weißt du das?« Graben, immer weitergraben.
»Oh, James hatte einen, bevor er zur Armee gegangen ist.«
Kannte Agatha James schon so lang? Oder hatte James es ihr nur erzählt?
Verdammt, er wünschte, er hätte sie nur eine Stunde lang befragen können, um jedes Wort herauszubekommen, dass James je zu ihr gesagt hatte. Worte, die ihm vielleicht etwas gesagt hätten, von dem sie gar nicht wusste, dass sie es wusste.
Eine Stunde, eine erhellende Stunde und eine Dosis Opium…
Nein, er würde nicht so tief sinken, einer Frau Gewalt anzutun, egal wie verzweifelt er die Informationen brauchte.
Allerdings verzweifelte er langsam wirklich. Der Feind führte etwas im Schild, er spürte es wie Stiche auf der Haut.
Er hatte ein komisches Gefühl, so nannten es die Leute jedenfalls, wenn der Verstand auf unerklärliche Weise Informationen zusammenfügte und sonderbare Ergebnisse erzielte. Die meisten trauten solchen Gefühlen nicht.
Doch er wusste es besser. Seine Informationen waren sehr gut, und üblicherweise durchdachte er die Dinge gründlich. Aber manchmal ergaben die Fakten nur so ein Gefühl, und er hatte über die Jahre gelernt, diesem Gefühl zu vertrauen.
Irgendwas war im Gange. Er fürchtete sehr, neue Arbeit zu bekommen.
Aber Agatha wollte einbrechen gehen.
»Ich denke, ich habe unser erstes Opfer. Einen Ratgeber des Premierministers. Falls es uns gelingt, in Lord Maywells Arbeitszimmer vorzudringen, finden wir vielleicht einen Beweis, dass es sich bei Etheridge um den Griffin handelt.«
Ständig dieser verfluchte Griffin. »Ganz zu schweigen von den berühmten Maywell-Rubinen.«
Agatha sah ihn böse an. »Simon, du wirst nichts mitgehen lassen. Darauf muss ich bestehen. Du gefährdest alles, wofür ich so hart gearbeitet habe.«
»Warum?«
»Wenn sie dich erwischen, kommt heraus, dass wir nicht verheiratet sind und…«
»Nein, ich meine, warum strengst du dich so an, James zu finden? Vielleicht hat er dich absichtlich verlassen. Vielleicht hat er sich aus dem Staub gemacht und lebt woanders in Saus und Braus, ohne auch nur an dich zu denken.«
Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn. »Ich kann vermutlich nicht erwarten, dass du das verstehst. Du lebst schon so lange allein. James würde mich niemals im Stich lassen. Und ich ihn auch nicht.«
Es gab ihm zu denken, dass all diese Kraft und Loyalität einem anderen Mann galt. Insbesondere, weil ihm dieser Mann von Stunde zu Stunde verdächtiger erschien.
Er
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