Die schöne Spionin
die Arme um ihn geschlungen und zog ihn an sich, während sie großmütig gab. Ihre Hände kneteten seine Schultern, und sie wand sich rastlos unter ihm.
»Simon… bitte.«
Oh, ja. Er bewegte sich auf ihr, schob sich in die Wiege ihrer Hüften. Er spürte die Hitze ihrer Mitte durch das Kleid dringen, und seine Erektion pochte eine Erwiderung.
»Bitte… hör auf.«
Aufhören? Einen Augenblick lang schien das Wort keine Bedeutung zu haben. Dann begriff er, dass sie sich nicht rastlos unter ihm wand, sondern abwehrend.
Er hob sich ein wenig von ihr. Sie schaute über seine Schulter, das Gesicht puterrot.
Hinter sich hörte er, wie Pearson sich räusperte. Oh, zur Hölle. Ganz langsam drehte Simon sich um und sah nach hinten. Pearson stand unter der offenen Salontür, den Blick fest auf den Horizont gerichtet.
Beide Augenbrauen verschwanden fast im Haaransatz.
Simon warf Agatha einen hektischen Blick zu, aber sie war ihm absolut keine Hilfe. Sie ruinierte seine Selbstbeherrschung mit einem rotgesichtigen Kichern. Schließlich brachen sie beide in Gelächter aus.
»Madam, Mrs Trapp und ihre beiden Töchter wären hier, um Sie zu besuchen«, sprach Pearson in das Gelächter hinein.
Simon konnte nicht antworten. Er rollte von Agatha, blieb auf dem Teppich liegen, einen Arm über die Augen gelegt, und lachte hilflos.
Agatha schaffte es, zu Atem zu kommen und sagte: »Danke, Pearson. Wenn Sie Mrs Trapp bitte ausrichten würden, dass wir in wenigen Augenblicken für sie da sind.« Sie musste nur einmal kieksen.
Die Tür ging zu, und er hörte heftiges Papiergeraschel. Agatha brachte das Durcheinander in Ordnung. Er stand auf und half ihr. Vielleicht lenkte ihn das von seinen ächzenden Lenden ab.
Agatha war sorgsam darauf bedacht, ihn nicht anzusehen. Jetzt waren genaueste Überlegungen gefragt. Er hatte die Dinge beträchtlich verkompliziert, wenn auch hoffentlich nicht irreparabel.
James Cunnington rieb sich erneut die Augen, starrte hoch, sah konzentriert die Zeitungsseite an und zwang seine Augen, den Text zu fokussieren. Sein Sehvermögen war noch nicht viel besser, aber heute konnte er zumindest Buchstaben erkennen. Sie hatten ihm die Erinnerung an die geklaute Gazette nicht ausprügeln können; aber das hatte ihm die letzten drei Tage über auch nicht weitergeholfen.
Als er endlich zu sich gekommen war, hatte sein ganzer Körper geschmerzt und sein Kopf so schrecklich gepocht, dass er kaum zu atmen wagte, und er hatte viel zu verschwommen gesehen, als dass der Text irgendeinen Sinn ergeben hätte.
Er biss die Zähne zusammen und zwang sich zum Fokussieren. Die Schrift verschwamm vor seinen Augen, machte ihn benommen und wurde dann abrupt klar.
W… H… E… N.
When.
Englisch.
James sank auf seinen Strohsack, die Erleichterung war so enorm, dass sie für einen Moment sogar den Kopfschmerz vertrieb.
Das Nachrichtenblatt war auf Englisch. Was hieß, dass er sich nicht in Frankreich oder Portugal befand, sondern die ganze Zeit über zu Hause gewesen war. Falls es ihm gelang, vom Schiff zu fliehen, würde er auch einen braven britischen Fischer oder Bauern finden, der ihm half, nach London zu gelangen.
Zum ersten Mal hatte er wirklich Hoffnung, lebend da herauszukommen.
Er setzte sich wieder auf, seitlich gegen die Bordwand gelehnt, und studierte im Tageslicht, das durch einen Spalt drang, die Zeitungsblätter.
Es war ein ganzes Sortiment. Ein Mitteilungsblatt für die Bauern in der Nähe eines Küstendorfs, das seiner Ansicht nach westlich von London lag.
Ein Blatt aus einem Modejournal und erstaunlicherweise drei Seiten der London
Times.
Richtige Nachrichten! James drückte sich an die Lichtquelle und zwang seine Augen zusammenzuarbeiten. Der Bericht über eine gewonnene Schlacht ließ sein Herz rasen, die Liste mit den Namen der Toten wollte ihn das Schiff mit bloßen Händen zertrümmern lassen. Er las jedes Wort auf den Blättern in seinen Händen.
Sie waren nicht zusammenhängend, nur ein Durcheinander aus Zeitungsseiten, die Bull vermutlich als Toilettenpapier verwenden wollte. James bezweifelte, dass der stämmige Schurke in seiner Muttersprache lesen konnte, geschweige denn auf Englisch.
James las auch die Modeseite und die Landwirtschafts-Nachrichten, so hungrig wie er nach Nachrichten und nach der eigenen Sprache war. Dann las er die Seiten nochmal. Und nochmal.
Erst beim dritten Mal fiel es ihm auf. Nur ein Name in den Gesellschaftsnachrichten, der Rubrik, die ihn am wenigsten
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