Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
früher war, der Anblick, der Lärm und die Gerüche, erkannte er keine einzige Seele wieder. Nun, es waren jetzt zwanzig Jahre, und Straßenhändler hatten ein hartes, kurzes Leben.
    Ja, er spürte, wie er sich innerlich entspannte, weil dies ein Ort war, wo keiner etwas von ihm erwartete.
    Die Menschen sorgten sich wegen des Krieges, gewiss. Aber im Gegensatz zu den Anstrengungen, sich selbst und die Fa-milie die Woche über zu ernähren, bis wieder Markttag war, waren die Kämpfe weit entfernt.
    Vielleicht war es das, was er brauchte, die Konzentration auf ein unmittelbares, kurzfristiges Ziel. Agathas Geheimnis auf den Grund zu gehen, war ein guter Anfang.
    »Erzähl mir, wo du aufgewachsen bist, Agatha.«
    »Wenn du mir erzählst, wie du zu einem Dieb geworden bist.«
    Die Erwiderung kam schnell, und sie lächelte dabei, doch Simon wusste, dass es ihr ernst war. Er würde nichts aus ihr herausbekommen, solange er sich nicht selbst offenbarte. »Also gut.«
    »In Ordnung, du erzählst mir deine Geschichte, und ich erzähle dir meine.« Sie streckte ihm die Hand hin.
    Simon lächelte. »Ein Geschäft auf Covent Garden wird erst per Handschlag besiegelt, nachdem die Parteien sich zuvor in die Handfläche gespuckt haben.«
    »Äh.« Sie sah ihre Handfläche an, als frage sie sich, ob sie je wieder dieselbe sein würde. Dann sah sie hoffnungsvoll auf. »Müssen wir das tun?«
    »Nein, wir überspringen es für diesmal.« Er schüttelte fest ihre Hand. »Trotzdem ist die Vereinbarung bindend.«
    Sie nickte, und sie liefen durch das Labyrinth der Stände und Karren weiter.
    »Also gut. Ich habe den Sohn eines reichen Mannes vor einer Entführung bewahrt, und der Mann hat mich zur Belohnung…«
    »Zur Schule geschickt« hätte er fast gesagt, doch er bremste sich im letzten Moment.
    »In allem ausgebildet, was mit Schlössern, Geldschränken und dem Durchbrechen massiver Befestigungsanlagen zu tun hat.«
    Agatha wirkte ein bisschen zweifelnd. »Und das sollte eine Belohnung sein?«
    »Für einen Jungen, der seine Tage damit verbringt, in Kamine zu klettern, um nicht verhungern zu müssen, und der nachts auf der Straße schläft, schon.«
    »Was war mit deiner Mutter? Wo war sie?«
    Seine Mutter hatte ihm die Türe vor der Nase zugeschlagen. Sie hatte verzweifelt versucht, ihr Kind zu ernähren, aber so verzweifelt, dass sie ihre »Besucher« vor den Augen des Sohnes bedient hätte, war sie noch nicht gewesen.
    Er konnte immer noch die Scham in ihren Augen sehen, als sie ihm für die nächsten paar Mahlzeiten eine Kupfermünze in die Hand gedrückt und ihn Nacht für Nacht aus dem schmutzigen Zimmer geschoben hatte. Es tat immer noch weh.
    »Meine Mutter war… für mich damals verloren.«
    Agatha sanfte Hand auf seinem Arm holte ihn aus seinen Erinnerungen. »Das tut mir Leid, Simon. Ich habe meine Mutter verloren, als ich noch sehr jung war. Ich weiß, dass der Schmerz nie wirklich vergeht.«
    Simon schüttelte den Kopf, verneinte schnell und heftig. Er wollte kein irregeleitetes Mitgefühl. »Sie war damals noch nicht tot. Damals noch nicht. Nicht bevor…« Er sah einen Moment lang weg. »Ich glaube, sie hat es sich vielleicht gewünscht, manchmal. Aber sie hat trotzdem weitergekämpft. Ich bin sicher, sie dachte, es würde eines Tages vorbei sein. Dass sie ihren Lebensunterhalt und meinen irgendwann nicht mehr zusammenhuren musste.«
    Er wartete auf ihre Abscheu. Sie kam nicht. Ihre Augen waren sanft wie die eines Täubchens. Die Einsamkeit versetzte ihm einen Stich, begleitet von der plötzlichen Sehnsucht nach ihrer Wärme. Warum konnte diese Frau nicht jemand anders sein?
    Eine ganz normale, ohne Geheimnis. Ein Frau, die nicht an einen Mann gebunden war, der immer mehr zu Simons Feind wurde.
    Agatha beobachtete sein Gesicht. Simon sah weg. »Wo war dein Vater?«
    Er sah sie wachsam an und beschloss es zu riskieren. Ein kalkuliertes Risiko, kein Versuch, ihr sein wahres Selbst zu enthüllen. Natürlich nicht.
    »Wer
war mein Vater, wolltest du sagen. Als Kind habe ich mir alle möglichen Männer vorgestellt. Gentlemen, Lords, sogar den König persönlich.«
    Sie sagte nichts, zeigte aber auch kein Missfallen. Er fuhr fort.
    »Die Kunden meiner Mutter kamen immer nur aus den niedrigsten Schichten, sofern sie gerade ein paar Münzen hatten. Der Rattenfänger, der Lumpensammler oder der Gänsehirte. Das ist die Quelle, der ich vermutlich entstamme.«
    »Simon? Warum hast du…«
    »Jetzt bist du dran«, sagte er

Weitere Kostenlose Bücher