Die schöne Spionin
nicht James’ Mätresse? Warum suchte sie…
Es pochte in einiger Entfernung. Jemand war an der Haustür und begehrte zu sehr später Stunde Einlass. Simon war besorgt.
Seine Männer wussten, wo er war. Hatte es im Club Probleme gegeben? Mit einem seiner Männer?
Simon stellte Agatha auf die Füße und drückte ihr einen hastigen Kuss auf die Stirn.
»Wir sind hier noch nicht fertig. Ich bin gleich wieder da.«
Er zog die Breeches an und lief aus dem Zimmer. Vom oberen Treppenabsatz aus sah er Pearson, der in Hausmantel und Schlappen an der Tür stand.
Der Butler hatte nur einen Spalt breit geöffnet und war offenbar gerade dabei, jemandem den Eintritt zu verwehren. Dann stolperte er mit einmal rückwärts, und ein Mann stürzte aus dem Regen herein.
Ein Mann, der so dünn aussah, als spanne sich die Haut direkt über die Knochen. Ein Mann, der so zerschlagen und schwach war, dass er sich nach seinem wuchtigen Stoß gegen die Tür kaum auf den Beinen halten konnte. »Aggie!«, schrie er heiser.
Simon hätte seinen alten Freund fast nicht wiedererkannt.
»James!«, kam Agathas Stimme atemlos von hinten. Simon schaute zu, wie Agatha an ihm vorbei die Treppe hinunterlief und sich James in die Arme warf. James hielt sie fest umklammert und stützte sich auf sie, geschwächt wie er war. Die beiden standen aneinander geschmiegt in dem Kreis aus Licht, den Pearsons Kerze warf, während Simon oben in der Dunkelheit zurückblieb.
Der Schmerz war erstaunlich. Aber was hatte er erwartet? Dass sie brav neben ihm stehen blieb, während er James die Fakten erläuterte?
Und was sollte er überhaupt sagen? »Schön, dich zu sehen, alter Junge. Ich hab dir die Frau ausgespannt. Und übrigens stehst du wegen Hochverrats unter Arrest. Wahrscheinlich muss ich dich umbringen.«
James drückte Agatha an sich, dann wich er zurück, um ihr ins Gesicht zu sehen. Als er begriff, dass sie offensichtlich frisch aus dem Bett eines Liebhabers kam, weiteten sich seine Augen.
»Aggie? Was soll das?«
Ah, das war sein Stichwort. Simon lief die letzten paar Stufen hinunter.
»Hallo, James.«
»Simon? Was machst denn du hier?« Dann realisierte er Simons Befindlichkeiten, und seine eingesunkenen Augen wurden mordlüstern.
»Du Ratte!
Was hast du mit meiner Schwester gemacht?«
Schwester?
Oh, nein.
Die Ungeheuerlichkeit seines Fehlers ließ Simon ehrfürchtig vor der eigenen Dummheit erschaudern.
Zur
Hölle,
verdammt und verflucht!
Er, Simon Rain, hatte gerade die Schwester des Griffin entehrt.
Kapitel 15
James’ Stimme, die Simon beim Namen nannte, bohrte sich in Agathas Glück. Sie löste sich aus der Umarmung ihres Bruders und sah von einem zum anderen, während ihr Lächeln schwand.
»Jamie? Ich verstehe nicht. Wie kannst du Simon kennen?«
Ihr Bruder warf ihr einen entsetzten Blick zu, dann wandte er sich barsch an Simon. »Du bist
undercover
hier? Bei meiner
Schwester
?«
Er tat einen torkelnden Schritt auf Simon zu und holte mit der Faust aus, doch seine Beine gaben unter ihm nach. Simon fing ihn auf, als er zusammensackte.
Agatha schaute Simon an. »Wovon redet er da? Was soll das heißen,
undercover
?«
Simon sagte nichts, doch als er Agatha ansah, waren seine Augen dunkel.
James antwortete für ihn, die Stimme heiser und vor Zorn bebend. »Es heißt, dass er hier einen Job macht, der Lump. Es heißt, dass er dich
ausgekundschaftet
hat, während er hier war.«
Agatha schüttelte den Kopf. »Nein, Jamie. Ich habe schon vor Wochen herausgefunden, dass Simon ein Dieb ist. Ich wusste, dass du nicht glücklich darüber sein würdest, aber…«
»Ich bin kein Dieb, Agatha.« Simon streckte die Hand nach ihr aus und ließ sie wieder sinken. »Ich bin ein Agent des Geheimdienstes. Ich bin hier, um deinen Bruder dingfest zu machen.«
Dingfest machen, ihren Bruder? Agatha sah die beiden Männer an. »Ich möchte jetzt wissen, was hier los ist. Aber Jamie ist krank. Er muss ins Bett, und wir müssen einen Arzt rufen.«
»Nein!«, riefen beide Männer gleichzeitig.
Dann schüttelte Jamie den Kopf. »Nein, Aggie, später vielleicht. Erst erklärt ihr beide mir, was das soll. Sofort.«
Pearson trat vor und sah in seinem Hausmantel majestätisch wie immer aus. »Soll ich ein paar Erfrischungen bringen, Madam? Und vielleicht eine wohltuende Brühe für Mr…« Er wies auf Jamie.
»Ja, Pearson. Ich denke, mein Bruder könnte eine heiße Brühe vertragen und vielleicht etwas Brot.«
»Und eine Decke«, sagte James. »Und
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