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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Vaterland aufgeopfert hatte.
    Das würde sie zerstören. Sie verabscheute sich schon jetzt dafür, dass sie ihr eigenes Heimatland hasste, weil es ihr Simon wegnahm.
    Warum hatte sie sich nicht in einen simpleren Mann verliebt? Jemanden wie den fröhlichen, unkomplizierten Collis Tremayne?
    Sie stellte ungerührt fest, dass sie nicht an die heiß ersehnte Einladung nach Etheridge House gedacht hatte. Sie hätten genau jetzt dort sein müssen, sie beide, Mortimer und sie.
    Aber Mortimer würde nie mehr auf einer Gesellschaft erscheinen. Er war tot, genauso tot wie die Chance auf ein glückliches Leben mit Simon.
    Tot…
    Natürlich.
    Sie lief schnell an ihren kleinen Sekretär und nahm einen Bogen Papier aus der Schublade. Wenn sie sich beeilte und Harry gleich losschickte, dann schaffte sie es noch in die morgige Ausgabe.
    Sie wünschte sich nur, sie hätte dabei sein und Simons Gesicht sehen können.
    Simon war nicht in der Stimmung, sich in Geduld zu üben, als er sich am nächsten Morgen durch den Londoner Verkehr kämpfte. Er war heute später dran als sonst, nachdem er viele schlaflose Stunden damit verbracht hatte, an Agatha zu denken.
    Die Gehsteige wimmelten vor Fußgängern, die Straßen waren von Kutschen und Karren blockiert. Ganz London war geschäftig.
    Simon knurrte, als ihm schon wieder ein entgegenkommender Mann gegen die Schulter rumpelte.
    »Tschuldigung, Chef«, sagte eine vertraute Stimme.
    Simon warf hastig einen Blick über die Schulter, um Feebles’ krumme Gestalt in der Menge verschwinden zu sehen. Er wurde weder langsamer, noch reagierte er sonst wie sichtbar, er schob nur die Hand in die Innentasche seines Jacketts.
    Seine Finger stießen auf knisterndes Papier. Papier, das noch nicht da gewesen war, als er kurz zuvor das Haus verlassen hatte.
    Simon passierte den Eingang des Liar’s Club mit immer noch ungeduldigem Schritt und würdigte die gotische Fassade keines Blickes.
    Doch er entspannte sich augenblicklich. Hier war er der respektierte Anführer, nicht der Bastard von Kaminkehrer, nicht der Mann von niederer Herkunft, der eine Lady ruiniert hatte.
    Verflucht sollte sie sein, so mit seinen Erinnerungen zu spielen, ihn an jenen Mann denken zu lassen, den er vor Jahren hinter sich gelassen hatte, und ihn dazu zu bringen, sich zu diesem Mann zu bekennen. Er hatte alles vor ihr ausgebreitet, ihr seine schlechtesten Seiten gezeigt…
    Und sie hatte immer noch behauptet, ihn zu lieben.
    Simon schob sie weg, aus seinen Gedanken und aus seinem Herzen. Hier war er mehr wert.
    Er war der Magier.
    Er fühlte sich schon um einiges besser und schlenderte zur Küche, die bereits von Backwaren dampfte und warm und einladend war.
    Er schnappte sich ein frisch gebackenes Brötchen von dem Blech, das auf dem massiven vernarbten Holztisch im Zentrum des Raums auskühlte. Kurt drehte sich grunzend um, aber da hatte Simon das Brötchen schon in die Backe gestopft und stand mit leeren Händen da.
    Er brachte sogar noch seinen traditionell flapsigen Gruß zu Wege, bevor er die Küche in Richtung des Büros verließ.
    Der alte Knabe war noch nicht da – Jackhams schmerzende Knochen fanden dieser Tage nur schwer aus dem Bett – aber das störte Simon nicht weiter. Er hatte Lesestoff dabei.
    Er setzte sich auf Jackhams altes Sofa und zog Feebles’ Geschenk aus der Tasche.
    Es war die Zeitung von heute, aufgefaltet bei den Familienanzeigen. Jemand hatte geheiratet, hatte ein Kind bekommen oder war gestorben. Jemand, der für den Liar’s Club von Interesse war.
    Simon ging die Namen durch und fuhr mit dem Finger die Spalten hinunter. Als er die Stelle gefunden hatte, klappte ihm tatsächlich für einen Moment der Mund auf. Doch dann knirschte er wütend mit den Zähnen und ballte die Fäuste. Die Zeitung in seiner Hand war nur noch ein knitteriger Ball.
    Es war tatsächlich jemand gestorben.
    Er.
    Agatha hatte Mortimer Applequist ermordet.
    »Die Ratte hat es nicht verdient, zu leben!«
    »Ich weiß, Aggie, aber…«
    James rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. Kein gutes Zeichen. Das machte er nur, wenn er kurz davor stand, die Geduld zu verlieren. Agatha wappnete sich gegen seine Missbilligung. Niemand hatte ihr zu sagen, wie sie ihr Leben zu leben hatte. Nicht einmal ihr geliebter Bruder.
    James holte tief Luft und lächelte sie über den kleinen Tisch in seinem Zimmer an, wo sie gemeinsam beim Frühstück saßen. Agatha zog die Augen zusammen und zeigte mit ihrer beladenen Gabel auf

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