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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Du bist meine Familie.«
    Ihr Lächeln löste sich abrupt in Tränen auf. James zog sie an sich. Sie rollte sich auf seiner Decke zusammen und steckte den Kopf an seinen Hals.
    Er hätte sie nie so lang alleine lassen dürfen. Wäre er ihr ein richtiger Bruder gewesen, dann wäre nichts von alledem geschehen. Sie wäre nie ohne jeden Schutz nach London gereist, sie wäre niemals ruiniert worden…
    »Agatha, wir müssen über deine Zukunft sprechen. Wie viele Leute wissen, dass Simon nicht Mortimer Applequist war?«
    Sie schniefte, dann zuckte sie die Achseln. »Niemand.«
    »Nicht einmal die Dienstboten?« Das waren exzellente Neuigkeiten.
    »Nein. Pearson hegt seit letzter Nacht vielleicht einen Verdacht, aber er würde nie ein Wort sagen. Der Rest der Welt glaubt es aus ganzem Herzen. Simon war sehr überzeugend, nachdem ich…« Sie hielt inne und presste die Lippen aufeinander.
    James beäugte sie aufmerksam. »Was ist los?«
    Agatha wurde rot vor Zorn. »Mir wird gerade etwas klar. Er hat nie Benimm-Unterricht gebraucht, oder?«
    James hätte fast laut aufgelacht. »Simon? Gütiger Himmel, nein! Er wäre in jedem Ballsaal als Gentleman durchgegangen.«
    Das war anscheinend nicht besonders gelungen formuliert, denn Agathas Zorn wuchs nur noch.
    »Diese… diese Ratte!« Sie griff nach einem Sofakissen und schleuderte es gegen die Wand. »Und ich habe seine Hand in meine genommen und ihm gezeigt, wie man eine
Gabel
hält! Dieser unglaubliche Schuft… Halunke…
Bastard?.«
    James zwinkerte ungläubig. »Das hat er dir erzählt?«
    »Wenn ich diesen Mann jemals wiedersehe, dann
bringe
ich ihn um! Und wenn ich ihn nicht wiedersehe, dann bringe ich ihn
trotzdem
um.« Das nächste Kissen flog gegen die Wand, und eines der Bilder wackelte. »Da fehlt ein Kissen.«
    Agatha ließ sich wieder in die Polster sinken. »Ich habe Mortimer erschaffen«, murmelte sie. »Da kann ich ihn genauso gut wieder…«
    »Aggie, bitte konzentriere dich. Hat Simon dir erzählt, dass er ein uneheliches Kind ist?«
    »Was? Ja, natürlich. Er hat mir alles über seine Mutter erzählt und dass er draußen auf der Straße schlafen musste…« Sie schaute ihn an und wurde blass. »Oder hat er das auch erfunden?«
    »Nein, Aggie. Das hat er nicht.« Lieber Gott, Simon hatte ihr von seiner
Mutter
erzählt? Nicht einmal James kannte die Einzelheiten.
    Das konnte nur eines bedeuten.
    Zum ersten und einzigen Mal in all den Jahren, die James ihn nun kannte…
    … war Simon verliebt.

Kapitel 16
    Nachdem sie den Großteil des Tages mit Jamie verbracht hatte, hatte Agatha ihren Bruder schließlich überredet, früh am Abend zu Bett zu gehen. Jetzt lief sie rastlos in ihrem eigenen Schlafzimmer umher und übersah ihr Bett geflissentlich, obwohl sie Jamie gesagt hatte, sie sei gleichfalls müde und müsse sich zurückziehen.
    Der Zorn drohte sie zu überwältigen, doch sie klammerte sich an die Kraft, die er ihr gab und nährte ihn, indem sie an Simons Lügen dachte.
    Denn Simon konnte sie nicht heiraten, und sie konnte ihn nicht dazu zwingen. Hätte er irgendeinen anderen Grund angeführt, sie hätte vielleicht einen Weg gefunden, ihm seine Entscheidung auszureden, doch er wehrte sich gegen die Heirat, weil er seinem Land dienen wollte.
    Sie hätte fast alles getan, um Simon zu bekommen, gelogen, gestohlen und ihre längst ernstlich gefährdete Seele endgültig zur Hölle geschickt.
    Aber er war zu wichtig für England, seinem Land zu ergeben.
    Welche sterbliche Frau konnte da mithalten? Welche Frau wollte gegen England konkurrieren?
    Hätte sie es wirklich ertragen, ein Leben lang an zweiter Stelle zu stehen? Sie machte sich keine Illusionen, was ihre Selbstsucht anging.
    Sie hätte es irgendwann gehasst, und der Hass würde größer und die Liebe kleiner werden, so lange, bis sie den bloßen Anblick seiner mit Zahlen und Formeln bedeckten Papiere gehasst hätte…
    Nein… das waren ja Papas mathematische Berechnungen, die sie da vor Augen hatte.
    Waren Papa und Simon einander ähnlich? Hatte sie den fatalen Fehler begangen, sich in einen Mann zu verlieben, der ihr nur gleichgültige Aufmerksamkeit und geistesabwesende Zuneigung schenken konnte?
    Gütiger Himmel, sie musste verrückt sein!
    Doch ließ sich nicht leugnen, dass sie es getan hatte. Und wieder tun würde.
    Simon brauchte nur den Finger zu krümmen, und sie würde freudig ihr Leben wegwerfen – für die paar Fetzen, die noch von ihm übrig waren, wenn er sich im Spionagedienst fürs

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