Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
hübschen Tand.«
    Die Frau tat, als seien alle englischen Damen Wiederkäuerinnen und mit Getreide und Heu großgezogen worden. Dass die modische Welt Englands sklavisch die Franzosen kopierte, wo immer es ging, schien ihr gänzlich entgangen zu sein.
    Sicher, die Trapp-Töchter wirkten recht schwerfällig, mit ihren eckigen Gesichtern und den großen, braven Augen. Im Moment zwinkerten beide langsam in Agathas Richtung und bewegten die Kiefer beim Kuchenkauen von einer Seite zur anderen.
    Ein Kichern arbeitete sich Agathas Kehle hinauf, und sie sah sich verzweifelt nach einer Rettungsleine um.
    »Ihre Töchter sind ja so… einnehmend, Mrs Trapp. Haben Sie schon Heiratskandidaten im Sinn?«
    Mrs Trapp schwoll vor Stolz die Brust. »In der Tat, ja, Mrs Applequist. Nach all den Anträgen, die wir für die beiden haben, überlegen mein Mann und ich bereits, ob wir ihnen eine zweite Ballsaison gewähren. Man muss seinen Kindern bestmögliche Optionen verschaffen.«
    Dann machte die Dame mit einmal ein selbstgefällig entsetztes Gesicht und wandte sich entschuldigend an Agatha. »Es tut mit so Leid, meine Liebe, Ich hatte ganz vergessen, dass Sie das Wunder, eigene Kinder zu haben, nie erleben werden.«
    Der Schmerz setzte augenblicklich ein. Er schoss Agatha wie ein eisiger Speer ins Herz, blieb da und verströmte eisige Schauer.
    Eigene Kinder.
    Mrs Trapp fuhr fort und verbreitete sich über den Mangel an jungen Männern auf dem Heiratsmarkt, jetzt wo so viele im Krieg gefallen waren, aber Agatha hörte nicht mehr zu.
    Es war wahr. Sie würde niemals Kinder haben, denn trotz des Unabhängigkeitssinns, den sie Simon und James gegenüber an den Tag legte, wusste sie genau, dass sie nie einen anderen Mann heiraten konnte, als den, dem sie ihr Herz geschenkt hatte.
    Den Mann, der sie nicht heiraten würde, nicht heiraten konnte.
    Es würde für sie keine Söhne mit himmelblauen Augen und dickem schwarzen Haar geben. Keine lachenden Töchter, die auf Appleby in ganze Berge aus rosa Blütenblättern sprangen.
    Agatha drehte sich weg und suchte eine Zuflucht vor dem Schmerz, der in ihr wuchs. Und in Mrs Simpsons ruhigen Augen fand sie eine.
    »Beatrice Trapp ist eine Närrin«, sagte Clara gelassen, »aber sie meint es nicht böse.«
    »Ich weiß«, sagte Agatha. Sie fühlte sich, als schnüre ein Riemen ihr das Herz ab. »Es war mir nur gar nicht in den Sinn gekommen…«
    Sie hielt inne und schüttelte den Kopf.
    Mrs Simpson nahm sie bei den Händen. »Und wenn doch nicht alle Hoffnung verloren ist? Es besteht doch vielleicht eine Chance, dass Mr Applequist Ihnen etwas von sich hinterlassen hat?«
    Vielleicht. Agatha hatte noch nicht darüber nachgedacht. Nicht vor jener magischen Nacht und danach auch nicht, in all dem Durcheinander aus Zorn und Schmerz.
    Aber es bestand eine Chance…
    Und vielleicht war noch mehr möglich.
    Sie konnte dafür sorgen, dass Simon ihr etwas von sich hinterließ, bevor die Pflichterfüllung ihn ihr endgültig wegnahm.
    Ihr Herz war voller Entschlossenheit, und die Enge ließ etwas nach. Sie hatte ihre Hoffnung auf Liebe und Ehe dem gefräßigen Feuer der Pflichterfüllung geopfert, aber sie musste ihre Hoffnung auf Mutterglück nicht noch dazugeben.
    Der zeitliche Spielraum war eng. Wenn sie innerhalb der nächsten paar Wochen schwanger wurde, dann würde man das Kind als einen Segen ansehen, als einen Teil ihres verstorbenen Ehemanns, der bei ihr geblieben war.
    Sie konnte das Kind nach Appleby bringen, und niemand würde je die Wahrheit erfahren. Nicht einmal Simon. Sie konnte eine Geschichte erfinden und den Leuten im Dorf von einer schnellen Kriegshochzeit erzählen. Das passierte alle Tage. Und wenn Jamie die Geschichte mittrug – was er ohne Zweifel tun würde – konnte keiner es wagen, daran zu zweifeln.
    Neue Kraft ließ sie den Kopf heben.
    Mrs Simpson sah sie aufmunternd an. »Halten Sie sich eine Weile an der Hoffnung fest. Das wird Ihnen Kraft geben.«
    Dann trat sie zurück und sagte etwas lauter: »Sie sind ein wenig blass, Mrs Applequist. Meine Damen, ich glaube, wir haben Mrs Applequist für heute genug getröstet.«
    Als ob man ein Netz voller Vögel aufgeschnitten hätte, schwärmten die Damen aus dem Salon, froh der Dunstglocke der Trauer zu entkommen und anderswo weiterplaudern zu können. Mrs Simpson ging als Letzte, und Agatha streckte ihr überschwänglich die Hand hin.
    »Danke. Sie haben mir mehr geholfen, als Sie wissen können.«
    Die Dame schien erfreut, und

Weitere Kostenlose Bücher