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Die schöne Spionin

Die schöne Spionin

Titel: Die schöne Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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die Giebel und erreichte die Stelle, an der sein Seil verhakt war. Langsam ließ er sich an der steinernen Hauswand in den zweiten Stock hinab. Es folgte ein schneller Balanceakt den Sims entlang, mit dem die Leute – Gott segne sie dafür – so gerne ihre Häuser dekorierten.
    Das Fenster war natürlich versperrt. In Feebles’ Bericht hatte auch nichts darauf hingewiesen, dass Etheridge ein Dummkopf war. Es war ein sehr schönes Schloss, den Reichtümern, die sich drinnen mutmaßlich befanden, durchaus angemessen.
    Glücklicherweise hatte Simon diese Art von Schlössern schon gemeistert, als er sich noch nicht einmal hatte rasieren müssen. In weniger als einer Minute war er in dem stillen Raum und gewöhnte seine Augen an die riesigen Räumlichkeiten.
    Ein Haus von dieser Größe war leichter zu bearbeiten als eines, das so klein war wie Agathas. Bei so ausgedehnten Räumlichkeiten war vom Schlafzimmer aus nicht zu hören, dass jemand schnell das Arbeitszimmer durchsuchte.
    Die Nacht war verdammt dunkel, und Simon hatte nicht einmal mehr das Licht, das die Lichter der Stadt auf die tief hängenden Wolken warfen.
    Es ging nicht anders. Er musste eine Kerze entzünden. Er hoffte nur, dass im Kamin noch ausreichend heiße Kohlen lagen, um das Schwefelholz zu entzünden. Mit dem Flintstein dauerte es viel zu lange, bis das Hölzchen brannte. Er zog das Schwefelholz und den Kerzenstumpen aus der Tasche, dann hielt er inne.
    Es war jemand im Raum. Simon hatte nichts gehört und außer Büchern, Tinte und Leder nichts gerochen.
    Doch er wusste es. Er war nicht allein.
    Er hatte gerade einen Schritt zurück zum Fenster getan, als er ein Scharren vernahm und eine Flamme seine geweiteten Pupillen blendete.
    »Mr Applequist. Wie nett, dass Sie vorbeischauen. Oder soll ich Sie lieber ›Mr Rain‹ nennen?«
    Hätte Agatha es nicht besser gewusst, sie hätte annehmen müssen, dass Simon absichtlich so lange ausblieb, um sie zu ärgern. Hier saß sie nun, bereit ihn erneut zu verführen, und er war nicht da.
    Wieder.
    Also wirklich, Männer und ihr Timing!
    Obwohl sie gerade dran war, warf sie die Karten weg und verließ den Tisch.
    »Oh, du meine Güte, und das ausgerechnet dann, wenn du am Gewinnen bist«, sagte Jamie gedehnt. »Was hat er denn jetzt wieder angestellt?«
    »Er verspätet sich.«
    »Also, er läuft schließlich nicht mehr in kurzen Hosen herum, Agatha. Ich glaube er kann da draußen in der großen bösen Welt gut auf sich selber aufpassen. Und falls er überlebt, dann geht er morgen früh vermutlich gleich wieder aus.«
    Agatha war über seinen Mangel an Zutrauen immer noch verärgert und gab keine Antwort. Sie war heute Abend nicht in der Stimmung für Witze und Sticheleien.
    Der heutige Abend markierte nach Agathas Ermessen ihren endgültigen Abstieg in die Sittenlosigkeit. All ihre Tricksereien, all ihre Manipulationen waren nichts, verglichen mit dem, was sie jetzt zu tun beabsichtigte.
    Sie würde sich ein Kind stehlen.
    Sie machte sich nicht die Mühe, sich einen vernünftigen Grund zurechtzulegen. Simon eines Kindes wegen zu verführen, hatte nichts Nobles oder Selbstloses. Es diente keinem höheren Interesse, nur ihrem eigenen.
    Er würde sie hassen, falls er es je herausfand. Sie würde Jamie auf ewiges Schweigen einschwören müssen, was die Kluft zwischen den beiden Männern nur weiter vertiefen würde. Agatha würde auch diese Schuld auf sich nehmen.
    Sie würde das Kind nach Appleby bringen und den Rest ihrer Tage damit zubringen, pflichtschuldig Wolle und Apfelwein herzustellen. Was ihr vor wenigen Tagen wie eine Gefängnisstrafe erschienen war, schien jetzt die einzig mögliche Buße für ihr Verbrechen.
    Aber jeder Tag mit Wollfett in den Haaren und Apfelschalen in den Schuhen würde es wert sein.
    Wenn nur der verfluchte Mann endlich nach Hause gekommen wäre.
    Simon lümmelte auf einem Samtsessel und bewegte einen Kristallschwenker mit unglaublichem Brandy in der Hand. Zudem hatte er es warm und trocken, was er unter anderen Umständen als Gipfel des Wohlergehens empfunden hätte.
    Doch es war etwas schwierig, sich zu entspannen, wenn eine Pistole auf den eigenen Kopf zielte.
    Dalton Montmorency lümmelte ebenfalls herum. Seine Füße ruhten auf einem Schreibtisch aus massivem Mahagoni und in den Fingern der linken Hand hing ebenfalls lässig ein Schwenker.
    Seine rechte Hand hielt die glänzende Pistole, die Simon den Seelenfrieden raubte. Sogar als Dalton den Kopf in den Nacken legte und

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