Die schöne Teufelin
wollen? Warum bloß?
Es sei denn, ihr Onkel hatte sie auf ihn angesetzt.
Doch bestimmt würde Lord Maywell niemals ein unschuldiges Mädchen für seine Zwecke missbrauchen. Oder vielleicht doch? Maywell wirkte manchmal zu allem fähig.
Zum ersten Mal kam Ethan der Gedanke, dass Jane und ihre Kusinen in Gefahr waren, wenn sie im Hause eines Verräters lebten. Das galt umso mehr, wenn Maywell tatsächlich der Kopf der Verräterbande war, wie die Liars vermuteten. Der Gedanke daran, dass Jane in Gefahr sein könnte, war unerträglich. Beschützerinstinkt machte sich in Ethan breit. Es war eine ungewohnte Empfindung. Seine Kiefer mahlten, und ihm wurde fast schwindelig. Vielleicht verließ er deshalb den Laden und eilte mit großen Schritten zu jenem Ort, den nie wieder in seinem Leben zu betreten er geschworen hatte.
Der stämmige Türsteher des Liar’s Club begrüßte ihn zweideutig: »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
Ethan starrte den jungen Mann wütend an. »Sagen Sie Tremayne, ich bin dabei.«
Collis freute sich wie ein Schneekönig. »Ich wusste, dass du es dir noch einmal überlegen würdest«, jubilierte er, als er wenig später Ethan die Treppe zum Obergeschoss des Klubs hinaufführte. »Du wirst es nicht bereuen, Kumpel. Es ist das größte Abenteuer -«
»Das interessiert mich nicht«, fiel Ethan ihm ins Wort. »Ich bin hier, weil Maywell ein Schuft ist, dass er seine Familie derart in Gefahr bringt.«
Collis zog eine Augenbraue hoch. »So? Hat Maywell nicht einen Haufen Töchter?« Er grinste. »Du Don Juan! Ethan Damont, Ritter und Beschützer der Damenwelt.«
Ethan knurrte: »Halt die Klappe, Collis.«
Collis seufzte theatralisch. »Das krieg ich hier tagein, tagaus zu hören. Man sollte doch meinen, eines dieser Genies könnte sich mal etwas Originelleres einfallen lassen.«
Lord Etheridge erschien oben am Ende der Treppe. »Halt die Klappe, Collis.«
Collis zuckte mit den Achseln. »Siehst du?«
Ethan missachtete die offensichtliche Freude seines Freundes und starrte Lord Etheridge in die Augen, als er auf gleicher Höhe mit ihm angekommen war. »Ich bin hier. Ich werde es tun, aber nicht, weil Sie versucht haben, mich dazu zu zwingen. Und ich will, dass mein Haus aus dem Spiel bleibt.«
Dalton nickte, ohne die Miene zu verziehen. »In Ordnung.«
Ethan warf sich in die Brust. »Was muss ich als Erstes tun?«
Dalton gab ihm ein Zeichen, dass Ethan ihm den Gang hinunter folgen solle. »Zuerst testen wir Ihre Fähigkeiten. Möglicherweise müssen Sie ein bisschen Unterricht nehmen.«
Ethan sträubte sich. »Unterricht? Das glaub ich nicht!«
Collis grinste. »Genau so hab ich auch reagiert.« Er wurde ernst. »Aber wenn ich ehrlich sein soll, bin ich froh um die Ausbildung. Sie hat mir mehr als einmal genützt.« Er schlug Ethan auf den Rücken. »Du hast Glück, dass du die Stunden hier nimmst und nicht in der Schule hier in der Nähe. Ich bin mir nicht sicher, ob du es aushalten würdest, von Fünfzehnjährigen in den Schatten gestellt zu werden.«
Etheridge warf Collis einen tadelnden Blick zu. Ethan war überrascht, dass sein Freund sich sofort zusammennahm. Gütiger Gott! Collis war tatsächlich ein braver kleiner Spion!
»Mr Damont ist eine Ausnahme«, erinnerte sie Dalton. »Die Situation verlangt es, dass wir sofort jemanden bei Maywell einschleusen. Es wird keine lange Ausbildung geben.«
Sie waren am Ende des Ganges angelangt. Ethan erwartete, dass sie in eines der Zimmer zur Rechten oder Linken gehen würden, aber Collis und sein Onkel blieben direkt vor der rückwärtigen Wand stehen. Etheridge drückte auf irgendetwas. Ethan hörte ein Klicken, und die Wand glitt zur Seite.
»So konnten Sie sich also letztes Mal an mich ranschleichen«, murmelte Ethan.
Fast lächelte Dalton. »Das hat Spaß gemacht.«
Da bin ich mir sicher, du irrer Bastard. Ethan fing an, seine Entscheidung zu bedauern. Lord Etheridge wollte ihn nicht hier haben, daran bestand kein Zweifel.
Der nächste Flur war dem ersten sehr ähnlich, nur etwas schäbiger. Ethan sah auf beiden Seiten Zimmer. Eines davon beherbergte Unmengen großer Papierrollen, die in Regalen, die bis zur Decke reichten, steckten. »Karten?«
Etheridge blieb stehen. »Wir benutzen sie, und wir stellen sie her. Vor allem unsere Späher an der Front. Wir werden Sie dort nicht einsetzen, aber es wäre gut, wenn Sie in der Lage wären, die einfacheren Karten zu lesen und sich danach zu richten.«
Ethan schürzte die
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