Die schöne Teufelin
Heiratsantrag. Es war viel schlimmer. Ethan
hob den Saum von Bess’ Röcken an und tauchte darunter.
Jane hielt sich schockiert eine Hand an die Lippen und drückte sich flach an die rückwärtige Wand ihrer Zelle. Die Röcke der Frau verdeckten die ganze Vorderseite ihres Käfigs. Jane sah nichts außer Bess’ Rücken, der sich an ihre Gitterstäbe presste, und ihrem Kopf, den sie ekstatisch von einer Seite zur anderen warf. Ekstase, die Jane bisher nicht erleben durfte!
Eines Tages würde sie sich aus diesem Ort befreien, und dann würde sie Ethan Damont aufspüren und töten!
Dann bemerkte sie noch etwas anderes, das sich an ihrer Zellentür abspielte. Eine Falte von Bess’ Röcken hatte sich über das Schloss gelegt – und irgendetwas ging unter der Falte vor sich.
Vernunft gewann schließlich die Oberhand über ihren Schock – und zugegebenermaßen ihre Eifersucht. Natürlich würde Ethan nicht einfach hierherkommen, um vor ihren Augen eine andere Frau zu vernaschen. Er hatte einen Plan.
Erleichterung machte sich in Jane breit, und ihr wurde fast schwindelig. Ihr schlauer Ethan! Und hier stand sie und schwor ihm Rache! Wie dumm von ihr! Sie würde ihn erst töten, nachdem sie sich bei ihm bedankt hatte.
Sie hörte ein leises metallisches Klicken und ein Klirren. Dann öffnete sich die Tür zu ihrer Zelle einen winzigen Spalt, drückte sich in die Falten von Bess’ Röcken. Eine Männerhand erschien unter dem Saum und gab ihr zu bedeuten, näher zu kommen.
Normalerweise wäre Jane nie auf die Idee gekommen, sich unter die Röcke einer Prostituierten zu schmuggeln, aber
heute war kein normaler Tag. Eifrig zwängte sie sich durch die schmale Öffnung der Tür und schlüpfte unter die Wand aus scharlachrotem Brokat. Über ihr machte Bess weiter, ihre ekstatischen Schreie wurden immer lauter.
Jane fand sich in einem stickigen, rötlich schimmernden Raum wieder, beengt durch einen Reifrock und die glücklicherweise mit einem Höschen bedeckten Beine einer fremden Frau. Und Ethan. Er zog sie an sich und begrüßte sie mit einem leidenschaftlichen, verzweifelten Kuss. Als sie sich von ihm löste, brach sie in tränenreiches, ersticktes Gelächter aus. »Guten Tag auch, Mr Damont«, flüsterte sie.
»Zieh dich aus!«
Jane blinzelte. »Nicht bevor wir verheiratet sind«, gab sie zurück.
Ethan starrte sie an. »Was?« Dann schüttelte er den Kopf. »Janet, ich …«
»Äh, Sir?«
Die tiefe Stimme des stämmigen Wärters kam aus direkter Nähe und ließ sie beide erstarren. Jane war sich sicher, dass man sie erwischt hatte, bis sie bemerkte, dass Bess’ Schreie ihr eigenes Flüstern übertönt haben mussten.
Ethan starrte Jane mit wildem Blick an. »J…ja?«, rief er. »Was ist?«
Sein Tonfall war der eines gelangweilten Adeligen, der von einem unwillkommenen Diener gestört wurde. Jane unterdrückte ein hysterisches Lachen. Sie drückte eine Faust an die Lippen und schaute Ethan hilflos an, während ihre Schultern bebten.
»Die Besuchszeit ist fast um, Sir.«
Ethan warf Jane einen warnenden Blick zu, aber sie konnte erkennen, dass er selbst Mühe hatte, sich zu beherrschen.
Die Situation war einfach zu lächerlich. »Ah … gut … ja. Vielen Dank, guter Mann.«
Über ihnen ertönte Bess’ Schnurren. »Ja, haben Sie vielen herzlichen Dank. Wir halten Sie bestimmt nicht mehr lange auf.« Das gesamte Kleid hob sich bei Bess’ Seufzen. Janes Kichern blieb ihr im Halse stecken, als sie bedachte, welche Auswirkungen ein solcher Seufzer wohl auf die beachtliche Oberweite der Frau haben musste. Die Wirkung war wohl auch dem Wärter nicht verborgen geblieben.
Der Mann räusperte sich mit offensichtlichen Schwierigkeiten. Jane hoffte, er würde auch daran denken, sich das Kinn abzuwischen. »Äh, gut, also … ich geh dann mal wieder und …« »Was für eine wunderbare Idee«, säuselte Bess. »Sie gehen dann mal.«
Jane hatte noch nie ein solches Maß an sexuellem Versprechen in so wenigen Worten gehört. »Das werde ich üben müssen«, murmelte sie, als die Schritte des Wärters sich zögernd entfernten.
Ethan legte die Hand auf ihren Mund. Statt zu protestieren, verspürte Jane den unbändigen Wunsch, in der Wärme dieser Hand dahinzuschmelzen. Sie war es müde, tapfer sein zu müssen. Sie wollte gehalten werden und gesagt bekommen, dass alles gut werden würde.
Ethan schmiegte sich an sie und flüsterte ihr ins Ohr. »Es wird alles gut«, wisperte er sanft. Dann schlüpfte er aus ihrem
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