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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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schwach, und auch ihr Geist.«
    Ethan hörte entsetzt zu. »Jane, wie alt bist du damals gewesen?«
    Sie legte das benutzte Taschentuch ordentlich zusammen. »Mein Vater starb, als ich vierzehn war.«
    »Gütiger Gott!« Ethan war am Boden zerstört. Er hatte seine eigene Kindheit für hart und lieblos gehalten, aber er hatte nie in seinem Leben hungern müssen. Er konnte sie vor sich sehen, das kleine, dünne, erdbeerblonde Mädchen, wie sie hinter ihrer Mutter herräumte und dafür sorgte, dass der armen Frau nichts passierte, wie sie Silber und Porzellan und was sonst noch gegen Nahrungsmittel eintauschte …
    »Oh, Janet!« Er zog sie erneut in die Arme und legte sein Kinn auf ihren Kopf. »Oh, arme kleine Janet!«
    Er spürte, wie sie den Kopf schüttelte. Sie befreite sich aus seiner Umarmung. »Nein, ich habe überlebt. Ich habe gelernt, wie man mit Leid umgeht.« Sie schaute zur Seite und biss sich auf die Lippe. »Es ist der Wahnsinn, der mir Angst macht. Immer schwächer zu werden … das würde ich nicht aushalten.«
    Gott, was hatte er ihr angetan? Er hatte sie in ihre eigene private Hölle geworfen. Er schwor sich, dass er nicht zulassen würde, dass ihr jemand wehtat, solange er lebte.
    Und schon gar nicht er selbst.
    »Aber deine Mutter hat sich erholt«, erinnerte Ethan sie. »Ich habe deinen Brief gelesen. Den hast du keiner Wahnsinnigen geschickt. Sie hat ihren Verstand wiedererlangt und du deinen Besitz, nicht wahr?«
    Jane schaute hinab auf ihre Hände. »Ich gelte jetzt als reiche
Erbin, ja«, sagte sie ausweichend. Sie hob das Taschentuch wieder an die Augen und lächelte ihn niedergeschlagen an. »Es tut mir leid. Es ist nur … ich fühle mich so müde …«
    Zärtlich darauf bedacht, rein brüderlich zu erscheinen, zog er sie an sich und bettete ihren Kopf an seine Schulter. »Dann ruh dich aus. Ich passe auf dich auf.«
    Sie ließ es zu und blieb dort, bis sie vor Erschöpfung ganz schlaff wurde. Erst jetzt legte er seinen Arm um sie, um sie gegen das Rütteln der Kutsche zu stützen. Die Nacht brach an, und er bewegte sich nicht. Den langen Weg von Moorfields nach Mayfair hielt er still, um sie nicht aus ihrem friedlichen Schlummer aufzuwecken.
    Als die Kutsche die Straße erreichte, in der sein Haus stand, klopfte er an die kleine Klappe. »Fahren Sie in die kleine Gasse hinter dem Haus«, trug er Uri auf. Es war möglich, dass sein Haus beobachtet wurde, aber Ethan hielt es für sicher genug, wenn sie im Dunkeln den Hintereingang benutzten.
    Jane war immer noch ziemlich schlaff. Ethan weckte sie nicht auf, sondern nahm sie auf den Arm. Als er in der Gasse ausstieg, überraschte es ihn nicht, Jeeves dort stehen zu sehen, eine Lampe in der einen Hand und mit der anderen die Gartenpforte aufhaltend, wie immer ohne eine Spur von Erstaunen im Gesicht.
    »Uri kann die junge Dame nehmen, Sir«, sagte Jeeves, als würde er jeden Abend bewusstlose junge Frauen in Empfang nehmen.
    Ethan musste wider Willen lachen. »Was haben Sie eigentlich auf Ihrer letzten Stelle gemacht, Jeeves – in einem Zirkus gearbeitet?«

    Jeeves nickte ernst. »Das könnte man so sagen, Sir.«
    Uri machte einen Schritt vor, um ihm Jane abzunehmen. Ethan ging an ihm vorbei. »Ich komme schon zurecht.«
    »Es dauert nicht lange, und ich habe ein Zimmer für sie bereit, Sir«, sagte Jeeves.
    »Das ist nicht nötig«, murmelte Ethan. »Sie übernachtet in meinem.«
    Jeeves’ Augenbrauen schossen bei dieser Ankündigung in die Höhe. »Sehr wohl, Sir. Soll ich Ihnen das Sofa in Ihrem Arbeitszimmer herrichten, Sir?«
    Ethan antwortete nicht, denn er war schon auf der Treppe. In seinem Schlafzimmer brannte ein Feuer im Kamin, und die Laken waren bereits zurückgeschlagen. Er wandte sich vom Bett ab und setzte Jane sanft auf einen Stuhl.
    Jeeves erschien in der Tür. Er trug eine Tablett mit einer dampfenden Teekanne und einem Teller mit Plätzchen. »Wird die junge Dame einen Arzt brauchen, Sir?«
    »Nein.« Ethan richtete sich auf und schaute auf sie herab. Ihr Haar fiel wirr und glatt über das hässliche, altmodische Kleid. Sie hatte unterwegs irgendwo einen Schuh verloren, und ihr nackter Fuß war schmutzig und voller Kratzer. »Sie ist nur müde.« Ethan drehte sich um. »Aber ich glaube, sie würde gerne b…«
    Hinter Jeeves erschien Uri. Er trug zwei riesige, dampfende Eimer.
    »Baden«, vollendete Ethan lahm seinen Satz.
    Mrs Cook kam geschäftig herein. »Uri, hol die Wanne, und stell sie direkt vor den Kamin. Mr

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