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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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und
auch schmerzhaft bewusst – mit einer Freundin eine Trekkingtour durch
Birma gemacht hat.« Dann blickte sie wieder mit vor der Brust verschränkten
Armen aus dem Fenster. »Aber so war sie eben«, sagte sie mit belegter Stimme.
»Sie war eine Rebellin. Ich habe sie dafür sogar bewundert.«
    Ferschweiler schaute hinüber zu de Boer, der mittlerweile gemeinsam
mit von Schnüffies vor einem mit einem schmiedeeisernen Gitter gesicherten
Schrank stand. Er konnte nur wenige Fetzen ihres Gespräches verstehen. Sie
unterhielten sich offenbar immer noch über Bücher. »Ja, ich besitze die
vollständigste Sammlung seiner Schriften weltweit«, hörte er den Baron sagen,
»… viel mehr als selbst Konstanz … auch das ›Mirantische Flötlein‹
von 1682 … und die ›Mirantische Mayen-Pfeiff‹ auch … Nein, ich glaube
nicht, dass da jemand anders … den ›Himmels-Tulipan‹? Ja, den hab ich 1987
in Amsterdam …«
    Ferschweiler wandte sich wieder der Mutter der Toten zu. »Frau von
Corritz, wussten Sie überhaupt, dass Ihre Tochter gemalt hat?«
    »Ja, sie hat es mir bei einem unserer letzten Treffen gesagt. Und
sie hat mir Fotos von einigen ihrer Arbeiten gezeigt. Grauenhaft. Ich hatte das
Gefühl, dass das Malen für sie therapeutische Zwecke hatte. Alles von früher
kam da wieder hoch.« Nach einer Pause fügte sie achselzuckend hinzu: »Aber wenn
es ihr half …«
    »Entschuldigen Sie, aber erlauben Sie mir noch einige Fragen zum
privaten Umfeld Ihrer Tochter?«, sagte Ferschweiler.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen da weiterhelfen kann. Aber ich werde
mein Bestes tun. Was möchten Sie wissen?«
    »Führte Ihre Tochter eine harmonische Ehe?«
    »Haben Sie Dr.   Rosskämper schon kennengelernt?«
    »Nein«, sagte Ferschweiler kopfschüttelnd, »mein Kollege und ich
hatten bisher noch keine Gelegenheit, mit ihm persönlich zu sprechen.«
    »Er ist ja eine ganz stattliche Erscheinung, mit seiner Glatze und seinen
breiten Schultern«, sagte Frau von Corritz und sah Ferschweiler an, ehe sie
fortfuhr, »aber bei aller zur Schau getragenen Männlichkeit ist er von seinem
Wesen her eher ein Schwächling. Auch wenn Melanie ihn schlecht behandelt hat,
traue ich ihm einen Mord kaum zu.« Frau von Corritz nestelte nervös an ihrer
Kette. Die Situation war ihr sichtlich unangenehm. »Melanie versuchte, alle
stets zu kontrollieren. Da kam sie ganz nach ihrem Vater.«
    Ferschweiler hörte aufmerksam zu.
    »Als ich das letzte Mal mit ihr zum Einkaufen in Zweibrücken war,
rief sie ihren Mann permanent an und kommandierte ihn herum wie einen
Bediensteten. ›Ferdi, tu dies, Ferdi, tu jenes.‹ Es war fast unerträglich. Aber
Melanie fand das ganz normal. Er müsse tun, was sie verlange, erklärte sie mir,
schließlich sei er ihr Mann.«
    Ferschweiler war erstaunt. Bisher kannte er einen solchen
Kontrollzwang nur von eifersüchtigen Ehemännern.
    »Aber hatte Melanie denn einen Grund, ihrem Ehemann gegenüber
misstrauisch zu sein?«, fragte er.
    Frau von Corritz musste müde lächeln. »Ach, wo denken Sie hin. Wenn
Sie mich fragen, dann war es reiner Machthunger. Sie brauchte jemanden, den sie
erniedrigen konnte. Auch diesbezüglich war sie ganz wie ihr Vater.«
    »Noch eine Frage, Frau von Corritz. Hatte Ihre Tochter Freunde?«
    »Freunde? Nein. Sie hat mir gegenüber nie jemanden erwähnt, weder
Frauen noch Männer.«
    Frau von Corritz wandte sich plötzlich von Ferschweiler ab, drehte
ihm den Rücken zu und ging wortlos durch eine Terrassentür hinaus in den
novemberlichen Garten, um an einem Rosenstock die letzten noch verbliebenen
Blüten abzuzupfen. Für Ferschweiler war der Besuch beendet. Er hatte Mitleid
mit Melanie Rosskämpers Mutter; gern hätte er sich noch von ihr verabschiedet.
Den Ehemann der Toten hingegen würde er sich genauer anschauen müssen.
    Auf der Fahrt zurück nach Trier brach Ferschweiler erst
nach knapp zehn Minuten das anfängliche Schweigen. Ürzig hatten sie längst hinter
sich gelassen.
    »Was war das denn vorhin für eine Sache mit den Büchern? Ich dachte,
du hättest dir die Weinetiketten zeigen lassen wollen oder die Stallungen.«
    De Boers Gesicht zeigte nun nicht mehr den starr verkrampften
Ausdruck eines Rennfahrers, sondern ein leichtes Grinsen. »Nein«, sagte er.
»Die Etiketten kenne ich schon, die habe ich bereits vor einigen Jahren bei
einer großen Ausstellung in Bordeaux gesehen. Und die Pferde interessieren mich
gar nicht wirklich. Mit dem Reiten habe ich schon längst

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