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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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Ferschweiler
dies verneinen konnte, hatte de Boer bereits »Ja« gesagt.
    »Soll ich Ihnen vielleicht einige Kostbarkeiten aus meiner
Kollektion zeigen? Vielleicht meine vorzüglich erhaltene Ausgabe von Markus
Fuggers ›Von der Gestüterey‹ von 1584, dem möglicherweise monumentalsten
Grundwerk der Hippologie? Oder interessieren Sie sich eher für Fragen der
Dressur und der Pferdezucht? Dann zeige ich Ihnen meine sehr gut erhaltene
Ausgabe von Karl Wilhelm Ammons Werk ›Nachrichten von der Pferdezucht der
Araber‹, erschienen 1834 in Nürnberg. Mein Exemplar hat einst dem preußischen
König gehört, in den Einband sind seine Wappen geprägt … Schauen Sie,
hier.«
    De Boer war interessiert an den Baron herangetreten, der zielsicher
einen Band aus dem Regal gezogen hatte und nun wie verliebt den Ledereinband
streichelte. Ferschweiler nutzte die Gelegenheit und ging hinüber zu Frau von
Corritz, die ihre Tränen noch immer nicht unter Kontrolle hatte.
    »Sie müssen ihn entschuldigen«, sagte sie, als er neben ihr am
Fenster stand. »Es war damals eine schwere Zeit für uns alle. Und er hat
Prinzipien. Eigentlich ist das ja gut, aber er ist manchmal ein solcher
Dickschädel …«
    Wieder verfiel sie in tiefes Schluchzen. Ferschweiler sagte erst
einmal gar nichts.
    »Wissen Sie, Herr Kommissar«, fuhr Frau von Corritz leise mit Blick
auf ihren Gatten fort, der de Boer gerade seinen Fugger-Folianten zeigte, »mein
Mann hat auch mir jeden Kontakt zu Melanie untersagt. Selbst als sie vor
einiger Zeit geheiratet hat, durfte ich nicht zur Trauung nach Bonn fahren. Sie
hatte diesen Rosskämper dort an der Uni kennengelernt. Er war damals der
Assistent eines bedeutenden Genetikers.«
    Ferschweiler machte sich Notizen. »Und Sie haben sie gar nicht mehr
getroffen?«
    »Doch, natürlich.« Nun flüsterte Frau von Corritz. »Selbstverständlich
haben wir uns ab und zu getroffen. Mal in Trier zum Einkaufen, mal zu
Museumsbesuchen in Frankfurt oder Köln. Aber es war immer nur für wenige
Stunden. Und verständlicherweise hat sie sich immer mehr von mir entfremdet.«
    »Frau von Corritz, können Sie sich vorstellen, dass jemand Ihre
Tochter hätte umbringen wollen?«
    »Melanie war schwierig. Schon als Kind hatte sie keine wirklichen
Freunde. Sie wollte immer alles und dies vor allem immer als Erste. Sie wollte
stets in allem die Schönste und Beste sein. Und dazu war ihr alles recht. Sie
hat schon früh erkannt, dass der Herrgott ihr einen außergewöhnlich schönen
Körper geschenkt hatte – und den hat sie, wenn Sie mich fragen, auch
schamlos zum Erreichen ihrer Ziele eingesetzt. Aber ich sollte nicht so über
meine Tochter sprechen. Sie ist noch nicht einmal bestattet.« Wieder gingen
ihre letzten Worte in Schluchzen unter.
    »Aber können Sie sich vorstellen, dass jemand sie töten wollte?«
    Frau von Corritz schnäuzte sich in ein mit Spitzen besetztes
Taschentuch.
    »Nein, Herr Ferschweiler, das kann ich mir nicht vorstellen. Wer denn
auch? Ihr Mann? Nein, der hat sie, glaube ich, wirklich geliebt, obwohl sie
auch ihn schlecht behandelt hat. Da kam sie ganz nach ihrem Vater.« Ihr
Seitenblick auf den Baron war Ferschweiler auch diesmal nicht entgangen. »Und
irgendwelche Leute von früher, aus ihrer Kindheit oder Schulzeit? Das wäre ja
absurd. Nach all den Jahren. Nein, ich kann es mir beim besten Willen nicht
vorstellen. Aber war es denn tatsächlich Mord? Sie sagten doch, alles spräche
eher für einen Unfall?«
    »Ja«, antwortete Ferschweiler. »Aber wenn Ihre Tochter die starke
Allergikerin war, für die sie alle hielten – außer Ihrem Mann vielleicht –,
dann frage ich mich schon, weshalb sie nicht vorsichtiger gewesen ist. Sie hat
den Pinsel, mit dem sie beim Malen die Farbe aufgetragen hat, zum Anspitzen in
den Mund genommen. Wir gehen im Moment davon aus, dass sie die Substanz, auf
die sie allergisch reagierte, auf diese Weise oral zu sich genommen hat. Mal ganz
davon abgesehen, dass es schon recht ungewöhnlich ist, sich die Haut mit Farbe
zu bemalen.«
    Nun musste Frau von Corritz leicht lächeln. »Ach, Herr Kommissar,
Sie haben sie nicht gekannt. Sonst wüssten Sie, dass sie nichts mehr langweilte
als das Gewöhnliche. Nichts war ihr zu hoch, nichts zu weit, nichts zu schwer.
Ich erinnere mich noch, wie sie ihren ersten Fallschirmsprung am Flugplatz in
Föhren gemacht hat. Oder wie sie mit achtzehn Jahren, kurz nach ihrem
Geburtstag – und da waren ihr ihre Allergien bereits bestens bekannt

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