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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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ist der Volksfreund gar nicht mal so schlecht.«
    Ferschweiler wandte seinen Blick vom Entwurf eines vorläufigen
Berichts auf dem Computermonitor ab. »Was hast du da, Wim?«
    »Na ja, Chef. Melanie Rosskämper hatte auch in Trier eine überaus
bewegte Vergangenheit.«
    »Wieso?« Ferschweiler war neugierig. »Hast du mehr herausgefunden
als das, was ihre Eltern uns erzählt haben?«
    »Ja«, sagte der Holländer. »Entweder wussten sie es nicht, oder sie
haben uns nicht alles über ihre Tochter erzählt.«
    »Lass hören.«
    Aber bevor de Boer berichten konnte, klingelte das Telefon. Es war
Dr.   Berggrün, die Ferschweiler wissen lassen wollte, dass sie für Montag alle
Teilnehmer der Kurse sowie die momentan an der Kunstakademie beschäftigten
Dozenten zu einer Versammlung gebeten habe. Ferschweiler bedankte sich höflich
für ihr Engagement und fragte sie, ob sie am morgigen Sonntag ebenfalls in der
Akademie sei. Er wolle sich noch einmal den Tatort ansehen und habe noch einige
Fragen an sie. Nachdem Dr.   Berggrün zugestimmt hatte, legte er auf.
    »Also«, wandte er sich wieder an de Boer. »Was hast du gefunden?«
    »Melanie Rosskämper hat dieses Frühjahr einige Zeit für einen
Trierer Fotografen als Model gearbeitet. Schau dir die Anzeigen im Volksfreund
an, ich habe dir einige Kopien gemacht.« De Boer reichte Ferschweiler einige
Blätter. »Dann gab es da eine Geschichte, in die sie im Sommer verwickelt war.
Es muss ihr wohl zu Hause auf dem Petrisberg langweilig geworden sein, denn
damals hat sie als Bedienung im ›Café Mokka‹ in der Nähe des Viehmarkts
gearbeitet. Aus Geldnot hat sie das sicherlich nicht gemacht, vermutlich wollte
sie dort Männer kennenlernen. Das Café ist ein merkwürdiger Laden. Etwas
zwielichtig, wenn du mich fragst, aber egal. Dort hatte sie Streit mit einem
Gast, der sie angeblich angefasst haben soll. Sie hat ihn angezeigt, er
allerdings hat glaubhaft alles bestritten, und das Gericht gab ihm recht.«
    »Na, dann ist doch alles klar.« Ferschweiler wandte sich wieder dem
langweiligen Bericht zu, den er heute noch unbedingt zu Ende schreiben musste.
    »Nein«, setzte de Boer nach. »Nichts ist klar. Zwei Monate später
hat der Volksfreund gemeldet, dass es in derselben Kneipe einen ähnlichen
Vorfall gegeben habe. Und wieder war vermutlich Melanie Rosskämper verwickelt.
Allerdings hat man in der Zeitung keine konkrete Verbindung zwischen den beiden
Vorfällen hergestellt. Bei uns ist dieser zweite Vorfall übrigens nicht
aktenkundig geworden, es muss also alles ohne Polizei abgelaufen sein.«
    Ferschweiler konnte nur müde lächeln. »Und?«, fragte er, allmählich
ungeduldig werdend. »Meinst du nicht, so etwas passiert öfter?«
    »Doch, schon. Aber wenn dieselbe Person zweimal in demselben Lokal
angeblich belästigt wird, scheint mir da zu viel Zufall im Spiel zu sein. Ich
glaube, ich werde einmal mit dem Wirt der Kneipe sprechen.«
    »Tu das, Wim«, sagte Ferschweiler. »Bis du wieder da bist, bin ich hoffentlich
auch mit meinem Bericht fertig. Wir sehen uns dann später.«
    ***
    Der Viehmarkt zählte nicht gerade zu den schönsten Plätzen
in Trier. Auch der gläserne Kubus, der über den Ruinen der antiken
Thermenanlage errichtet worden war, trug nicht eben dazu bei, den Platz zu
verschönern. Jetzt im November fehlten auch die Tische und Stühle der
anliegenden Lokale, die zumindest bei Sonnenschein für etwas lebendige
Betriebsamkeit sorgten. Heute präsentierte sich de Boer der Viehmarkt in seiner
kompletten Unwirtlichkeit.
    Das »Café Mokka« lag an der südöstlichen Ecke des Platzes und machte
mit seiner rot gestrichenen Fassade und den großen Fenstern einen recht
einladenden Eindruck. Als de Boer die Gaststätte betrat, waren nur einige wenige
Tische besetzt. Der eigentliche Betrieb würde heute erst gegen zwanzig Uhr
losgehen.
    Hinter dem Tresen stand wie immer Hannes Trierweiler, der das Lokal
seit nun schon fast zehn Jahren betrieb. Obwohl de Boer erst seit ein paar
Monaten in Trier war, kannten sich beide bereits von verschiedenen Ermittlungen
her, denn Trierweiler galt als gut vernetzt und über die Vorgänge in der Stadt
stets bestens informiert.
    »Guten Tag, Herr Kommissar «, begrüßte er
de Boer schlecht gelaunt. »Wenn ich deine Visage sehe, verheißt mir das nichts
Gutes.«
    De Boer musste lachen. »Keine Sorge, Hannes. Heute geht es nicht um
dich – oder vielleicht doch? Nein, Spaß beiseite. Wir haben eine Tote. Sie
heißt Melanie

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