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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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Rosskämper und hat im Sommer bei dir gearbeitet.«
    »Gearbeitet, na ja.« Trierweiler verzog sein unrasiertes Gesicht. Mit
einem schmutzigen Geschirrtuch trocknete er, während er sprach, routiniert
Weingläser ab. »Arbeiten ist etwas anderes. Eigentlich ging es ihr nur darum,
irgendwelche Männer abzuschleppen.«
    »Aber du hast sie bezahlt, oder?« Als Trierweiler nickte, stellte de
Boer fest: »Also hat sie für dich gearbeitet.«
    »Du und deine Spitzfindigkeiten«, zischte Trierweiler. »Bleib mir
weg.«
    »Und wie oft war sie hier? Einmal die Woche? Zweimal?«
    »Ach, wo denkst du hin. Sie kam fast täglich. Und ist immer
irgendwann mit einem der Gäste gegangen. Echtes Kellnern sieht anders aus,
zumindest nach meiner Vorstellung. Engagiert war sie, das kann man nicht anders
sagen, nur eben nicht in Bezug auf meinen Laden.«
    De Boer registrierte den Ärger und den Sarkasmus, der in
Trierweilers Worten steckte. Ob da vielleicht auch etwas Eifersucht mitschwang?
»Weißt du, wohin Melanie Rosskämper mit ihren Bekanntschaften ging?«
    »Nicht genau«, antwortete der Wirt. »Aber ich meine, einmal gehört
zu haben, wie sie einem Mann gegenüber vom Hotel Bender gesprochen hat.«
    »Ich habe gelesen, dass es bei dir mehrmals Probleme zwischen ihr
und männlichen Gästen gegeben hat. Ist da etwas dran?«
    »Na, was man so als Probleme bezeichnet.« Trierweiler war mit den
Weingläsern fertig und begann nun, die Spülmaschine auszuräumen. »Die
Rosskämper sah halt sehr gut aus und hatte eine tolle Figur. Da sind mit
manchen Gästen schon mal, gerade wenn sie etwas getrunken hatten, die Pferde
durchgegangen. Und die Rosskämper hat enorm provoziert. Aber wenn sie mal nicht
bei einem landen konnte, wie sie wollte, dann hat sie geschrien und dem
Betreffenden vorgeworfen, er habe sie unsittlich angefasst.«
    »Warum hat sie das denn gemacht?«, fragte de Boer.
    »Ich glaube, sie wollte Aufmerksamkeit.« Trierweiler räumte jetzt
den Kühlschrank auf. »In allem, was sie tat, mit allem, was sie sagte, wollte
sie immer nur Bewunderung von anderen. Sie war da wie besessen. Auch mich hat
sie angemacht, um die Stelle hier zu bekommen. Heftig sogar. Ich kann dir sagen …«
    De Boer hatte sich Notizen gemacht und dankte Trierweiler mit einem
Nicken für den Kaffee, den dieser ihm ungefragt hingestellt hatte. Er hatte
gemerkt, dass der Wirt rot geworden war. Er würde diesbezüglich nicht weiter
nachfragen.
    »Wegen ihrer Ambitionen, wie ich das einmal nennen möchte, war sie
sogar in psychologischer Behandlung.« Dem Wirt war das Blut regelrecht ins
Gesicht geschossen. Die Rosskämper musste ihn wohl wirklich beeindruckt haben.
    »Das hat sie dir erzählt, so etwas Intimes?« De Boer war erstaunt.
    »Nein, darüber haben wir nicht gesprochen. Wir haben sowieso eher
wenig miteinander geredet. Sie hatte deutlich andere Interessen als reden.«
    »Woher weißt du denn dann, dass sie in Behandlung war?«
    Trierweiler schmunzelte. »Meine derzeitige Perle arbeitet als Sprechstundenhilfe
bei dem Seelenklempner, bei dem die Rosskämper sich auf die Couch gelegt hat.«
    »Dann gib mir mal die Adresse«, sagte de Boer.
    Trierweiler erzählte, Melanie Rosskämpers behandelnder Arzt sei ein
gewisser Dr.   Hanus gewesen, der seine Praxis in der Bruchhausenstraße habe, was
sich De Boer notierte.
    »Also war sie eine stets berechnend Handelnde«, sagte de Boer und
nippte vorsichtig an der dampfenden Tasse. »Wann hat sie denn aufgehört, bei
dir zu arbeiten?«
    »Das ist noch gar nicht so lange her«, antwortete Trierweiler. »Ich meine,
so um den 15.   September herum. Sie hat übrigens niemals wirklich gekündigt. Sie
hat einfach nur gesagt, sie bräuchte jetzt mal eine Pause von meinem Laden. Sie
habe da etwas Neues, Aufregenderes. Und dann ist sie einfach nicht mehr
gekommen. Ich habe sie seitdem auch nicht mehr gesehen.«
    »Hat sie vielleicht noch etwas zu diesem ›Neuen, Aufregenderen‹
gesagt? Kannst du dich an irgendetwas erinnern, auch wenn es dir noch so
unwichtig erscheinen mag?«
    Trierweiler dachte nach. Er hatte seine Tätigkeiten unterbrochen und
lehnte an dem Schrank hinter dem Tresen.
    »Nun ja«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Richtig ausgeführt hat
sie es nicht. Aber sie sprach von jemandem, der ihre Begabungen richtig erkannt
habe und sie groß rausbringen wolle. Ich habe mir nur gedacht, wieder so ein
Idiot, der ihr den Himmel verspricht, um unter ihren Rock zu kommen. Aber
möglicherweise war da ja

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