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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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Wahnsinn. Regelmäßig verloren alle Anwesenden gegen
die Wirtin, die stets mit ausgestrecktem Arm und maximal drei gezielten
Schlägen den Metallstift sicher im Holz versenkte. Die Anzahl der im Vorfeld
konsumierten Stubbis war dabei genauso egal wie die Tageszeit, zu der der
Wettkampf ausgefochten wurde.
    Ferschweiler war anfangs ebenso entsetzt wie fasziniert gewesen. Er
war hier in Gartenfeld! Neben einigen Teilen Trier-Süds, der Weismark und
Heiligkreuz war dies sicherlich das bürgerlichste Viertel seiner Heimatstadt.
Und gerade hier diese Riten und Gebräuche! Das hatte ihn nachdenklich gemacht.
Doch schnell hatte er die Leute kennengelernt und erkannt: Trier war Trier,
egal in welchem Stadtviertel man sich befand. Und seitdem fühlte er sich wohl
in der Schänke, die den Namen des ersten sicher nachweisbaren Bischofs von
Trier trug. Und mit der Zeit war ihm sogar der eine oder andere Sieg gegen die
übermächtig scheinende Amazone hinter der Theke gelungen, wenn, und das gab er
selbst gern und ohne Umschweife zu, auch nur selten.
    Heute würde es sicherlich noch spät werden.

DREI
    Dr.   Berggrün saß selbstvergessen an ihrem Computer, als
Ferschweiler am Sonntag die Tür zu ihrem Büro öffnete.
    »Oh«, sagte sie, als sie seiner nach einigen Sekunden gewahr wurde.
»Guten Morgen, Herr Kommissar. Ich hatte Sie noch gar nicht so früh erwartet.
Es ist ja erst neun Uhr.«
    »Ich bin ein Frühaufsteher und froh, wenn die sonntäglichen Vormittage
nicht durch Müßiggang in die Länge gezogen werden«, antwortete Ferschweiler.
»Aber um ehrlich zu sein: Ich habe meiner Freundin schon vor Wochen für heute
den Besuch der Hochzeitsmesse im Nells Park Hotel versprochen. Und da möchte
ich natürlich nicht wortbrüchig werden.«
    Als Dr.   Berggrün bereits Anstalten machte, ihm freudig zu
gratulieren, schüttelte Ferschweiler den Kopf. »Nicht, was Sie jetzt denken.
Aber deswegen habe ich mir gedacht, ich versuche es schon früh bei Ihnen. Und
ich habe Sie richtig eingeschätzt: Sie sind schon da.«
    »Ja«, antwortete Dr.   Berggrün. »Der frühe Vogel fängt den Wurm. Und
ich nutze ganz gern die Stille am Wochenende, um mich den Dingen zu widmen, für
die mir der Trubel unter der Woche keine Zeit lässt. Auch wenn viel von den
Alltagsgeschäften von meinen beiden Mitarbeitern erledigt wird, ab und an muss
ich nachsehen, ob die zwei auch keinen Unsinn gemacht haben. Es ist halt
schwierig, heutzutage gutes Personal zu bekommen …«
    »Wem sagen Sie das«, sagte Ferschweiler und setzte sich auf einen
der vier Stühle an Dr.   Berggrüns Besprechungstisch. »Ich kann mir meine
Mitarbeiter auch nicht immer aussuchen. Und kontrollieren muss ich die auch
regelmäßig. Schließlich trage ich ja die Verantwortung.«
    »Aber Sie scheinen doch einen recht tüchtigen Assistenten zu haben.
Herr de Boer macht wirklich einen sehr guten Eindruck, ist freundlich und hat
offensichtlich einen messerscharfen Verstand. Wenn ich das mit meinem staff vergleiche … Aber egal. Was kann ich heute für
Sie tun, Herr Kommissar? Ich beantworte seit gestern quasi ununterbrochen E-Mails,
die wegen Frau Rosskämpers Tod hier eingehen und deren Inhalt immer der gleiche
ist: Kann ich an der Kunstakademie noch studieren? Ist es nicht zu gefährlich
dort? – Als ob unser schönes Trier in Tschetschenien liegen würde. Und dann
das ewige Telefongeläute. Heute habe ich die Telefonanlage ausnahmsweise auf
den Anrufbeantworter umgestellt. Sonst käme ich zu nichts …« Dr.   Berggrün
spielte, während sie sprach, mit der großen Kette aus bunten Filzkugeln, die
sie um den Hals trug.
    »Haben Sie denn dann die Zeit, mich über das Gelände zu begleiten?
Ich wollte mir heute, mit etwas zeitlichem Abstand, noch einmal einen Eindruck
vom Tatort verschaffen. Ich mache das eigentlich immer so, es hilft mir beim
Nachdenken. Und Freitagabend war alles, wie immer bei solchen Einsätzen, sehr
hektisch. Die Spurensicherung macht ihre Arbeit hervorragend, da gibt es nichts
zu bemängeln. Aber es kommen einem doch manchmal ganz neue Gedanken, wenn man
sich noch einmal am Tatort aufhält.«
    »Ja, das verstehe ich natürlich.« Dr.   Berggrün hatte sich
mittlerweile auf ihrem mit Papieren, Prospekten und Kunstkatalogen beladenen
Glasschreibtisch eine kleine Fläche freigeräumt, damit sie einen Brief
unterschreiben konnte. »Sie stören mich nicht, ich begleite Sie gern. Sie
würden sich auf dem weitläufigen Gelände sonst wahrscheinlich auch

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