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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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wissen.
»Es gibt keine Sicherung mehr an diesem Fenster. Es lässt sich ohne Probleme
öffnen, von außen genügt wahrscheinlich schon ein einfacher Druck, aber dafür ist
es praktisch nicht mehr zu schließen. Es konnte also jeder, der davon wusste,
in das Ateliergebäude einsteigen.«
    Dr.   Berggrün hatte es die Sprache verschlagen.
    »Davon hatte ich keine Ahnung«, sagte sie schließlich. »Das müssen
Sie mir bitte glauben. Im Übrigen hatte der Haustechniker die
Gummibandkonstruktion so angebracht, dass man sie von außen weder sehen noch
abnehmen konnte. Davon habe ich mich selbst überzeugt.«
    »Dann muss also jemand, der Zutritt zu diesem Atelier hatte, das
Gummiband abgenommen haben, um das Fenster später von außen öffnen zu können.«
    Ferschweiler sah keine andere Möglichkeit. Schnell tippte er die SMS an seinen Kollegen von der Spurensicherung zu Ende
und begleitete dann Dr.   Berggrün zurück in das Atelier, in dem Melanie Rosskämper
gestorben war.
    »Nachher«, sagte er, »wird also noch einmal ein Team der Spurensicherung
bei Ihnen auftauchen, um das Fenster genauer unter die Lupe zu nehmen. Wären
Sie so freundlich und würden ihm jegliche Unterstützung gewähren?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Dr.   Berggrün. »Ich tue alles, was
in meiner Macht steht, um zur Aufklärung der schrecklichen Umstände des Todes
von Melanie Rosskämper beizutragen. Alles.«
    Ferschweiler hatte genug gesehen. Gern wäre er noch länger
geblieben. Der Nachmittag mit Rosi auf der Hochzeitsmesse im Nells Park Hotel
reizte ihn nicht wirklich. Er verabschiedete sich von Dr.   Berggrün und ergab
sich in sein Schicksal.

VIER
    Warum Wim de Boer Polizist geworden war, blieb ihm bis
heute selbst ein Rätsel. Eigentlich wäre er lieber wie sein Vater Ingenieur
geworden, ein Mann, der technische Meisterleistungen vollbrachte und der
Menschheit damit Gutes tat. Doch da der Vater seiner Mutter bei der Polizei
gewesen war, hatte ihn die Familie in den Staatsdienst gedrängt. Nun saß er in
einem nicht gerade gemütlichen Büro in der Güterstraße hinter dem Trierer
Hauptbahnhof in direkter Nachbarschaft zur Karnevalsgesellschaft Rote Funken
und jagte Verbrecher. So hatte er es zumindest seinem Neffen erklärt, der ihn
immer wieder danach fragte, was er als Kommissar denn so mache.
    Am Wochenende hatte zu de Boers Entsetzen die fünfte Jahreszeit begonnen.
Karneval war für ihn der absolute Horror. Er, der sich bevorzugt auf
Spätschicht einsetzen ließ, musste jetzt wieder über Wochen tagtäglich in
seinem Büro das Wummern der Trommeln und das Tröten der Schalmeien ertragen.
    De Boer war schon früh weit gereist, sprach vier Sprachen fließend.
Als Kind war er oft mit seinem Vater auf Montage gewesen, auf den Philippinen,
in Santiago de Chile, in Dubai, und bei dem nervenzehrenden Wummern aus den
direkt nebenan liegenden Vereinsräumen hatte er nur einen Gedanken gehabt: Wie
schön musste es jetzt gerade in der Wüste sein.
    Bei dem Lärm, der auch an diesem Morgen wieder von nebenan zu hören
war, war De Boer froh, aus dem Büro zu kommen. Melanie Rosskämper war bei Dr.
Hanus in Behandlung gewesen, und der Diplompsychologe hatte sich nach einem
kurzen Telefonat für ein Gespräch heute Morgen bereit erklärt, sodass de Boer
bereits um acht Uhr seinen Wagen in der Bruchhausenstraße parkte. Das Haus, in
dem die Praxis lag, war ein historistischer Bau wie auch alle anderen Häuser,
die diese Straße flankierten. Dr.   Hanus begrüßte de Boer freundlich, nachdem
seine Assistentin den Kommissar angemeldet hatte.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er und wies de Boer den Stuhl vor
seinem Schreibtisch zu. »Polizisten sind nicht gerade häufig dienstlich zu Gast
bei mir. Ehrlich gesagt sind Sie sogar der erste.«
    De Boer hatte immer gedacht, von der Praxis eines Psychologen eine
ganz genaue Vorstellung zu haben. Er hatte geglaubt, dort gäbe es immer eine
Liege mit einem Lehnstuhl daneben. Aber das traf nicht auf den Raum zu, in dem
er sich gerade befand. Dieser präsentierte sich ihm als fast vollständig
unmöbliert. Auf dem schmutzigen ockerfarbenen PVC- Fußboden,
der an verschiedenen Stellen bereits deutlichen Abrieb zeigte, stand lediglich
ein etwas in die Jahre gekommener Schreibtisch samt Rollcontainer mit zwei
Stühlen davor. An der Wand hinter dem Schreibtisch hingen zwei großformatige
Bilder, von denen de Boer eines als eine Arbeit von Erich Kraemer
identifizierte. Das zweite Bild war eine

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