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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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verlaufen.
Aber geben Sie mir bitte noch eine Minute. Dieser Brief muss heute noch fertig
werden. Ich muss ihn sogar selbst zustellen, weil Sonntag ist, aber es ist nun
einmal dringend.«
    »Natürlich, Frau Dr.   Berggrün, machen Sie ruhig. Ich warte. Die
Gebäude sind sicherlich sonntags auch alle verschlossen, nehme ich an?«
    »Ja, alles ist zu«, antwortete die Akademieleiterin, die für
Ferschweilers Geschmack zu schnell wieder zum Alltagsgeschäft übergegangen
war. »Aber nicht nur sonntags. Wir schließen jeden Abend sämtliche Türen ab. In
den letzten Jahren ist einfach zu viel gestohlen worden. Ich hätte auch gern
einen Sicherheitsdienst, der nachts auf dem Gelände patrouilliert, aber dafür
fehlt das Geld. Und die Stadt will nichts zuschießen. Noch nicht einmal für
anständige Tore haben die Geld. Die bessern lieber hinterher die Schäden aus,
statt präventiv zu denken. Erst Ende vergangenen Monats hatten wir hinten an
einem Atelier in der Nähe der Radierwerkstatt einen Fall von versuchter
Brandstiftung.«
    »Haben Sie das zur Anzeige gebracht?«, fragte Ferschweiler.
    »Nein«, antwortete Dr.   Berggrün mit einem Kopfschütteln. »Es war ja
nur eine Bagatelle. Nur ein paar Jugendliche, und letztendlich ist nichts
passiert.«
    »Frau Dr.   Berggrün.« Ferschweiler wurde ernst und blickte die
Leiterin der Kunstakademie durchdringend an. »Was haben Sie eigentlich zum
Zeitpunkt von Melanie Rosskämpers Tod, vergangenen Freitag zwischen neunzehn
und zwanzig Uhr, gemacht?«
    Dr.   Berggrün schaute überrascht von ihrer Tastatur auf. »Ich, wieso?
Bin ich denn eine Verdächtige?«
    »Sie wissen doch, dass ich zu einem so frühen Zeitpunkt in alle
Richtungen ermitteln muss. Also: Was haben Sie gemacht?«
    Dr.   Berggrün fingerte an ihrer wuchtigen Kette herum, die, wie
Ferschweiler erst jetzt bemerkte, nicht aus Filzkugeln, sondern aus kunstvoll
zu Rundungen vernähten Reißverschlüssen zu bestehen schien, wie man sie in der
Kurzwarenabteilung erwerben konnte. Er merkte, dass Natascha Berggrün nervös
war.
    »Ach, ich habe Freitagabend an einem Vortrag gearbeitet, den ich
eigentlich morgen in Paris halten sollte. Es ging um den Gründer der Akademie
und sein Wirken.« Sie nickte wichtig. »Ich kann Ihnen sagen, die an der
Académie de la Grande Chaumière waren nicht begeistert über meine kurzfristige
Absage …« Sie schaute wieder auf ihren Computermonitor.
    »Also«, insistierte Ferschweiler nach einem kurzen Moment, »wo waren
Sie denn nun am Abend von Frau Rosskämpers Tod?«
    »Na, daheim, das sagte ich ja bereits. Frau Claus kann es übrigens
bezeugen. Sie hat mir noch Unterlagen vorbeigebracht.«
    Ferschweiler machte sich eine Notiz. Er würde das überprüfen müssen.
    »Wann war Ihre Mitarbeiterin denn bei Ihnen?«
    »So gegen achtzehn Uhr, wenn ich mich recht erinnere. Es kann aber
auch etwas später gewesen sein. Früher allerdings nicht, denn bis kurz vor fünf
war ich noch beim Frisör.«
    »Und für den Rest des Abends haben Sie kein Alibi?«
    »Brauche ich denn eins? Ich wundere mich schon sehr darüber, dass
Sie ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, ich könnte Frau Rosskämper
etwas angetan haben, Herr Kommissar.« Entrüstet schüttelte sie den Kopf.
    »Ich muss Sie das fragen, Frau Dr.   Berggrün. Zu diesem Zeitpunkt
sind meine Fragen reine Routine.« Ferschweiler blieb ruhig. Er kannte diese Art
von Gesprächen bestens. »Das kann sich allerdings schnell ändern, wenn echte
Verdachtsmomente auftauchen. Seien Sie also bitte kooperativ, dann entstehen
auch keine Missverständnisse.«
    Dr.   Berggrün wirkte nun betroffen. »Nein, Missverständnisse sollen
auch nicht entstehen, Gott behüte. Davon gab es schon mehr als genug. Aber ich
habe Freitagabend wirklich an meinem Vortrag gearbeitet, bis mich dann
irgendwann Ihr Assistent angerufen hat, um mich über den Leichenfund in der
Akademie zu unterrichten.«
    »Wir müssten allerdings Ihre Nachbarn diesbezüglich befragen.«
Ferschweiler sah mit einer gewissen Genugtuung, wie die Akademieleiterin wieder
nervös wurde.
    »Aber wozu denn? Glauben Sie mir etwa nicht? Ich hatte doch nichts
gegen Melanie Rosskämper. Sie war schließlich die Gattin des Vorsitzenden
unseres Fördervereins … Aber wenn Sie meinen«, sie schien ihre
Selbstsicherheit zurückerlangt zu haben, »dann tun Sie sich keinen Zwang an.
Aber Sie werden sehen, es hat alles seine Richtigkeit, was ich Ihnen gesagt
habe. Allerdings werden Ihnen

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