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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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die beiden mir gegeben.
Sie bestätigten noch einmal, dass die Rosskämper so manches Techtelmechtel mit
dem einen oder anderen Dozenten gehabt hat. Dabei mag es sich um üble Nachrede
handeln aufgrund von Neid und daraus resultierendem Hass auf die junge,
attraktive Frau, aber darin könnte auch ein mögliches Motiv liegen: Eifersucht
ist immerhin nicht die ungewöhnlichste Motivation, die zum Töten führt.«
    »Jetzt werd mal nicht philosophisch«, entgegnete de Boer. »Das waren
wahrscheinlich zwei schon pensionierte Lehrerinnen aus Ostdeutschland, die sich
mit einem Pinsel selbst verwirklichen wollen.«
    »Melanie Rosskämpers sexuelle Attraktivität und ihre Schönheit sind
schon ein Aspekt, den wir von seiner Wirkung her näher beleuchten sollten,
oder? Wie viele männliche Kursteilnehmer sind eigentlich derzeit an der
Akademie, und wie steht es mit den Dozenten? Ich hab mir noch nicht die Mühe
gemacht, sie durchzuzählen.«
    »Laut dem aktuellen Jahresprogramm gibt es zurzeit vierzehn männliche
Dozenten an der Akademie. Aber wie viele davon in deinem Sinne zum Kreis der
Verdächtigen zählen, das steht da leider nicht«, grinste de Boer Ferschweiler
an. »Vielleicht sollte Dr.   Berggrün deren Interesse an jungen, hübschen
Kunststudentinnen noch mit in den biografischen Teil des Jahresprogramms
aufnehmen?«
    Irgendetwas schien mit seiner Autorität nicht zu stimmen, dachte
Ferschweiler. Er würde de Boers Verhalten weiter beobachten und ihn zu
gegebener Zeit einmal maßregeln müssen. Aber nicht jetzt, dafür hatte er heute
keinen Nerv. Morgen Nachmittag würden sie die Vernehmungen fortsetzen. Bis
dahin würde de Boer hoffentlich etwas mehr über die männlichen Dozenten der
Akademie herausbekommen haben. Für Ferschweiler würde der morgige Tag eher schwierig
werden. Morgen früh hatte er den Weg auf den Petrisberg, wo der Ehemann der
Toten wohnte, anzutreten.
    Nun aber war erst einmal Feierabend. Ferschweiler schaltete die alte
Schreibtischlampe auf der Werkbank aus, die ihm als Schreibtisch diente, und
verließ zusammen mit de Boer die Lithowerkstatt. Schluss für heute! Jetzt ging
es zu Rosi.

FÜNF
    Der Nebel war wieder dicht an diesem Morgen. Das kleine
Kastanienwäldchen, an dem ihr Weg vorbeiführte, war nur als dunkles Etwas zu
erkennen.
    Sie ging seit Jahren, seitdem sie sich einen Hund hielt, jeden Morgen
denselben Weg. Dieser führte aus dem Wohngebiet heraus leicht bergan an dem
Kastanienwäldchen vorbei, dann wieder bergab und an der alten Viehweide
entlang. Bis vor ein paar Jahren hatte hier jemand, wie ehemals viele in der
historisch betrachtet eher als arm zu bezeichnenden Eifel und im Hunsrück, eine
kleine Schafherde gehalten. Aber nun verkamen der alte Stall und die
Streuobstwiese, auf der die Tiere geweidet hatten, zusehends.
    Ihre Runde dauerte bei strammem Schritt nicht länger als eine halbe
Stunde. Oftmals brauchte sie etwas länger, da sie regelmäßig auf andere
Hundebesitzer traf und mit ihnen ins Gespräch kam, vor allem im Sommer. Im
Winter, zudem noch früh am Morgen, waren nur wenige auf dem Weg an den Feldern
entlang unterwegs. Die meisten Hundehalter blieben auf ihren morgendlichen
Gassigängen innerhalb des Wohngebietes, wo die Straßenbeleuchtung für Licht
sorgte. Ihr jedoch machte die Dunkelheit nichts aus. Sie genoss die Stille und
freute sich, wenn sie einen Fuchs oder Rehe sah. Das waren ihre kleinen
Lichtblicke. Danach konnte ihr Tag beginnen. Die einzige Sorge, die sie
manchmal hatte, war, sie könne Wildschweinen über den Weg laufen, obwohl das
noch nie vorgekommen war.
    Gustav, ihr braun gefleckter Mischlingsrüde, trottete auch heute die
meiste Zeit über ruhig neben ihr her. Hin und wieder hob er den Kopf, spähte
über die Stoppelfelder, schnupperte und lief etwas voraus, machte jedoch
keinerlei Anstalten, weiter wegzulaufen. An diesem Morgen waren also keine Rehe
unterwegs, im Gegensatz zu den vorangegangenen Tagen. Da war ihr der Hund ein
paarmal weggelaufen, richtig außer sich war er gewesen, kaum zu bändigen. Auch
die kleine Hundepfeife, die sie immer an ihrem Schlüsselbund trug, hatte
keinerlei Wirkung gezeigt.
    Die Kälte kroch ihr durch die Jacke.
    Ich hasse dieses nasskalte Wetter, dachte sie noch, als sie
plötzlich ein Rascheln hinter sich hörte. Im nächsten Augenblick spürte sie
einen stechenden Schmerz und dann: nichts mehr. Nur noch tiefes Schwarz.
    Gustav war einige Meter vor ihr hergelaufen, als er den kurzen
Aufschrei seines

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