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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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Walnussöl bestellt worden ist. Oder nein: Erweitere den
Zeitraum auf das letzte halbe Jahr. Man weiß ja nie«, sagte Ferschweiler.
    De Boer lächelte. »Habe ich schon gemacht, Chef. Trittenheim war ein
Volltreffer: von Stiependorf hat vor zwei Wochen in der Apotheke seines Bruders
eine größere Menge Walnussöl bestellt. Die PTA ,
mit der ich telefoniert habe, sagte, es seien drei Liter gewesen.«
    Ferschweiler dachte nach.
    »Aber wieso hat er derart viel von dem Öl bestellt? Um einen anaphylaktischen
Schock bei einer hochallergischen Person wie Melanie Rosskämper auszulösen,
reicht doch auch eine geringe Menge. Aber gut gemacht, Wim. Dann war von
Stiependorf immerhin in Besitz der nötigen Substanz.«
    Wieder dachte Ferschweiler kurz nach. »Aber an Walnussöl wird man
wohl auch außerhalb großer Chemiekonzerne und Apotheken herankommen, oder? Der
Erwerb und der Besitz des Öls spricht von Stiependorf leider noch nicht
schuldig. Entscheidend ist doch, ob er auch ein Motiv und die Gelegenheit hatte.«
    »Da liegt in diesem Fall das Problem«, sagte de Boer. »Ich wüsste
nicht, welches Motiv er gehabt haben könnte. Zwar haben alle von mir Befragten
bestätigt, dass der ausgelobte Wettbewerb um eine eigene Ausstellung in der
Kunsthalle einen enormen Konkurrenzdruck ausgelöst hat. Allerdings haben von
Stiependorf und die Rosskämper auf zu verschiedenen Gebieten gearbeitet, um
wirklich zu Konkurrenten werden zu können. Zudem ist von Stiependorf eine sehr
bescheidene Persönlichkeit und macht seine Kunst, wie mir Doris Egger bestätigt
hat, nur für sich selbst.«
    »Woher weiß diese Doris Egger das so genau?«
    »Sie kennt ihn schon seit mehr als siebzehn Jahren. Die irrt sich
bestimmt nicht. Sie ist eine sehr interessante Frau und eine echt gute
Künstlerin«, schwärmte de Boer. »Zudem hat von Stiependorf noch nie den Versuch
unternommen, etwas auszustellen oder zu verkaufen.«
    Ferschweiler wurde allmählich sauer. »Reiß dich mal am Riemen, de
Boer! Es geht um Fakten, nicht um Emotionen. Du und deine Vorlieben für die Kunst.
Bleib mal sachlich.«
    »Tue ich doch, Chef. Sie ist wirklich eine gute Künstlerin. Selbst
die Münchner Staatsgemäldesammlungen und das Rijksprentenkabinet in Amsterdam
haben Arbeiten von ihr – und das will etwas heißen!«
    Ferschweiler beschloss, das Thema zu wechseln. Von diesen Dingen
hatte er keine Ahnung. Da begab er sich auf für ihn unsicheres Terrain, und er
wollte sich nicht vor de Boer blamieren.
    »Also von Stiependorf. Den sollten wir uns noch einmal vornehmen.
Gut, sonst noch jemand?«
    »Na ja, die Egger könnte zumindest noch nähere Angaben zu Melanie
Rosskämpers Verhalten machen. Wie gesagt: eine sehr interessante Frau. Neben
ihrer Tätigkeit als Druckgrafikerin malt sie auch – und zwar
experimentell. Sie macht Bilder, bei denen durch den Einsatz von bestimmten
chemischen Substanzen ein dreidimensionaler Eindruck entsteht. So etwas habe
ich – und das, obwohl ich selbst einige Semester Kunstgeschichte studiert
habe – noch nie gesehen.«
    Die Kunst ist doch nicht nur inhaltlich eine moderne Hexenküche,
dachte Ferschweiler. Gut, dass sich sein Cousin damit nicht mehr beschäftigen
musste, sondern nun den Schwimmernachwuchs der Vereinigten Staaten trainieren
durfte. Er musste ihn wieder einmal anrufen.
    »Und was hat dein Gespräch mit dem Psychologen ergeben?«, fragte er
de Boer.
    »Dr.   Hanus hat noch einmal bestätigt, was wir bereits über Melanie
Rosskämper wussten, eben das, was alle erzählen. Aber einen Hinweis hatte er
noch. Er sprach davon, dass sich die Rosskämper in letzter Zeit sehr verändert
habe, weil sie sich wohl wirklich in einen Mann verliebt habe. Er wusste zwar
keinen Namen, aber nach dem, was er mir erzählt hat, könnte sie diesen Mann an
der Kunstakademie kennengelernt haben. Insofern sollten wir uns auf die
männlichen Dozenten und Kursteilnehmer konzentrieren, die mit Melanie
Rosskämper näher zu tun hatten. Frau Dr.   Berggrün oder Helena Claus werden uns
in diesem Punkt sicher weiterhelfen können.«
    Ferschweiler nickte und fasste dann seine Befragungen zusammen.
    »Bei mir«, berichtete er, »gab es gar keine brauchbaren Ergebnisse.
Zwar habe ich mit zwei Kursteilnehmerinnen gesprochen, die die Tote nach
eigenen Aussagen ›gehasst‹ haben, aber mir ist nicht ganz klar, warum. Ich
vermute, weil die beiden Damen es nicht mit der blendenden Schönheit der
Rosskämper aufnehmen konnten. Aber einen Hinweis haben

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