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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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die Dame erfreut darüber gewesen wäre, wenn er sie um zwei Uhr
nachts aus den Federn geklingelt hätte mit der Bitte, ihm die Kunsthalle
aufzusperren, das bezweifelte er doch arg. Auch machte es keinen Sinn, de Boer
zu verständigen. Dann hätten sie lediglich zu zweit hier gestanden. Also hieß
es warten. Vielleicht verließen Kafka und die andere Person, mit der er im
Turmzimmer war, ja bald das Gebäude. Ferschweiler würde dann hoffentlich sehen
können, um wen es sich handelte.
    Aber wo sollte er warten? Er konnte schließlich nicht abschätzen,
wann Kafka herauskommen würde. Ferschweiler stellte den Kragen seines Mantels
hoch und blies sich in die gefalteten Hände. Wie kalt mochte es wohl sein?
Gefühlt waren es höchstens null Grad. Allmählich merkte er, wie die Kälte ihm
in die Schuhe kroch. Wo sollte er sich hinstellen, um es etwas wärmer zu haben
und gleichzeitig den Eingang des Gebäudes beobachten zu können? Er entschied,
sich unter die Pergola der Cafeteria zu stellen, wo er hoffentlich eine
zumindest windgeschützte Ecke finden würde.
    Etwa eine Stunde verging, ohne dass etwas passierte. Rosi würde bald
aufstehen und im Schankraum des »Standhaften Legionärs« Klarschiff machen. Wie
gern wäre er jetzt bei ihr gewesen. Ferschweiler wollte gerade schon aufgeben
und sich auf den Weg zu ihr machen, da erlosch im Turmzimmer das Licht. Vor
elektrisierender Spannung vergaß Ferschweiler seine kalten, steifen Füße und
seine schmerzenden Ohren augenblicklich.
    Die Kunsthalle hatte zwei Ausgänge, die für Kafka zum Erreichen seines
Wagens in Frage kamen. Einer davon lag auf Ferschweilers Seite. Sollte der
Dozent jedoch den Ausgang auf der anderen Seite nehmen, dann hätte Ferschweiler
einen schlechten Beobachtungsposten gewählt. Aber das musste er riskieren. Er
durfte sich jetzt nicht von der Stelle rühren, Kafka durfte ihn nicht bemerken.
Zu diesem Zweck hockte sich Ferschweiler hinter die Korbstühle, die jemand
unter der Pergola aufgestapelt hatte. Jetzt ging in der Kunsthalle das Licht
an, gleißend hell wurde es plötzlich hinter den großen Glasflächen.
Ferschweiler erkannte Kafka in Begleitung einer Frau. Er traute seinen Augen
nicht. Damit hätte er nicht gerechnet. Er würde morgen noch ein weiteres Verhör
führen müssen, und auf dieses freute er sich schon jetzt.
    Das Licht in der Halle erlosch wieder; Kafka und seine weibliche
Begleitung verließen die Halle durch den Ausgang, den Ferschweiler nicht im
Blick hatte. Kurz darauf hörte er, wie der Cayenne aufheulte und vom Gelände
fuhr. Ferschweiler war wieder allein. Darüber, dass er völlig durchgefroren
war, ärgerte er sich nicht, denn seine Ermittlungen waren diese Nacht ein gutes
Stück vorangekommen, davon war er überzeugt.

ZEHN
    So früh war Ferschweiler schon lange nicht mehr in der
Kantine des Polizeipräsidiums gewesen. Normalerweise startete er immer von Rosi
mit einigen Klappschmeer gut versorgt in den Tag, oder aber er verzichtete ganz
auf ein Frühstück. Nur Kaffee, den brauchte Ferschweiler morgens auf jeden
Fall.
    In der Schlange an der Essensausgabe entdeckte er Josef Simon, den
er schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Ganz am Anfang
seiner Karriere war Ferschweiler manchmal mit Simon, den alle nur Juppes
nannten, bei den Spielen der Eintracht eingesetzt gewesen. Dann aber war er zur
Mordkommission und Simon zum Drogendezernat gewechselt. Ihre Wege hatten sich
getrennt, und sie hatten in den folgenden Jahren eher selten miteinander zu tun
gehabt.
    Ferschweiler winkte Simon freundlich zu und signalisierte ihm mit
einer Geste, dass er sich gleich zu ihm an den Tisch setzen würde. Simon nickte
und nahm seinen üppig mit Rührei, gebratenem Speck und Bohnen beladenen Teller
von den beiden Küchenangestellten entgegen, die in Trier aufgrund ihres
gigantischen Körperumfangs einen geradezu legendären Ruhm genossen.
Ferschweiler hingegen nahm nur ein belegtes Brötchen.
    »Moin, Meister«, sagte er, als er an Simons Tisch stand, und stellte
sein Tablett klappernd gegenüber seinem schon fleißig kauenden Kollegen ab. »Du
hast aber einen gesegneten Appetit.«
    »Hatte Nachtschicht, Rudi«, sagte Simon sichtlich erfreut darüber,
seinen alten Freund wiederzutreffen. »Aber zumindest hat es sich zur
Abwechslung mal gelohnt.«
    »Ja? Was gab es denn?«
    »Ach, wir observieren schon seit einiger Zeit eine Bande von Dealern,
die über den Findel chemische Designerdrogen ins Land schmuggeln und hier

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