Die schoene und der Lord
sah Catriona an. »Das Porträt stellte eine Person dar, die dir auf bemerkenswerte Weise ähnelte.« Catriona sah verwirrt drein. »Mir?«
»Ich habe dich natürlich nicht erkannt, denn zu der Zeit konnte ich das Bild nicht einmal sehen, aber Forbes erkannte die Ähnlichkeit und teilte Sir Damon seine Ansichten mit. Es erregte mein Mißtrauen, wie Sir Damon mich nach dir ausfragte und sich dabei vor allem für deine Identität interessierte.«
»Aber wie ist das möglich?« fragte Catriona. »Wie konnte Sir Damon ein Porträt von mir haben?«
»Das habe ich mich auch gefragt. Irgend etwas konnte da nicht stimmen, und deshalb bin ich, direkt nachdem Sir Damon fort war, zu euch nach Hause geritten in der Hoffnung, dich dazu befragen zu können. Nur daß du nicht da warst. Bei diesem Anlaß hat deine Mutter mir dann alles erklärt.«
Robert stand mit dem Rücken zu den Fenstern, durch die hell das Sonnenlicht hereinströmte.
»Catriona, deine Mutter, Mary MacBryan, war gar nicht deine wirkliche, leibliche Mutter.«
Wortlos sah Catriona ihn an, offenbar wie vor den Kopf geschlagen und zugleich aufgebracht. »Wie kommst du dazu, so etwas zu behaupten?«
»Weil es die Wahrheit ist. Mary hat dich aufgezogen wie ihre eigene Tochter, weil deine wirkliche Mutter sie kurz vor ihrem Tod darum gebeten hat, nachdem sie dich und deinen Bruder zur Welt gebracht hatte.«
Catriona schüttelte den Kopf und wollte nichts mehr davon hören. »Nein. Das stimmt nicht. Ich habe keinen Bruder, bloß eine Schwester, Mairead. Du lügst.«
»Catriona, du mußt mir zuhören. Mary MacBryan war nicht deine Mutter, jedenfalls nicht dem Blut nach. Die Frau, die dir das Leben geschenkt hat, war Lady Catherine Dunstron. Sie war die Frau des Gutsherrn von Crannock, des früheren Gutsherrn, dem dann Sir Damon nachfolgte. Ihr Ehemann, dein Vater, war ein Mann namens Sir Charles Dunstron, der mehrere Monate vor deiner Geburt verstorben ist. Sir Damon war Sir Charles’ Großneffe und wäre, je nach dem Ausgang von Lady Catherines Schwangerschaft, in den Genuß des Gutsherrentitels gekommen - oder eben nicht. Mary hat deiner Mutter, Lady Catherine, beigestanden, während sie im Wochenbett lag und einen Sohn zur Welt brachte. Diesen Sohn hat Sir Damon ihr noch in derselben Nacht fortgenommen. Von dem Kind hat man nie wieder etwas gehört. Sir Damon wußte aber nichts davon, daß Lady Catherine in derselben Nacht noch einem zweiten Kind das Leben schenkte. Einer Tochter.« Er senkte die Stimme. »Das warst du.« Catriona strömten die Tränen so hemmungslos übers Gesicht, daß sie Robert nicht mehr sehen konnte, der direkt vor ihr stand. Unaufhörlich schüttelte sie den Kopf. Das konnte nicht sein. Es war einfach nicht möglich. Lieber Gott, wann würde sie endlich aus diesem schrecklichen Alptraum erwachen? »Das glaube ich nicht.«
Robert setzte sich neben sie. »Catriona, ich weiß, es klingt fast zu unglaublich, um wahr zu sein, aber es stimmt. Ich habe nicht den geringsten Zweifel an dem, was Mary mir erzählt hat. Ich schwöre dir, ich sage die Wahrheit. Nach deiner Geburt hat deine Mutter, Lady Catherine, Mary MacBryan gebeten, dich an sich zu nehmen und Crannock zu verlassen, bevor Sir Damon die Wahrheit über dich erführe. Sie fürchtete um dein Leben. Sie bat Mary, dich wie ihr eigenes Kind großzuziehen, bevor sie infolge der Komplikationen bei der Geburt verschied. Und bei diesen Komplikationen hatte Sir Damon ebenfalls die Hände mit im Spiel.«
Aul einmal meldete Mairead sich aufgebracht zu Wort. »Warum hätte Mam uns nicht schon früher davon erzählen sollen? Und wieso sollte sie das alles Ihnen als erstem verraten?« »Eure Mutter hat nie jemandem die Wahrheit anvertraut, weil sie um Catrionas Sicherheit fürchtete, falls Sir Damon von ihr erfahren hätte. Und gestern dann, als ihr klar wurde, daß er nach der Begegnung mit Catriona hinter die Wahrheit gekommen war, erzählte sie mir alles, damit ich Catriona vor Sir Damon beschützen konnte. Wir vermuteten, daß Sir Damon unterwegs war, um Catriona ausfindig zu machen. Deshalb ließ ich dann Mary allein im Haus zurück, um Catriona zu finden und ihm so zuvorzukommen. Ich hätte nie gedacht, daß er Mary überfallen und ihr das antun würde, sonst hätte ich darauf bestanden, daß sie mit mir nach Rosmorigh kam, obwohl sie zu Hause bleiben und auf Angus und euch warten wollte«, schloß er und sah dabei Mairead an.
Catriona saß regungslos da und war vollkommen still.
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