Die schoene und der Lord
er...«
»B-bitte...«
Mary hob eine schwache, zitternde Hand in seine Richtung. An ihren Fingernägeln war abzulesen, wie sehr sie sich gegen ihren Angreifer zur Wehr gesetzt hatte, denn sie waren teils abgebrochen, und es befanden sich Verfärbungen darunter, die von Blut herrührten. Sir Damon dürfte also Spuren dieses Kampfs aufweisen. Robert nahm Marys Hand in die seine und kniete am Bett neben ihr nieder, um sie besser verstehen zu können.
»S-Sie m-m-müssen Cat...«, sie schluckte krampfhaft, »...Catriona die Wah-Wahrheit s-sagen. Was ich Ih-Ihnen erzählt ha-habe ... von der Ver-Vergangenheit. Ich kann ihr jetzt nicht mehr da-davon erzählen.«
Robert nickte. »Das werde ich tun.«
»Und S-Sie müssen ihr d-das hier geben ...«
Robert sah hinab auf ihre Hand in der seinen. Sie hielt krampfhaft eine Goldkette fest, die sie ihm jetzt in die Hand drückte. Robert nahm die Kette und hielt sie in die Höhe, so daß das Medaillon daran sich im Kerzenlicht drehte.
»B-bitte geben S-Sie gut acht auf s-sie...«
»Das werde ich. Ich verspreche es Ihnen.«
Eine kleine Träne rollte ihr aus einem der zugeschwollenen
Augen, und ihr Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln. »B-bringen Sie s-sie jetzt zu m-mir.«
Robert schob sich die Kette mit dem Medaillon daran in die Jackentasche und ging zur Tür.
»Catriona, kommst du bitte mal?«
Als sie zu ihm kam, nahm er ihre Hände und sah ihr tiefernst in die Augen. »Deine Mutter hat schlimme Verletzungen, Catriona. Sie ist sehr übel zugerichtet.«
Ihr stockte hörbar der Atem, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
»Du mußt daran denken«, sagte Robert und drückte fest ihre Hände, »ganz gleich, was du empfindest, wenn du sie siehst, du mußt stark bleiben. Um ihretwillen. Sie muß dich jetzt sehen. Bereite dich auf das Schlimmste vor.«
Catriona starrte ihn einen Augenblick lang an und nickte dann langsam, bevor sie ihre Hände aus den seinen löste und ganz langsam ins Zimmer ihrer Eltern ging.
Als sie ihre Mutter das erste Mal ansah, kniff sie fest die Augen zu und versuchte verzweifelt, ihrer aufgewühlten Empfindungen Herr zu werden. Wie sie aber ihre Mutter so gebrochen und hilflos daliegen sah, kamen ihr trotz aller Vorsätze die Tränen. Sie atmete einmal langsam und tief durch und brachte dann ein ersticktes »Mam« heraus.
»C-Catri...« Mary hob die Hand. Catriona kniete neben dem Bett nieder, nahm die Finger ihrer Mutter und legte sie sich an die Wange.
»Oh, Mam, wer hat dir das angetan?«
»Es wird alles wieder gut, M-Mädchen ...« Keuchend rang sie um Atem. »Ich habe getan, was ich tun s-sollte. Um w-was mich deine Mutter gebeten hat...« Sie schloß die Augen, als übersteige es ihre Kräfte, sie offenzuhalten.
Catriona versuchte, den Sinn ihrer Worte zu erfassen. »Was meinst du denn, Mam? Ich verstehe nicht...«
Mary holte nochmals mühsam Luft. »Der Gutsherr wird es d-dir erzählen. Du mußt ihm vertrauen. Er wird sich jetzt d-deiner annehmen ...«
Da erstarb Marys Stimme, und ihr Kopf sackte langsam zur Seite. Ihre Hand, die Catriona noch immer fest in der ihren hielt, wurde auf einmal schlaff. Catrionas Blick verschwamm hinter plötzlich aufsteigenden Tränen. Furcht, Trauer und tiefer Schmerz überwältigten sie. »Mam? Mam, bitte ... bitte...«
Catriona spürte, wie Robert ihr die Hand auf die Schulter legte, aber sie ließ den Kopf auf die Decke sinken und weinte hemmungslos, ohne Marys Hand loszulassen.
Kapitel 19
Catriona schlug die Augen auf. Gedämpft schien ihr zart rosafarbenes Sonnenlicht ins Gesicht, das durch die schimmernden, mannshohen Fenster auf der anderen Seite des riesigen Zimmers hereinfiel und sich dabei in einer Unzahl von Regenbogenfarben brach. Nie zuvor hatte sie ein so riesiges Bett gesehen wie das, in dem sie lag; es war so geräumig, daß neben ihr noch Mairead sowie Mattie bequem Platz gefunden hätten. Es thronte hoch über dem Boden, so daß sie in der vergangenen Nacht die kleine Trittleiter an seiner Seite zu Hilfe nehmen mußte, um hineinzugelangen. Das hochglanzpolierte Mahagoniholz war mit geschnitzten Putten und Vögeln verziert, und als krönender Abschluß befand sich oben ein rosa und blaßblauer Baldachin aus weich fallender Seide. Wie alles in dem Zimmer dufteten das Bett und sogar die Kissen unter ihrem Kopf nach Blumen und aromatischen Spezereien.
Catriona schaute wieder hinüber zum Fenster, wo das in vielen Farben hereinströmende Sonnenlicht ihre Aufmerksamkeit
Weitere Kostenlose Bücher