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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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bat, sie zu besuchen. Ich habe ihr nie geantwortet. Später, nach Charles’ Tod, schrieb sie von Damon und ihrer Angst vor ihm, und ich habe ihre Hilferufe einfach unbeachtet gelassen, weil ich mir sagte, daß sie ihre Lage selbst verschuldet hatte.« Als er Catriona ansah, standen in seinen Augen mühsam zurückgehaltene Tränen der Reue. »Ich hätte sie retten können. Catherine könnte heute noch am Leben sein, wenn ich nur gehandelt hätte, sie und auch Ihr Bruder. Warum nur? Warum war ich bloß so selbstsüchtig?«
    Catriona sah ihn an. »Nein. Es war nicht Ihre Schuld, Nur ein Mensch trägt die Schuld, und das ist Damon. Er muß für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden und dafür büßen. Und wenn ich dafür den Rest meines Lebens opfern müßte, ich werde alles daransetzen, daß er seiner gerechten Strafe nicht entgeht.«

Kapitel 26
    Catriona und Christian verbrachten den größten Teil des darauffolgenden Tages miteinander und entdeckten dabei nach und nach, daß sie eine ganze Reihe von Interessen gemeinsam hatten. So schien die Liebe zum Lesen den Talbots geradezu angeboren, wie auch ein gewisser Hang zum Abenteuer.
    Ihre Mutter und Christian waren die einzigen Kinder ihrer Eltern gewesen, welche beide nicht mehr am Leben waren. Christian erzählte ihr, daß seine Mutter, ihre Großmutter, erst vor kurzem verschieden war, und zwar infolge eines Wechselfiebers, an dem sie bereits eine ganze Zeit lang gelitten hatte. Es hätte ihr die größte Freude gemacht, Catriona kennenzulernen, versicherte er ihr, denn von ihr hatten sie alle ihre Liebe zum Lesen geerbt. Ihre Abenteuerlust aber hatten sie von Catrionas Großvater, dem ersten Viscount Plimlock. Christian erzählte ihr, wie dieser einmal einen Flugversuch vom obersten Stock des Familiensitzes, Lockwood, unternommen hatte, angetan mit Flügeln, die er selbst aus Federn und Stricken zusammengefügt hatte. Statt sich aber in die Lüfte zu erheben, hatte er seine Tollkühnheit mit einem Beinbruch bezahlt, den er sich bei dem Sturz zuzog.
    Während Catriona die Zeit mit ihrem Onkel verbrachte, nahm Robert sein noch ausstehendes Anliegen in Angriff. Gegenwärtig hielt er sich in der Galerie der Sheldrakes auf und bewunderte wartend die Kunstwerke, die Tolley und seine Vorfahren zusammengetragen hatten. Seine Aufmerksamkeit wurde gerade durch ein Gemälde gefesselt, welches eine Stockente im Flug darstellte, als Kinsborough in den Raum trat.
    »Ich hoffe doch, Ihr Ersuchen um dieses vertrauliche Gespräch ist ein Zeichen dafür, daß Sie sich mein Angebot noch einmal haben durch den Kopf gehen lassen«, sagte er stirnrunzelnd, als er herankam.
    Robert wandte nicht den Blick von dem Gemälde und würdigte die Anwesenheit des Marquis auch sonst in keiner Weise. »Wissen Sie, immer wenn ich jetzt ein Gemälde anschaue oder eine Plastik oder sogar eine Landschaft in freier Natur, widerstrebt es mir ungemein, die Augen bei diesem Anblick zu schließen, weil ich zu große Angst davor habe, sie zu öffnen und festzustellen, daß ich wieder blind bin.«
    Kinsborough betrachtete eingehend das Gemälde. »Das ist schon bemerkenswert«, sagte er, »daß Sie Ihr Sehvermögen zurückerlangt haben.«
    »Ja, das ist es, nicht wahr?« Robert zögerte kurz. »Unseligerweise waren die Verletzungen, die meine Angehörigen bei dem Feuer erlitten haben, weitaus ernsthafter. Vom Tod erholt man sich nicht mehr so ohne weiteres.«
    Kinsborough war anzusehen, daß er sich zunehmend unbehaglich fühlte. »Es war allerdings eine Tragödie.«
    Nun wandte Robert sich zu ihm um und sah ihn mit unbewegter Miene an. »Wissen Sie eigentlich, daß Jamie, der Sohn meines Bruders und Erbe, diesen Monat seinen fünften Geburtstag gefeiert hätte?« Er blickte wieder das Bild an. »Er war ein richtiger kleiner Künstler, Jamie. Natürlich habe auch ich mich in den Künsten versucht, aber meine Talente lagen im Erwerb, nicht in der Schöpfung. Jamie aber, der hätte es zu etwas Außergewöhnlichem bringen können, wenn er nur die Zeit dazu gehabt hätte. Und wer vermöchte zu sagen, was aus dem Kind hätte werden können, mit dem die Frau meines Bruders schwanger ging? Wir werden es nie erfahren.« »Was Ihrer Familie zugestoßen ist, tut mir sehr leid, Devonbrook«, sagte Kinsborough, dessen Stimme immer aufgewühlter klang. »Es ist nicht zu übersehen, welchen Verlust Sie erlitten haben, sowohl was Ihre Gefühle wie auch Ihre Finanzen betrifft. Deshalb habe ich Ihnen auch angeboten, die

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