Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
Vom Netzwerk:
Überreste der Sammlung aufzukaufen, um Ihnen so dabei zu helfen, sich davon zu erholen und einen neuen Anfang zu machen.« »Die Ironie der Geschichte, Mylord, liegt ja darin, daß die Sammlung größtenteils unversehrt geblieben ist. Das konnte ich natürlich nicht wissen, bis ich meine Sehkraft zurück hatte, aber mein Vater hatte die meisten Stücke auf seinen Besitz nach Schottland schicken lassen. Sie befanden sich nicht auf Devonbrook House, als das Feuer ausbrach, sondern fernab, in Sicherheit. Die Sammlung war die große Leidenschaft meines Vaters, ihr hat er sein ganzes Leben gewidmet. Folgerichtig glaube ich nicht, daß es seinem Andenken Ehre erwiese, wenn ich mich jetzt auch nur von einem einzigen Stück trennen würde. Vielen Dank für Ihr Angebot, Mylord, aber ich muß es einfach ausschlagen.«
    Robert drehte sich um und ging an der langgezogenen Wand der Galerie entlang davon, wobei er mit dem Blick die dort ausgestellten Kunstwerke streifte. Kinsborough ließ er einfach stehen.
    »Devonbrook.«
    Robert hatte gedacht, er habe sich ebenfalls entfernt. Als er sich umdrehte, sah er Kinsborough noch genau an der Stelle stehen, wo er ihm so brüsk den Rücken gekehrt hatte. Ein Ausdruck der Verzweiflung stand in seinen Augen. »Ich muß an Ihre Ehre als Gentleman appellieren.«
    »Gentleman?« Robert setzte ein sarkastisches Lächeln auf. »Aber ich bin doch gar kein Gentleman, Mylord. Entsinnen Sie sich nicht? Ich habe meine gesamte Familie umgebracht, um an einen Titel zu kommen.«
    Jetzt verlor Kinsborough die Beherrschung, schlug die Hände vors Gesicht und begann lauthals zu schluchzen. »So hatte es nie ausgehen sollen. Es war ein unseliger Unfall. Ich wollte nie, daß sie ums Leben kommen.«
    Robert stand einfach da und lauschte aufmerksam jedem einzelnen nichtswürdigen Wort, das sich dem Marquis unter Schluchzen entrang.
    »Er sollte doch bloß das Gemälde ausfindig machen und es vernichten. Aber unter all den anderen hat er es nicht gefunden. Da dachte er, es befände sich womöglich im Zimmer Ihres Vaters. Ihm ist die Kerze hingefallen, und die Vorhänge haben sofort Feuer gefangen. Es ging alles so schnell, und es schien völlig aussichtslos, sie wieder zu löschen. Aber dieser Feigling ist einfach davongelaufen, um sich in Sicherheit zu bringen. Er hat Ihren Vater und die anderen dem Tod überlassen. Oh, Gott, wenn ich an James’ Stelle hätte treten können, ich hätte es getan. Ich schwöre es Ihnen, das hätte ich wahrhaftig. Wir waren zusammen auf der Universität. All die Jahre über. Gehaßt habe ich ihn nie, immer nur beneidet. Er hatte Louisa, er hatte einfach alles, was ich mir je auch für mich erträumte. Und dann hatte er außerdem auch noch das Gemälde ...«
    »Was für ein Gemälde, Kinsborough?«
    Kinsborough ließ die Hände sinken und sah ihn an; sein Gesicht war ganz rot, seine Augen verquollen. »Es war meine Frau. Sie nahm sich einen Geliebten. Einen Künstler. Er hat sie unbekleidet gemalt, lasziv ausgestreckt, so daß alle Welt es sehen und jedermann die Wahrheit herauslesen konnte. Ich glaubte, ich hätte das vermaledeite Ding endlich gefunden. Verfolgte seine Spur bis zu einem Kunsthändler nach Frankreich. Von da ab hat es noch einmal zehn Monate gedauert, bis ich endlich herausfand, wo es gelandet war. Es befand sich im Besitz eines Mannes namens Charleston. Ich schickte ihm ein Angebot, und er nahm es an. Aber dann hat Ihr Vater irgendwie davon Wind bekommen. Er bezahlte ein Dienstmädchen in meinem Haushalt dafür, daß sie ihn über meine Unternehmungen auf dem laufenden hielt. Am Ende hat er mir das Bild vor der Nase weggekauft. Er wollte es vor aller Augen ausstellen, beim Ball Ihrer Schwägerin. Im Beisein der feinen Londoner Gesellschaft, so daß jeder sie zu sehen bekäme. Alle hätten sich am Anblick meiner Frau weiden können, in dieser Pose. Und jeder hätte auf der Stelle Bescheid gewußt.«
    Robert hörte ihm aufmerksam zu. Was er da hörte, war einfach zu unglaublich. »Mein Vater hat ein indiskretes Bildnis Ihrer Frau gekauft und Ihnen erzählt, er wolle es vor den Augen der Gesellschaft ausstellen? Mit voller Absicht?« Kinsborough schüttelte den Kopf. »Er wußte nicht, daß sie darauf dargestellt war. Das Gemälde hatte er ja noch gar nicht gesehen.«
    »Warum haben Sie ihm nicht einfach die Wahrheit gesagt?« »Das ging einfach nicht. Vor all den Jahren hatte er mir schon Louisa, Ihre Mutter, weggenommen.« Er lachte, aber es war ein sprödes,

Weitere Kostenlose Bücher