Die schoene und der Lord
freudloses Lachen. »Weggenommen! Louisa hat mir nie gehört. Immer schon hat sie Ihren Vater mir vorgezogen. Ich schämte mich zu sehr, ihm die Wahrheit über meine Frau zu erzählen. Dabei hätte ich das tun sollen, das weiß ich heute. Aber ich wollte ihn mit seiner eigenen List schlagen. Ich erfuhr von dem Dienstmädchen, das er angeheuert hatte, um mich ausspionieren zu lassen. Ich hätte es nie tun dürfen. Ich hätte einfach zu ihm gehen und ihm die Wahrheit sagen sollen, aber wir haben allzuviele Jahre miteinander im Wettstreit gelegen, und dabei habe ich allzuoft den kürzeren gezogen. Deshalb konnte ich einfach nicht.«
Kinsboroughs Stimme war immer lauter geworden, und dann verstummte er plötzlich, griff sich an die Brust und brach auf dem Boden zusammen. Sein Gesicht war rot, nahezu purpurrot, und es sah so aus, als atme er nicht mehr. Robert lief zu ihm und kniete neben ihm nieder, um seinen Puls zu fühlen.
»Kinsborough!«
Sein Herzschlag ging rasend schnell. Der Marquis rang krampfhaft um Atem, kämpfte um sein Leben. Robert löste ihm die Halsbinde und begann, ihm die Knöpfe an seiner Weste zu öffnen. Ein Bediensteter, der den Aufruhr gehört hatte, trat in die Tür.
»Schnell!« rief Robert ihm zu. »Holen Sie Lord Sheldrake! Wir brauchen einen Arzt! Machen Sie rasch!«
Kinsborough klammerte sich an Roberts Jacke fest. »Ich muß Ihnen sagen...« Er schnappte nach Luft. »Es tut mir so leid...«
»Vergeuden Sie nicht Ihre Kraft«, sagte Robert. »Sie müssen sich beruhigen.«
Kurze Zeit später kam Tolley mit dem Arzt ins Zimmer gelaufen, der sich um Robert gekümmert hatte.
»Ich bin gerade eingetroffen, weil ich noch nach Ihrer Schulter sehen wollte«, sagte er und kniete sich neben Kinsborough.
»Kümmern Sie sich um ihn, Doktor. Meine Schulter kann warten.«
Robert stand auf und beobachtete das Geschehen, während die Worte des Marquis ihm fortwährend in den Ohren widerhallten.
Ein Unfall... Es tut mir leid... s o leid... s o leid... s o leid...
Und dann kam ihm etwas anderes in den Sinn, was er gesagt hatte.
Ich wollte ihn mit seiner eigenen List schlagen... Er sollte doch bloß das Gemälde ausfindig machen und es vernichten... Es erschien völlig aussichtslos ... dieser Feigling ist einfach davongelaufen, um sich in Sicherheit zu bringen ...
Auf einmal ergab dies alles einen Sinn.
Forbes.
Kinsborough hatte ihn angeheuert, bei seinem Vater den Kammerdiener zu spielen, um an das Gemälde zu gelangen und es zu vernichten, bevor es bei Elizabeths Ball öffentlich ausgestellt werden konnte. Kinsborough selbst hatte das Feuer gar nicht gelegt, und er hatte auch nicht die Sammlung vernichten wollen. Er hatte es lediglich auf das Bildnis seiner Frau abgesehen, und Forbes hatte die Sache fürchterlich verpfuscht, nur um dann den Spieß herumzudrehen und Robert die Schuld an allem in die Schuhe zu schieben.
Nun, dies genügte fürs erste.
Robert verließ den Raum, als sich abzuzeichnen begann, daß der Marquis sich außer Lebensgefahr befand. Seine Gesichtsfarbe war beinahe wieder normal, und er atmete gleichmäßig und ruhig in den kleinen Ballon, den der Doktor aus seiner Tasche zum Vorschein gebracht hatte. Während er den Weg durchs Haus zu seinem Zimmer zurücklegte, legte Robert sich im stillen zurecht, was er genau sagen würde, wenn er Forbes mit seinem Wissen konfrontierte, daß er für das Feuer verantwortlich war. Daß er es war, der seine Familie auf dem Gewissen hatte.
Er war gerade bei den Fluren im unteren Geschoß angelangt, als ein Kammermädchen zu ihm trat und ihn aufhielt. »Entschuldigung, Euer Gnaden, aber die Dame bat mich, Ihnen dies hier zu geben.«
Sie machte einen Knicks. Robert nahm das Briefchen und überflog es.
»Robert, da ist noch etwas, das ich wegen unserer Hochzeit mit Dir besprechen muß. Unter vier Augen. Es ist von größter Wichtigkeit. Bitte komm in den Garten, ich erwarte Dich dort.«
Robert überlegte sofort, was jetzt wieder im argen liegen mochte. Und welche Rolle Sir Damon Dunstron womöglich dabei spielte. Em solches Briefchen zu schreiben entsprach ganz und gar nicht Catrionas Gepflogenheiten. Es sei denn...
Warum zum Teufel hatte er sie bloß allem gelassen?
Forbes würde noch ein wenig warten müssen.
Als Robert am Eingang zum Garten ankam, spähte er umher, um Catriona ausfindig zu machen. Keine Menschenseele war zu sehen, weder bei den zentral gelegenen Springbrunnen noch bei den üppig blühenden Rosenbeeten. Blieben also
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