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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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dazu zu stehen.
    »Ja, ich bin Robert Edenhall, der Herzog von Devonbrook und Gutsherr auf Rosmorigh.«

Kapitel 5
    Robert war auf die unterschiedlichsten Reaktionen von ihr gefaßt, nachdem er sich in aller Form vorgestellt hatte, aber es kam anders als erwartet.
    »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Euer Gnaden«, versetzte sie lediglich. Kein wortreich beteuertes Mitgefühl, kein unbehagliches Schweigen, unter dessen Last ein Granitblock zusammengebrochen wäre, nicht einmal das geringste Zögern beim Gebrauch seiner korrekten Anrede. Sie akzeptierte ihn frank und frei und sah in ihm bloß das, als was er sich vorgestellt hatte: Robert Edenhall, Herzog von Devonbrook. Freilich kannte sie nicht die wahren Umstände, die dazu geführt hatten, daß er jetzt Herzog war, und konnte sie auch gar nicht kennen. Sie wußte nichts von ihm. Mit Sicherheit wußte sie nichts von dem Feuer und hatte erst recht keine Ahnung von den Gerüchten, die ohne Zweifel noch immer jeden kerzenlichtschimmernden Salon in London beherrschten, wo man ihn beschuldigte, kaltblütig nahezu seine gesamte Familie umgebracht zu haben. Andererseits war es erfreulich gewesen, wie sie auf die Tatsache reagiert hatte, daß er blind war; mehr wußte sie im Grunde nicht über ihn, und dennoch hatte sie kein weiteres Aufhebens darum gemacht.
    Dieses ihm wildfremde Mädchen hatte bewerkstelligt, was andere, die ihn schon sein ganzes Leben lang kannten, nicht vermocht hatten. Sie hatte ihm gestattet, er selbst zu bleiben, derselbe Mensch, ganz gleich, ob nun vor oder nach dem Feuer; ein menschliches Wesen, keine Kuriosität, die man anstarr-te, im Flüsterton kommentierte und zum Gegenstand von Spekulationen machte.
    »Wissen Sie«, sagte er, denn nun wollte — nein, mußte er auf der Stelle wissen, wer dieses überaus freundliche Geschöpf war, »wenn sich jemand als erstes vorstellt, ist es guter Brauch, daß sein Gegenüber ihm dieselbe Höflichkeit erweist.«
    Sie blieb stumm, denn offensichtlich widerstrebte es ihr, ihre Identität zu enthüllen, vielleicht weil sie noch immer Angst davor hatte, wegen ihrer unbefugten Abstecher ins Schloß bestraft zu werden.
    »Keine Sorge, Miss. Ich habe nicht die Absicht...«
    Von der anderen Zimmerseite her ließ sich plötzlich ein Klopfen an der Tür vernehmen, die Sekunden später geöffnet wurde. Robert spürte, wie jemand an ihm vorbeihuschte, dann hörte er von der Tür her die mürrische Stimme seines Dieners Forbes. »Euer Gnaden, ich bringe Ihnen Ihr Essen und die Korrespondenz, die soeben aus London eingetroffen ist.«
    Robert wußte, auch ohne es gesehen zu haben, daß das Mädchen verschwunden war. In dem Moment, als Forbes hereingetreten und sie davongehuscht war, hatte die Atmosphäre im Raum sich jäh abgekühlt und war eisig geworden. Wäre sie noch dagewesen, wäre Forbes außerdem schon längst auf sie herabgestoßen wie ein Geier.
    Robert mußte auf einmal an Pietro denken, und wie er wohl auf diese junge Dame reagiert hätte — sicherlich ganz anders als Forbes, soviel stand fest. Er war ein vollendeter Charmeur gewesen, und wenn sie während ihrer gemeinsamen Zeit auf der Halbinsel einer reizvollen Vertreterin der holden Weiblichkeit begegnet waren, hatte Pietro stets unfehlbar den Versuch unternommen, ihr Herz zu erobern. In den meisten Fällen hatte er dabei auch Erfolg. Und dieses Geschöpf hier hätte er äußerst bestrickend gefunden.
    »Die Vorhänge«, verkündete Forbes, als er es bemerkte. »Sie sind offen.«
    »Ja, Forbes, das sind sie«, erwiderte Robert und bestätigte so nochmals die Tatsachen. Er wartete kurz und lauschte, wie Forbes das Tablett mit dem Essen aut den Tisch neben ihm stellte. Dann ließ er noch eine Weile verstreichen und sagte schließlich: »Danke, Forbes. Sie können dann gehen.«
    »Aber, Euer Gnaden, Ihr Essen ...«
    »Ich bin durchaus in der Lage, ohne einen Aufpasser zu essen, Forbes. Je mehr ich mir angewöhne, Kleinigkeiten selbst zu bewältigen, desto besser für mich.« Hatte er das wirklich gerade gesagt? »Jetzt wäre ich gerne ungestört. Kommen Sie in einer Stunde wieder, um das Tablett abzuräumen.«
    Forbes rührte sich zunächst nicht. Als er schließlich antwortete, war sein Mißfallen nicht zu überhören. »Ganz wie Sie wünschen, Euer Gnaden.« Bevor er ging, zögerte er noch kurz. »Was ist mit der Korrespondenz, Euer Gnaden?«
    Robert hatte mit dieser Frage gerechnet und sie schon viel früher erwartet. »Was soll damit sein,

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