Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
Vom Netzwerk:
versunken, überraschten seine nächsten Worte sie um so mehr.
    »Da Sie ja offenkundig mit diesem Raum vertraut sind, nehme ich an, daß Sie ihn mir beschreiben könnten?«
    »Verzeihung, Sir?«
    »Ich habe gefragt, ob Sie in der Lage wären, mir zu schildern, was sich in diesem Raum befindet.«
    Unsicher starrte Catriona ihn an. Langsam sah sie sich in der vertrauten Umgebung um. Obwohl sie schon so oft hergekommen war, unzählige Male, fiel ihr jetzt auf, daß sie sich den Raum nie wirklich angesehen hatte; sie hatte nie darauf geachtet, was sich außer den Wandregalen voller Bücher, dem Tisch, den sie zum Schreiben benutzte, und seinem Porträt noch in der Bibliothek befand. Sie nickte geistesabwesend. »Sie können mir den Raum also nicht beschreiben?« fragte er und unterbrach so ihren Gedankenfluß. Catriona fiel ein, daß er ihr Kopfnicken ja nicht hatte sehen können.
    »Entschuldigen Sie bitte. Doch, ich kann Ihnen beschreiben, was es hier alles gibt, aber dazu müßte ich die Vorhänge ein wenig weiter öffnen, damit ich deutlicher sehen kann.«
    Sein Stirnrunzeln verstärkte sich wieder. »Natürlich. Einen Augenblick bitte.« Er tastete auf dem Tisch neben seinem Sessel herum und warf dabei etwas herunter, das klappernd zu Boden fiel. »Verdammt!«
    Catriona trat neben ihn. »Schon gut, ich hebe es Ihnen auf.«
    Sie ging um den Sessel herum und kniete neben ihm nieder. Eine merkwürdig aussehende Brille mit geschwärzten Gläsern lag neben dem Tisch.
    »Haben Sie die gesucht?« fragte sie und legte sie ihm in die Hand.
    Reflexartig umschlossen seine Finger die Brille und damit auch ihre Hand. Seine Berührung fühlte sich warm an, beinahe heiß, und er ließ sie zunächst nicht gleich los. Und Catriona versuchte auch nicht, ihm ihre Hand zu entziehen.
    Obwohl es so aussah, als könne er ihre Finger mit Leichtigkeit zermalmen, hielt er ihre Hand mit auffälliger Behutsamkeit. Ein seltsamer Schauer überlief sie, als sie seine Haut so dicht an der ihren spürte. Catriona blickte ihm ins Gesicht. Dort sah sie wieder die Traurigkeit, Verzweiflung und ohnmächtige Wut, angesichts derer sie sich zum Bleiben entschlossen hatte, anstatt die Flucht zu ergreifen, als die Gelegenheit sich bot. Er sah so aus, als hätte er am liebsten die edle Kristallvase auf dem Tisch neben ihm aus dem Fenster geschleudert. Wenn er sie nur hätte sehen können.
    »Danke«, sagte er schließlich und ließ ihre Hand los. Die Wärme, die sie gespürt hatte, schwand sofort.
    Catriona wartete, bis er die Brille vor seinen Augen plaziert hatte. Er nickte. »In Ordnung. Sie können die Vorhänge jetzt öffnen.«
    Langsam zog Catriona den schweren blauen Brokat beiseite und band ihn mit der quastenversehenen Goldschnur zusammen. Die Strahlen der Morgensonne drangen durch das Fenster und wurden durch die diamantförmigen Segmente wie durch ein Prisma gebrochen, so daß sie einen Regenbogen leuchtender Farben auf den Teppich zeichneten. Das dabei entstehende Muster bot einen herrlichen Anblick.
    »Was sehen Sie?« fragte er.
    »Regenbögen.«
    »Regenbögen?«
    Catriona trat wieder zu ihm. »Ja, das Sonnenlicht strömt durch die Fenster und erzeugt im ganzen Raum winzige Regenbögen. Es sieht wunderschön aus.«
    Er wartete kurz. »Was sehen Sie durchs Fenster?«
    Sie blickte hinaus. »Die See, und weiter hinten die Insel Skye. Sie befindet sich unweit des Festlandes.«
    »So nah ist es also vom Schloß bis zu den Inseln?«
    Catriona wandte ihren Blick wieder dem Horizont zu. Der felsige, baumlose Strand der Halbinsel Sleat stieg aus den brodelnden Fluten der See auf, und so weit das Auge reichte, erstreckten sich mit grüngelber Vegetation bewachsene Hügel, auf denen vereinzelt die Häuschen von Kleinbauern standen. Die Wellen schlugen krachend gegen das schroffe Gestade und sprühten ihre salzige Gischt über den gesamten Küstenstrich. Sie hatte ganz vergessen, wie herrlich der Ausblick von den Klippen bei Rosmorigh war, welch atemberaubender Zauber von diesem Ort ausging. Ohne Zweifel hatte genau dieser Zauber vor nahezu vierhundert Jahren den ursprünglichen Besitzer dazu bewogen, das Schloß an eben dieser Stelle errichten zu lassen.
    »Ja«, sagte sie. »Skye liegt ganz in der Nähe. Die untere Halbinsel ist lediglich durch den Sund vom Festland abgetrennt, aber meist wird sie vom Nebel verdeckt. Heute aber, wo die Sonne scheint, kann man sie klar und deutlich sehen.« Sie lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand und schaute

Weitere Kostenlose Bücher