Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
Vom Netzwerk:
hinausging. Sie wartete, bis sie ganz sicher sein konnte, daß er fort war, bis seine hallenden Schritte den Flur entlang verklungen waren, und sagte dann: »Ich glaube nicht, daß er sehr erfreut war, mich hier vorzufinden. Er sah ja aus, als wäre er gerade auf eine Reißzwecke getreten.«
    Robert lächelte. »Darüber würde ich mir keine Gedanken machen. Soweit ich weiß, hat er schon immer so ausgesehen. Er ist eben ein rechter Sauertopf.«
    »Ihre Briefe. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß ich Sie Ihnen unter vier Augen vorlesen soll?«
    Robert nickte. »Ich habe den Verdacht, hier haben die Wände Ohren, und wegen meiner Blindheit kann ich sie nicht einmal sehen. Allerdings betrachte ich meine Geschäfte weiterhin als privat, nicht als Allgemeingut, das jedem hier im Schloß zugänglich ist. Um ganz ehrlich zu sein, gerade weil Sie mich nicht kennen, vertraue ich darauf, daß Sie mir die Briefe vorlesen werden, ohne etwas hinzuzufügen oder auszulassen. Es gibt da Angelegenheiten, über die Sie nichts wissen, über die aber andere alles zu wissen glauben. Demzufolge würden diese Personen meine Geschäfte ganz nach ihrem Gutdünken auslegen.«
    »Unter diesen Bedingungen würde ich vorschlagen, daß wir uns für die Lektüre Ihrer Briefe an einen anderen Ort zurückziehen, fern vom Schloß.«
    »Ich sehe nicht, wie das möglich sein sollte«, meinte Robert. »Wie Sie wissen, kann ich nicht sehen.«
    »Aber Sie können doch laufen, oder?«
    »Natürlich.«
    »Dann kommen Sie mit. Ich kenne einen Fleck ganz in der
    Nähe, wo wir sofort hingehen können, ohne daß überhaupt jemand etwas von Ihrer Abwesenheit bemerkt.«
    Catriona nahm Roberts Hand, um ihn durch den Raum zu führen.
    »Einen Augenblick noch«, sagte sie und drehte sich um. »Sie werden Ihre Brille benötigen, denn wir werden uns draußen im Tageslicht aufhalten.«
    Robert hatte fast ganz vergessen, daß er sie brauchte. »Auf dem Tisch neben dem Sessel.«
    Sie holte sie und drückte sie ihm in die Hand. Während er sie aufsetzte, hörte Robert, wie etwas sich bewegte, verschob, kratzend und scharrend seine Lage veränderte, und dann spürte er einen kühlen Luftzug, der ihm übers Gesicht fuhr. Intensiver Seegeruch drang ihm entgegen und hüllte ihn augenblicklich ein. Wenn er es nicht besser gewußt hätte, hätte er sich am Strand gewähnt, denn er konnte sogar das Schwappen der Wellen um sich her widerhallen hören.
    »Wir gehen jetzt eine sehr schmale und unebene Treppe hinunter«, sagte Catriona und faßte wieder seine Hand. »Aber wir gehen ganz langsam, und ich führe Sie.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie am Fuß der Treppe ankamen, wo die Geräusche der See lauter waren und von den Mauern um sie her widerhallten.
    »Wo sind wir?« fragte Robert.
    »Es gibt ein System von Höhlen, die die Klippen unterhalb Rosmorighs durchziehen. Man hat sie vor Hunderten von Jahren zu Verteidigungszwecken angelegt, als das Schloß erbaut wurde. Zu Belagerungszeiten sollten sie als Fluchtwege zum Strand hin dienen. Ich fand, daß wir uns dorthin zurückziehen sollten, zu einem kleinen Strandabschnitt, der weit unter dem Schloß liegt. Ein Vorsprung in der Felswand sorgt dafür, daß man uns dort nicht sehen kann.«
    Catriona führte Robert den Gang entlang, bis er die Wärme der Sonne im Gesicht spürte. Er tat einen tiefen Atemzug.
    Über ihnen schrie eine Möwe, während die Wellen geräuschvoll heranbrandeten. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft auf Rosmorigh befand er sich im Freien. Er schloß die Augen und hob das Gesicht der salzigen Brise entgegen.
    »Sie können hier auf diesem Vorsprung Platz nehmen«, sagte Catriona und war ihm beim Hinsetzen behilflich.
    Robert wurde plötzlich bewußt, daß sie ihn ohne weiteres hier allein lassen, ihn sich selbst überlassen könnte, wo niemand ihn sehen konnte oder überhaupt vermutete, und von wo aus er niemals allein zurückfände. Bei jedem anderen, sogar bei Forbes, hätte er Anlaß zu Besorgnis und Argwohn gewittert. Bei Catriona aber lagen die Dinge aus irgendeinem Grund anders.
    »Vor Hunderten von Jahren«, sagte sie, »haben die Menschen von Rosmorigh hier Boote versteckt gehalten, um im Falle eines Angriffs vom Land aus entkommen zu können.«
    »Klug ausgedacht.«
    »So könnte man glauben, und doch hat ihnen das am Ende mehr geschadet als genutzt. Ein einfallender Clan erfuhr von dem Strand und den Booten und den Höhlen. Sie griffen also von beiden Richtungen aus an, vom Land und von

Weitere Kostenlose Bücher