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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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ihr den Stapel entgegen. »Sie werden feststellen, daß dies Briefe sind, die an mich adressiert sind. Persönliche Briefe und auch geschäftliche Korrespondenz. Ich habe mich gefragt, ob sie Sie mir wohl vorlesen könnten, da ich dazu ja offenkundig nicht selbst imstande bin. Natürlich würde ich Sie dafür entlohnen und es sehr schätzen, wenn Sie mir dafür auch künftig zur Verfügung ständen, falls Bedarf besteht und ich nach Ihnen schicken lasse. Mit anderen Worten, ich würde Sie gerne dazu einstellen, mit Ihren Augen sozusagen die meinen zu ersetzen.«
    Catriona schaute die Briefe an und fragte sich, warum der Herzog wohl wollte, daß sie, eine Fremde, sie ihm vorlas und nicht einer seiner Dienstboten. Ein Diener wäre doch dazu viel eher ...
    Catriona dachte an die Unterhaltung, die sie in jener Nacht vom Flur her gehört hatte, und daran, wie unverhohlen abfällig Forbes sich über den Herzog geäußert hatte. Vielleicht hatte der Colonel ja recht. Womöglich steckte hinter dem Aufenthalt des Herzogs auf Rosmorigh tatsächlich mehr als der Wunsch, London einmal zu entfliehen. Der Colonel hatte sie damit beauftragt, Genaueres in Erfahrung zu bringen. Und genau hierzu bot ihr der Herzog jetzt die Gelegenheit, wie auch zur Fortsetzung ihrer Suche; denn wenn sie herkäme, um ihm seine Briefe vorzulesen, hätte sie gleichzeitig Zugang zur Bibliothek. Wenn jetzt nur noch ...
    »Ich wäre gern dazu bereit, Ihnen als Sekretärin zu dienen, Euer Gnaden, allerdings nur unter der Bedingung, daß Sie von einer Bezahlung absehen.«
    »Sie wünschen keine Entlohnung?«
    »Nicht in der üblichen Weise. Statt dessen könnten Sie mir ungehinderten Zugriff auf die Bibliothek und die Bücher gestatten, diesmal sozusagen mit Ihrer ausdrücklichen Erlaubnis.«
    Robert nickte. »Das wäre kein Problem. Um eines aber möchte ich Sie noch bitten, Miss MacBryan.«
    »Ja, Euer Gnaden?«
    »Mir wäre es lieber, wenn Sie mich einfach bei meinem Vornamen nennen. Robert.«
    Catriona sah ihn einigermaßen verwundert an. Obwohl er ein Edelmann war, ein Herzog sogar, schien er auf diesen Rang keinen besonderen Wert zu legen. »Ja, natürlich, gern. Robert. Und nennen Sie mich bitte Catriona.« Sie schaute auf die Briefe. »Möchten Sie, daß ich Ihnen jetzt Ihre Korrespondenz vorlese?«
    »Ja, das ist eine ...« Robert brach mitten im Satz ab, als er jemanden den Flur entlangkommen hörte. »Nein, das heißt, nicht gerade jetzt. Es hat den Anschein, als bekämen wir gleich Besuch. Bleiben Sie aber bitte, wo Sie sind. Gehen Sie diesmal nicht fort.«
    Die Tür öffnete sich, ohne daß vorher angeklopft worden wäre. Catriona rührte sich nicht vom Fleck.
    »Verzeihung«, sagte Forbes, als er ihrer angesichtig wurde, hörbar um einen möglichst herablassenden Tonfall bemüht, »aber wer sind Sie, und wie sind Sie hier hereingekommen?«
    »Ich ...« Catriona brachte ihm gegenüber kein Wort heraus. Er war groß und hager und ähnelte mit seinen buschigen Brauen, den großen funkelnden Augen und der schnabelartig gebogenen Nase einer Langohreule. Mit zu Schlitzen verengten Augen musterte er abfällig ihre Erscheinung, ihre derbwollenen Röcke und die Hemdbluse aus grobem Leinen. Er verzog sogar ein wenig die Oberlippe, wodurch sein Mißfallen noch deutlicher wurde. Noch nie im Leben war sie einem so unfreundlichen Menschen begegnet.
    »Forbes«, sagte Robert. »Ich möchte Sie gerne mit Miss Catriona MacBryan bekanntmachen.«
    Forbes wandte sich um und sah seinen Herrn an. »Euer Gnaden ...«
    »Es hat schon alles seine Richtigkeit, Forbes. Miss MacBryan ist auf mein Ersuchen hier. Sie wird in Zukunft nach Rosmorigh kommen, um die Bibliothek zu nutzen. Ihr ist jederzeit Zutritt ins Schloß und zu den Anlagen zu gewähren.«
    Forbes blieb stumm und funkelte Catriona an, als sei sie eine Feldmaus, die er nur zu gern zum Abendbrot verspeist hätte, aber nicht anrühren durfte. Robert traute diesem Mann nicht, seinem eigenen Diener. Jetzt trat klar zutage, woran das lag.
    Dann blickte Forbes zum Schreibtisch hinüber, wo die Briefe gelegen hatten. Sofort huschte sein Blick zu Catriona zurück: Er wußte, daß sie fort waren, das sah sie, denn diese Erkennt-nis spiegelte sich in seinem verdrossenen Gesicht nur zu deutlich wider. Der säuerliche Ausdruck von Verärgerung in seiner Miene wich blanker Feindseligkeit.
    Catriona blieb stehen, während Forbes das mitgebrachte Tablett voll Essen auf dem Schreibtisch abstellte und ohne ein weiteres Wort

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