Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
Vom Netzwerk:
der See aus, und zwangen so die armen Leute von Rosmorigh in die Höhlen unter dem Schloß, wo sie buchstäblich in der Falle saßen. Sogar in dieser Lage hätten sie vermutlich noch eine Fluchtmöglichkeit gefunden, aber ihnen blieb nicht genug Zeit. Verstehen Sie, die meisten der Höhlen sind der Flut unterworfen; sie füllen sich zweimal am Tag mit Wasser. Die armen Leute konnten nichts unternehmen. Sie saßen in der Falle. Draußen erwartete sie grausame Verstümmelung, also entschieden sie sich fürs Ertrinken, und ihre Leichen wurden von den Gezeiten hinaus ins offene Meer gespült. In unserem Teil des Hochlands ist das Geschehen unter dem Namen >Dämmerung der Klagen< bekannt. Danach ließ der nächste Herr von Rosmorigh, der das Schloß selbstverständlich von dem bewußten Clan zurückeroberte, einen weiteren Gang hindurchgraben, der sich bei Flut nicht mit Wasser füllt und einen anderen Weg ins Freie ermöglicht, damit es nie wieder zu einer solchen Tragödie kommen konnte.«
    »Und dieser andere Gang ist es, den Sie benutzen, um unbemerkt zu kommen und zu gehen?«
    Catriona lächelte. »Ich stieß ganz per Zufall darauf. Das meiste Land um Rosmorigh herum besteht aus Heidemoor, und als junges Mädchen streifte ich immer durch die Heide, um nach dem fraioch geal zu suchen.«
    »Nach was bitte?«
    »Das ist der gälische Name für das weiße Heidekraut, eine seltene schottische Blume, die dem Finder angeblich Glück bringen soll.«
    »Und haben Sie es je gefunden, dieses weiße Heidekraut?« »Nein, aber meine Mutter hat einmal welches gefunden, als sie jung war. Früher als Mädchen hat sie mich immer losgeschickt, um es zwischen den Gräsern zu suchen, obwohl der Grund dafür wohl eher war, daß sie mich ab und zu vom Hals haben wollte. Trotzdem war ich fest entschlossen, dieses sagenumwobene weiße Heidekraut zu finden. Gelungen ist es mir nie. Vor ungefähr sechs Monaten befand ich mich eines Tages in der Nähe von Rosmorigh. Das Heidekraut stand in voller Blüte, und ich blieb ein Weilchen, um die Suche noch einmal aufzunehmen, genau wie früher als Mädchen. Bei dieser Gelegenheit entdeckte ich den Eingang zur Höhle. Genauer gesagt bin ich hineingestürzt und streifte dann durch die Höhlen, um einen Weg hinaus zu finden. Ich entdeckte die zur Bibliothek führende Treppe sowie eine Tür, die in der Täfelung verborgen ist. Als ich den Hebel fand, der die Tür öffnete, glaubte ich, mich in einem Traum wiederzufinden. Nie zuvor im Leben hatte ich so viele Bücher auf einmal gesehen. Es gab dort Lesestoff in Hülle und Fülle, und ich konnte kommen und gehen, ohne daß jemand etwas davon mitbekam. Seither komme ich regelmäßig nach Rosmorigh.« »Und Sie sind niemals erwischt worden?«
    »Nein. Der frühere Gutsherr, Ihr Herr Vater, kam nur gelegentlich nach Rosmorigh. Und Ihr Verwalter Abercromby läßt sich hier bloß sehen, wenn es an der Zeit ist, den Pachtzins einzutreiben, aber ansonsten steht das Schloß leer. Bislang jedenfalls.«
    In dem Augenblick frischte der Wind auf und wirbelte ungestüm um sie herum. Catriona blickte über den Sund hinaus und bemerkte einen Haufen dräuender Wolken, die sich auf die Küste zubewegten.
    »Es sieht so aus, als bekämen wir bald Regen«, sagte sie. »In ein paar Stunden kommt die Flut, und dann liegt dieser Strand unter Wasser. Soll ich also jetzt damit anfangen, Ihnen die Briefe vorzulesen, bevor es noch später wird?«

Kapitel 8
    Darüber hinaus vermochte Lord Cheveley nichts Erhellendes mitzuteilen, ab ich mich letzten Abend mit ihm bei White ’s traf. Er jagte, er habe Vater vor einer Weile darüber befragt, was es mit seinen häufigen Reisen auf dich habe, daß aber Vater ihm nichts darüber preisgeben wollte. Jedoch berichtete er auch, daß Vater nach der Rückkehr von seiner jüngsten Reise nach Rosmorigh ihm, Cheveley, erzählt habe, er stehe ganz kurz vor einem erfolgreichen Abschluß und werde Kinsborough in Bälde für immer schachmatt setzen, was das Sammeln beträfe.«
    Robert hörte aufmerksam zu, während Catriona ihm die Worte seines Bruders vorlas. Dies war der letzte Brief, den er ihr gegeben hatte; der erste war von seinem Anwalt Quinby gewesen, der zweite von seiner Tante Amelia aus Suffolk, die sich nach seinem Wohlbefinden erkundigte. Dieser letzte Brief aber war der bei weitem aufschlußreichste.
    Noahs Worte gingen ihm durch den Kopf. Schachmatt. Und er war verblüfft, daß er dies noch nicht früher in Betracht gezogen hatte,

Weitere Kostenlose Bücher