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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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seine schweren Stiefel überzuziehen begann. Diese Stiefel trug er immer, wenn er abreiste, um ein weiteres Schiff mit Schmuggelware in Empfang zu nehmen. Er hatte ihr gar nichts davon erzählt, daß er wegen einer Ladung abreisen wollte. Nicht einmal seine Tasche hatte er gepackt. »Angus?«
    »Morgen früh bin ich wieder zurück«, brummte er, zog sich den schweren Mantel über und setzte den Hut auf.
    Vielleicht hatte er ja Ian gebeten, ihm bei der weiteren Suche nach dem Colonel behilflich zu sein. »Aber was ist mit dem Abendessen? Du mußt etwas essen. Und du, Ian, komm her und setz dich zu uns, dann kannst du auch etwas abhaben.« »Nein, Mary«, sagte Angus. Er sprach leise und klang sehr ernst. »Wir haben eine Ladung in Empfang zu nehmen.«
    Mary starrte ihn verwundert an. »Hier in der Nähe?«
    »Ja. Wegen der verflixten Zöllner konnten wir diese Ladung nicht bei Mallaig anlanden. Sie lassen die Küste dort nicht aus dem Auge, deshalb habe ich sie den Sund hinaufbringen lassen, damit sie hier anlegt. Mir blieb keine andere Wahl.«
    Mary sah Angus an und verzog dabei skeptisch den Mund. Sonst brachte er nie eine Ladung in solcher Nähe ihres Zuhau-ses an, denn dort war die Gefahr der Festnahme viel zu groß. Wenn die Männer der Küstenwache sie überraschten, würden sie jedes Haus im Umkreis von mehreren Meilen absuchen, um sie ausfindig zu machen. Sie würden jeden Winkel auseinandernehmen, wo Schmuggelware verborgen sein könnte. Außerdem würden sie nicht lange fackeln und jeden festnehmen, der möglicherweise Näheres wußte und nicht sofort preisgab. »Aber wo könnt ihr die Ladung denn an Land bringen?«
    »Das weiß ich noch nicht so genau. Das Schiff wartet unweit der Küste auf uns. Ich soll ihnen mit der Lampe ein Zeichen geben, wenn ich eine Stelle gefunden habe, wo man die Ware einigermaßen sicher an Land bringen kann. Ich treffe mich mit den anderen an der Kreuzung beim Steinmal, um dort über einen geeigneten Landeplatz zu beratschlagen.«
    Dann wandte Angus sich zum Gehen. Er nahm seine Tasche und die Lampe, die an einem Haken bei der Tür hing. Als er sich den Mantel um die breiten Schultern warf, rang Mary noch mit sich, denn ihr war nur zu bewußt, welche Folgen ihre Worte nach sich ziehen würden; dann aber platzte sie damit heraus. »Ihr könnt die Ladung bei Rosmorigh an Land bringen.«
    »Bist du verrückt, Weib? Der Gutsherr ist doch dort.«
    »Nein, Angus. Heute nacht ist der Gutsherr nicht dort, und vor morgen früh wird er auch nicht zurück sein.«
    Angus drehte sich langsam um und schaute sie verblüfft an. »Ihr könnt die Ladung am Ufer unterhalb der Klippen an Land bringen«, sagte sie. »Dort wird euch niemand sehen, und dann könnt ihr die Waren in den Höhlen unterhalb Rosmorighs lagern, bis man sie von dort gefahrlos wegschaf-len kann.«
    Durchdringend sah Angus seine Frau an. »Woher weißt du, daß der Gutsherr heute nacht nicht da ist, Mary MacBryan?«
    Mary warf einen kurzen Blick auf Ian, dann sah sie Angus wieder an. »Das frag mich nicht, Mann, denn darüber kann ich dir jetzt nichts erzählen.«
    Angus sah stumm auf den einzigen leeren Stuhl am Abendbrottisch. Catrionas Platz. Mairead zog es klüglich vor, jetzt nichts zu sagen.
    »Danke, daß du dir so kluge Gedanken gemacht hast, Weib. Dadurch hast du uns einen Haufen Arger mit der Küstenwache erspart.« Er zurrte die Verschlüsse an seiner Tasche zusammen, bis sie schnappend einrasteten. »Und was das Übrige betrifft, darüber unterhalten wir uns weiter, wenn ich morgen früh zurückkomme.«

Kapitel 14
    Loch Linnanglas war ein kleiner See, der sich aus dem Fluß Linnan speiste und auf einer Seite von einer hohen, schmalen Klamm überragt wurde. Während das jenseitige Ufer felsig und karg war, weil es seit unausdenklichen Zeiten den strengen Westwinden ausgesetzt war, säumte das Nordufer eine üppig grünende Böschung, die allerdings von dem alten Zugweg aus, über den sie gekommen waren, nicht einsehbar war, da ein dichtes Wäldchen aus Ulmen und Eichen sie abschirmte. Bei Tageslicht, wenn der krasse Gegensatz zwischen den beiden Ufern deutlich zutagetrat, ergab dies ein beeindruckendes Bild. Nachts aber war die Wirkung geradezu magisch.
    In der Nähe des Loch verlangsamte Bayard seinen Schritt und blieb stehen. Catrionas Herz begann wild zu pochen.
    »Wir sind da«, sagte sie und ließ sich von Bayards Rücken gleiten. Nachdem auch Robert abgesessen war, band sie das Pferd nicht fest, damit es

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