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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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ausgiebig von dem süßen, taubenetzten Klee grasen konnte, der in der Nähe wuchs.
    Sie drehte sich zu Robert um, der von Mondlicht übergossen dastand, und überlegte dabei, wie es sich wohl am besten umgehen ließ, überhaupt auf das Journal seines Vaters zu sprechen zu kommen. Sie mochte ihn vielleicht in die Irre führen können, aber wenn er sie fragte, was sein Vater geschrieben hatte, konnte sie unmöglich lügen. Außerdem mußte sie sich noch etwas einfallen lassen, um ihn zum Bad im Loch zu überreden. Ablenkung war das Zauberwort. Es bedurfte drin-gend eines Kniffs, eines Manövers, um seine Gedanken von dem Journal wirksam abzulenken. Was aber wäre dazu geeignet? Sie zermarterte sich den Kopf, um die richtigen Worte zu finden.
    »Als ich noch jünger war, kam ich immer her und tat so, als sei ich eine Seejungfrau«, sagte sie und führte Robert auf eine kleine, von Gänseblümchen und Ehrenpreis bestandene Anhöhe zu. Dort ließ sie sich auf den Knieen nieder, und er setzte sich mit lang ausgestreckten Beinen neben sie. »Eine kleine Insel befindet sich inmitten des Loch. Sie heißt Eilean na...«
    Catriona verstummte jäh, als sie bemerkte, wie Robert sie unentwegt anstarrte. Weil es Nacht und deswegen dunkel war, hatte er seine Brille im Schloß gelassen, und irgend etwas in seinem Gesichtsausdruck war heute abend anders. Sehr anders. Sie konnte es nicht so recht benennen, aber seine Augen waren auf sie gerichtet, fixierten sie. Zum ersten Mal sahen sie aus wie auf seinem Porträt, durchdringend und lebhaft, und Catriona erkannte unschwer, woran das lag: Er sah ihr direkt ins Gesicht und nicht bloß in ihre Richtung. Fast so, als...
    »Was ist denn, Robert? Soll ich Ihnen schildern, wie der Loch aussieht?«
    Robert gab keine Antwort. Statt dessen streckte er langsam beide Hände aus und umfaßte damit ihr Gesicht. Bei dieser sanften Berührung überlief sie ein Schauer. Catriona blieb ganz still sitzen und bemühte sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
    »Nein, Catriona«, sagte er. Seine Stimme war leise und schien sie gleichsam zu umfangen. »Ich möchte nicht, daß Sie mir erzählen, wie der Loch aussieht. Lieber möchte ich, daß Sie mir schildern, wie Sie aussehen.«
    »Ich?«
    »Sie haben sich doch bestimmt schon einmal angesehen.«
    »Ja, natürlich. Ich habe bloß nie ...«
    »Catriona, malen Sie mir ein Bild von sich in Worten.« Zunächst blieb sie stumm und musterte ihn verlegen, aber dann sagte sie leise: »Ich habe braune Haare und blaue Augen.«
    »Niemand hat einfach braunes Haar. Ist es dunkel wie Zobelpelz oder heller, wie Sand etwa?«
    »Mein Vater nannte es früher immer rostig braun, als ich noch...«
    Behutsam wickelte Robert sich eine ihrer Strähnen um den Finger.
    »... klein war«, beendete sie ihren Satz. Was tat er da bloß? »Welche Farbe haben Ihre Augen?« fragte er, und dabei fuhr er ihr erst mit den Fingerspitzen über die Brauen und dann, ganz sachte und zart, wie die Berührung einer Feder, über die Augenlider; daß ihr dabei ein Schauer den Rücken hinablief, lag gewiß nicht an der frischen Nachtluft. Kalt war ihr keineswegs, vielmehr warm, und allmählich wurde ihr sogar richtig heiß.
    »Blau«, hauchte Catriona langsam, während seine Finger ihr über die Nase hinab zum Mund fuhren und sein Daumen über ihre Unterlippe streifte.
    »So blau wie ein stürmischer Himmel?« fragte er.
    »Ja.« Er hätte alles sagen können, sie hätte ihm zugestimmt. Catriona hatte die Augen geschlossen, während er seine Finger über ihre Wangen gleiten ließ, bis er, ihre Ohren streifend, bei ihrem Haar ankam.
    »Ist das schon alles? Bestehen Sie nur aus Haaren und Augen und sonst weiter nichts?«
    »Alles andere ist so ziemlich wie bei jedem. Ich habe zwei Ohren und zwei Augen, einen Mund ...«
    »Ja, einen Mund haben Sie allerdings.« Behutsam fuhr er ihr mit den Daumen die Lippen entlang, und Catriona hielt den Atem an; sie sehnte sich so sehr danach, von ihm geküßt zu werden, daß sie das Warten fast umbrachte. Ihr Herz schlug wie verrückt. Sie wagte nicht, sich zu rühren, denn um nichts in der Welt wollte sie das Gefühl verscheuchen, das seine Berührung in ihr hervorrief. Tief in ihr pulsierte eine Wärme, die sich nun allmählich in jeder Faser ihres Körpers ausbreitete, so als würde sie langsam schmelzen.
    Sie versuchte weiterzusprechen. »Meine Nase ist...«
    Seine Fingerspitze ruhte jetzt an ihrer Nasenspitze. »Vollkommen.« Robert fuhr mit den Fingern wieder

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