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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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lauter würden die Männer werden und so das Risiko ihrer Entdeckung vergrößern. Er suchte das Wasser nach Anzeichen des französischen Schiffs ab, das seine Ladung beherbergte, aber zugleich war ihm klar, daß er es ohnehin nicht würde sehen können.
    Der Kapitän war ein untersetzter Seebär mit dem Spitznamen Le Poisson, den er trug, weil er sich dem Zugriff der Zolleinnehmer so gewandt zu entziehen wußte, und er war ein Meister der Tarnung. Man erzählte sich, daß er einmal unentdeckt an einem Zollboot vorbeigefahren war, das nur eine Meile entfernt lag; den Leib seines Schiffes, Le Cameleon, hatte er sogar mit einem seegrünen Anstrich versehen lassen, um auch bei Tageslicht der Festnahme auf hoher See besser entgehen zu können.
    Angus spuckte in den Sand und entdeckte Ian, der halbverborgen im Schatten neben ihm stand. »Ich dachte schon, die Küstenwache hätte dich geschnappt, als du von zu Hause nicht wiedergekommen bist, um dich mit mir und den anderen an der Kreuzung beim Steinmal zu treffen.«
    Ian gab ihm keine Antwort, sondern starrte bloß hinaus aufs Wasser. Im Mondlicht konnte Angus sehen, daß er beständig seine Kinnmuskeln anspannte und wieder entspannte.
    Irgend etwas war heute abend anders an dem Burschen. Etwas Wildes, Grimmiges lag in seinen Augen.
    »Ich dachte, du wolltest bloß eine Schachtel Streichhölzer holen, um die Lampe anzuzünden, das sagtest du doch«, fuhr Angus fort, um ihm sein Geheimnis zu entlocken. »Was hast du denn so lange gemacht, Junge?«
    Ian verzog trotzig den Mund, während er unverwandt auf die See hinausstarrte. »Ich konnte sie nicht gleich finden. Mehr nicht.«
    Er schien irgendwie verändert. Als er Angus vorhin abholte und in der Haustür stand, sprühten Ians Augen förmlich vor Abenteuerlust, als empfände er grimmige Vorfreude bei dem Gedanken, heute nacht den Kampf gegen die Streitmacht der Zolleinnehmer Seiner Majestät aufzunehmen. Jetzt aber, seit er wieder zu ihnen gestoßen war, als sie schon ohne ihn losziehen wollten, schien er unruhig, sogar aufgewühlt, denn auf einmal riß er unwirsch an einem der Bootstaue und wandte sich ab, um sich zu den anderen Männern in der Finsternis zu gesellen.
    Angus beobachtete, wie Ian die Flasche nahm und einen gehörigen Schluck daraus trank, während die anderen lachten und ihn anfeuerten. Das war bloß Nervosität, sagte er sich. Allzu lange würden sie jetzt ohnehin nicht mehr warten müssen.
    Nach einer Viertelstunde entdeckte Angus das blaue Lichtsignal, das durch die Finsternis herüberblinkte und die Ankunft der Cameleon anzeigte.
    »Da ist es ja«, sagte er und griff nach der Öllampe, die er mitgebracht hatte, um das Lichtsignal zu erwidern. Er hatte sie sich eigens beim hiesigen Schmied anfertigen lassen, und ihre einzige Öffnung bestand aus einer langen Schute auf einer Seite des Lampengehäuses, so daß das Licht nur von der Richtung aus gesehen werden konnte, in die Angus die Schute richtete. Er legte sich die Lampe in die Armbeuge und verdeckte mit der Hand die Schute, um sie dann kurz wegzunehmen und danach sofort wieder davor zu halten. Diesen Vorgang wiederholte er ein zweites Mal, um dem Kutter damit anzuzeigen, daß die Luft wirklich rein war. Dann wartete er das Antwortsignal ab.
    »Sie kommen«, sagte er dann und stellte die Lampe wieder beiseite.
    Sofort hatte das Trinken und Geflachse der Männer ein Ende, und sie setzten sich in Bewegung. Zwei schoben das erste Boot ins Wasser, um dem Beiboot der Cameleon entgegenzurudern, das sich jetzt näherte. Diesmal brachten sie ihm eine besonders wertvolle Fracht, weitaus wertvoller als gewöhnlich. Paarweise zusammengebundene Fäßchen voller Brandy und Portwein aus Frankreich, Seide und Spitze aus Spanien, Tabak aus Amerika sowie Tee und Gewürze aus Niederländisch Ost-Indien, die wasserdicht verpackt waren. All diese Waren würden an über das gesamte Königreich verstreut liegende Orte weitergeschickt, einige bis ins ferne Edinburgh, sogar nach York, überall dorthin, wo der rührige Mr. MacAfee Abnehmer gefunden hatte, die bereit waren, seinen Preis zu zahlen.
    Erst nachdem die Ladung erfolgreich abgesetzt war, erwartete Angus und seine Leute der Lohn, den ihnen MacAfees Agent auszahlte, der Handlungsreisende Drum. Dieser reiste als Geistlicher verkleidet durch die Lande, um nicht von Zolleinnehmern behelligt zu werden.
    Die ersten von Angus’ Mannschaft kehrten bereits zur Küste zurück. Ihr Boot lag tief im Wasser, denn sie hatten

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