Die Schoene und der Milliardaer
Sonyaâ, rief er. âWenn Laszlo jemanden schickt, dann nur einen der besten. Und deshalb musst du aus der Wohnung raus.â
âAber wo soll ich mich denn verstecken, David?â Sie wirkte in die Enge getrieben. âIn deinem Apartment etwa? In deinem Bett?â
âHör auf damit! Oder hast du schlimme Erfahrungen gemacht? Hat dich jemand vergewaltigt, Sonya?â
âMänner können grausam sein.â
Ihm wurde bange vor dem, was sie vielleicht erlebt hatte. âEinige, ja. Die meisten nicht.â
âNun, ich bin nicht vergewaltigt worden. Ich bin immer noch Jungfrau, das darfst du mir glauben.â
Dazu fiel ihm nichts ein. Jungfrau? Mit fünfundzwanzig? Im einundzwanzigsten Jahrhundert? Eine bildschöne Frau? Mit so einer Ausstrahlung? âDas ist schwer vorstellbarâ, sagte er ehrlich.
Sie hob das Kinn. âIst es eine Schande, mit fünfundzwanzig noch Jungfrau zu sein?â
Er stieà den Atem aus. âAber Sonya, auf mich hast du keinen prüden Eindruck gemacht. Als Marcus dir den Heiratsantrag machte, wusste er da, dass du noch Jungfrau bist?â
âNein. Ãber solche Sachen haben wir nie gesprochen. AuÃerdem ging ihn das doch gar nichts an. Mir ist Sex nicht wichtig, ich könnte bis an mein Lebensende ohne â¦â
Er hob die Hand, und sie brach ab. âHalte dich an die Wahrheit, Sonya. Wir beide waren dicht davor, die Grenze zu überschreiten.â
âGut, ich gebe es zu.â Tränen schossen in ihre Augen. âEs ist eben passiert, ich wundere mich selbst darüber. Ich wünschte, ich wäre ein normales Mädchen wie deine Freundinnen. Ausgenommen Paula, natürlich. Aber das bin ich nicht. Mein Leben verlief anders und auch in dieser Hinsicht gefährlich. Immer hat mich jemand haben wollen. Nicht mich, sondern meinen Körper. Mir waren sie widerwärtig, diese heimlichen anzüglichen Blicke, schmierigen Worte, versehentlichen Berührungen. Doch man zwang mich zu nichts. Man gewährte mir Zeit. Ich war etwas Wertvolles, so eine Art Preis. Man hat mich nicht geschlagen, hungern lassen oder eingekerkert. Aber ich stand unter ständiger Aufsicht dieser ach so zivilisierten Menschen von guter Herkunft.â Sie lachte bitter auf. âIhre Einschüchterungen waren subtil, aber wirksam. Ich lebte in Angst und bin mit achtzehn davongelaufen. So, nun weiÃt du, warum ich nur mit einem Mann schlafen kann, den ich liebe.â
Holt sprang auf und nahm sie in die Arme. âVerzeih mir. Ich wollte dich nicht quälen. Haben diese Verwandten etwas von der Madonna gewusst?â
Sie schüttelte den Kopf. âSie glaubten sie längst verbrannt, geraubt oder verloren. Nein, mich betrachteten sie als ihren Schatz. Jung und hübsch, wie ich war. Irgendwann hätten sie mich auf den Markt geworfen und mich an den Meistbietenden verheiratet.â
âSchöne Familieâ, murmelte er. âHattest du überhaupt Geld für die Flucht?â
âJa, nicht viel, aber genug, um schlieÃlich Europa verlassen zu können. Mein Vater hatte nicht einmal sein Testament gemacht. Egal, erst mit achtzehn konnte ich das Erbe antreten. Bis dahin hatte ich einen Vormund. Der hat mir ernsthaft nachgestellt. Vor ihm musste ich mich besonders hüten. DreiÃig Jahre war er älter als ich.â
Holt versuchte, sich das sechzehnjährige verwaiste Mädchen vorzustellen, in Angst vor sexuellem Missbrauch. âWie hast du dich seiner erwehrt?â
âMit allen möglichen Tricks und Methoden habe ich mich ihm entzogen. Und zuletzt habe ich ihm mit der alten Pistole meines Vaters gedroht.â
âSonya!â, rief er geschockt. âBesitzt du sie noch?â
âNein, natürlich nicht. Sobald ich in Sicherheit war, habe ich sie in den Fluss geworfen. Mit einer Pistole im Gepäck wäre ich über keine Grenze gekommen. AuÃerdem finde ich Waffen furchtbar.â
âDas erleichtert mich. Darf ich dir jetzt einen Vorschlag machen? Ich werde vorübergehend wieder bei meinen Eltern wohnen, und du ziehst in mein Apartment. Dort bist du sicher, denn das Haus wird bewacht. Wir sollten uns beeilen. Deshalb möchte ich, dass du rasch das Nötigste packst. Nimm vor allem die Madonna mit. Ich habe einen Safe in meiner Wohnung. Morgen sollten wir sie in ein BankschlieÃfach bringen oder in die Stahlkammer meines Vaters.â
âIch gebe die Madonna nicht
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