Die Schoene und der Milliardaer
hochgetürmten Haare schien und Holt sich des Gefühls nicht erwehren konnte, mit einem Ballon zu sprechen. Auch wenn er hundert Jahre alt werden würde, wäre ihm noch immer unverständlich, was Frauen so alles mit ihrem Haar anstellen. Allein die Farben, die sie ausprobierten! Ellie, eines der Mädchen in seinem Büro, hatte sie sich gerade pink und violett gefärbt. Was bezweckte sie damit? Er hatte sich schon so oft vor ihrem Anblick erschreckt, dass er zu der Ãberzeugung gelangt war, sie wollte ihn zur Strecke bringen.
Als seine würdig aussehende GroÃtante ihn entdeckte, hellte sich ihre Miene auf, und sie winkte ihm zu.
âEntschuldige die Verspätung.â Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die samtweiche Wange. Der Duft von Rosen, Iris, Moschus und Vanille stieg ihm in die Nase. Solange er denken konnte, hatte Rowena so gerochen. Das Parfüm passte vorzüglich zu ihr und war zu ihrem Markenzeichen geworden. Holt liebte alles an Rowena, vor allem aber ihren Witz und ihre Klugheit, wovon auch ihr dezenter Umgang mit Parfüm sprach. Die meisten Frauen, die er kannte, sprühten viel zu viel und oft wechselnde Modedüfte auf. Auch in dieser Hinsicht war die schöne Sonya eine rühmliche Ausnahme.
Holt setzte sich und griff nach der Karte. âHast du dir schon etwas ausgesucht?â
âAusgesucht und bereits geordert. Gleich für uns beide. Ich weià ja, wie knapp deine Zeit ist.â
âSehr gut. Ich lasse mich gern überraschen.â Er winkte den Weinkellner heran. Sie bestellten sich immer einen guten Tropfen, wenngleich sie nie die ganze Flasche leerten. SchlieÃlich musste er noch weiterarbeiten, und Rowena hatte schon als ihr Mann, ein erfolgreicher Diplomat, noch lebte, sehr maÃvoll getrunken. Paula sollte sich an ihr ein Beispiel nehmen. Nach der Gala war sie beschwipst und sehr zänkisch gewesen und hatte behauptet, dass Sonya Erickson nicht nur seinem Onkel, sondern auch ihm den Kopf verdreht habe. Das hatte er natürlich abgestritten, wenn auch viel zu halbherzig.
Zu dem Riesling aÃen sie Ravioli mit Trüffeln, tasmanischen Lachs mit Krabbensauce und feinem Gemüse. Er verzichtete auf das Dessert, Rowena nicht. Sie gehörte zu den glücklichen Frauen, die das Essen genieÃen konnten, ohne zuzunehmen.
âDu glaubst also, dass Marcus sich in sie verliebt hatâ, sagte Rowena.
âJa. Sie ist sehr schön, versteht es, sich auszudrücken und wirkt unabhängig.â
âDoch du traust ihr nicht über den Weg.â Rowena schaute ihn durchdringend mit den grauen Augen der Wainwrights an.
âUnd was denkst du?â
âIch habe sie noch nie zusammen erlebt, mein Lieber.â
âSie trug Lucys Schmuck. Das sagt doch schon alles.â
âVielleicht hat sie ihn am nächsten Morgen zurückgegeben.â Sie lächelte ihn schalkhaft an.
âGlaubst du denn, sie ist über Nacht bei ihm geblieben?â Der Gedanke behagte ihm gar nicht. Kein gutes Zeichen.
âAch, geh! Worüber machst du dir denn Gedanken? Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, und Marcus ist immer noch ein attraktiver Mann. Warum sollte sie denn nicht?â
âDann wäre er ein Glückspilz.â Holt rang sich ein Lächeln ab.
âSie gefällt dir also?â Rowena legte ihre Hand auf seinen Unterarm.
âIch bin auch nur ein Mannâ, sagte er trocken.
âOffensichtlich. Und was ist mit deiner Paula?â
Er rieb sich die Stirn. âRowena, du weiÃt ganz genau, dass nichts Ernstes mit ihr ist.â
âDann bin ich beruhigt.â Sie seufzte. âSchon allein wegen der Mutter.â Sie verdrehte die Augen. âWetten, dass sie Tag und Nacht darum betet, dass aus euch doch noch ein Paar wird! Kein Wort mehr über diese beiden Frauen. Mich wundert jedenfalls nicht, dass George immer nur arbeitet.â
âIch mag ihn.â
âIch auch. Mir kommt er vor wie ein Rohdiamant.â
âMs Erickson ist das nichtâ, nahm er das alte Thema wieder auf. âIm Gegenteil! Sie hat den Schliff einer Aristokratin, ist sehr intelligent und äuÃerst beherrscht. Aber sie liebt Marcus nicht. Das ist das Problem.â
âWoher willst du das wissen?â
âIch weià es einfachâ, sagte er und schaute zur Seite.
âDann machst du dir also ernsthafte Sorgen um Marcus?â
âJa. Wohin soll das führen? Ich
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