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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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der Marquise kreuzte sich mit dem seinen, dann sagte sie mit lauter Stimme: „Unglaublich, Osmond! Wie kannst du nur etwas so Geschmackloses tun, ein junges Ding wie Forella verführen zu wollen?“
    Einen Augenblick lang schien der Graf Mühe zu haben, seine Sprache wiederzufinden. Schließlich stieß er hervor: „Natürlich habe ich mich in der Zimmertür geirrt!“
    „Du erwartest doch nicht im Ernst, daß ich dir das glaube?“ gab die Marquise zurück.
    Ihre Stimme klang spöttisch, und Forella glaubte einen triumphierenden Zug um ihre Mundwinkel zu entdecken, der wenig Gutes verhieß.
    Sie wandte den Kopf und rief nach hinten: „George, komm bitte sofort hierher. Es ist tatsächlich jemand in Forellas Zimmer eingedrungen.“
    Ihre Worte schienen den Grafen aus seiner Erstarrung zu lösen. Er trat vom Bett weg in die Mitte des Zimmers und zwang die Marquise, ihn anzusehen. Obwohl er die Stimme senkte, konnte Forella verstehen, was er sagte.
    „Du kennst den wahren Sachverhalt genau, Kathie, und solltest in deinem eigenen Interesse keine Szene machen.“
    „Ich halte mich genau an das, was ich sehe“, gab die Marquise ebenfalls in gedämpftem Tonfall zurück. Dann schien sie zu spüren, daß ihr Mann hinter ihr stand, denn sie sagte laut und vernehmlich: „Es ist eine Schande, daß du dich ins Schlafzimmer eines jungen Mädchens eingeschlichen hast, um deine Gelüste zu befriedigen.“
    „Was hat das alles zu bedeuten? Was geht hier vor?“ wollte der Marquis wissen.
    „Das fragst du noch, George?“ entgegnete die Marquise. „Ich sagte dir doch, daß ich nebenan ein Geräusch gehört habe. Ich schaute sofort nach und sah Osmond neben Forellas Bett stehen.“
    Für einen Augenblick war der Marquis wie betäubt. „Was hat das alles zu bedeuten, Sherburn?“ fragte er dann. „Du hast das Mädchen doch erst heute abend kennengelernt!“
    Die Marquise lachte spöttisch. „Woher sollen wir wissen, ob sie sich nicht von London her kennen oder Osmond plötzlich eine Vorliebe für Junggemüse entwickelt hat? Jedenfalls solltest du sofort etwas dagegen unternehmen.“
    „Was denn?“ fragte der Marquis noch immer reichlich verstört, schien dann aber zu spüren, daß mehr von ihm erwartet wurde, und fügte hinzu: „Du solltest dich auf jeden Fall entschuldigen, Sherburn.“
    „Ich habe bereits alles erklärt“, erwiderte der Graf. „Ich bin versehentlich ins falsche Zimmer geraten. Du wirst mir das doch glauben, George, wenn deine Frau es schon nicht tut.“
    „Nun, wenn das so ist …“, murmelte der Marquis, wurde aber sofort von seiner Frau unterbrochen.
    „Mein lieber George, du mußt doch zugeben, daß unter den gegebenen Umständen unser lieber Freund, der Graf, die Pflicht hat, die Ehre unserer Nichte auf die einzig mögliche Weise wiederherzustellen.“
    „Gütiger Himmel, du meinst doch nicht etwa …?“ fragte der Marquis bestürzt.
    „Ich finde“, sagte die Marquise entschlossen, „daß Osmond als Ehrenmann handeln und um Forellas Hand anhalten sollte!“
    Stille trat ein, als sie es ausgesprochen hatte. Dem Grafen stockte der Atem.
    Dann rief Forella, die sich unwillkürlich im Bett aufgerichtet hatte, entsetzt aus: „Nein, nein! Das nicht! Es war … ein Versehen, Tante Kathie. Bestimmt war es ein Versehen!“
    Sie erinnerte sich, wie intensiv sich der Graf mit der schönen Lady Meldrum auf dem Ecksofa unterhalten hatte und daß die beiden ihr wie der Held und die Heldin in einem Theaterstück vorgekommen waren, die heftig miteinander flirteten, mit den Augen, einem Zucken der Lippen, kleinen Gesten mit den Händen.
    Forella hätte ihnen stundenlang zuschauen können, hätte sie nicht befürchtet, dabei aufzufallen. Deshalb hatte sie sich auf das Gespräch mit ihrem Onkel konzentriert und ihm ihre Aufmerksamkeit zugewandt.
    Ihr war klar, daß der Graf mit Lady Esme allein sein wollte, was unten im Salon nicht möglich gewesen war. Er hatte sie in ihrem Schlafgemach aufsuchen wollen, wo er zweifellos von ihr erwartet wurde, und war irrtümlich an die falsche Tür geraten.
    Ihr Protest bewirkte, daß die Marquise sie böse anfunkelte und schroff beschied: „Sei du doch still! Zweifellos bist du für dieses zügellose Benehmen ebenso verantwortlich wie er. Kein Mann hätte gewagt, in dein Schlafzimmer einzudringen, wenn du ihn nicht dazu ermutigt hättest!“
    Diese ungeheuerliche Anschuldigung ihrer Tante verschlug ihr die Sprache. Bevor sie etwas erwidern und ihre Unschuld beteuern

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