Die Schoene und der Prinz
zu machen und ihre Einstellung zu Ihnen in Erfahrung zu bringen. Deshalb habe ich einen völlig anderen Vorschlag.“
„Wie lautet er?“ Forella warf ihm einen mißtrauischen Blick zu, als fürchte sie noch immer, er werde sie an der geplanten Flucht hindern.
Er vermochte ihre Gedanken zu lesen und wußte, daß sie die erstbeste Gelegenheit nutzen würde, um heimlich György aus dem Stall zu holen und sich davonzumachen. Ihre klaren, ausdrucksvollen Augen verrieten ihm, was sie bewegte.
..Wir haben beide ungarisches Blut in den Adern, Forella“, sagte er ruhig. „Das verpflichtet mich noch stärker als zuvor, Ihnen zu helfen. Schließlich bin ich Ihr Landsmann.“
„Sie … Sie wollen mir wirklich helfen?“ Sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie ihm vertrauen konnte, aber in ihren Augen glomm ein Hoffnungsschimmer auf. der vorher nicht dagewesen war.
„Mir ist klargeworden“, sagte der Prinz langsam, „daß es Ihnen bei Ihrer Lebenseinstellung unmöglich ist, den Grafen Sherburn zu heiraten, auch wenn Ihnen das eine glänzende gesellschaftliche Stellung einbrächte.“
„Aber … er liebt doch Lady Esme“, wandte Forella ein.
Für das, was der Graf für Lady Meldrum empfand, gab es ein passenderes Wort, stellte der Prinz bei sich fest, aber Forella war trotz der weiten Reisen und vielfältigen Erlebnisse, die sie schon gehabt hatte, im Grunde ihres Herzens zu unschuldig, um das zu erkennen.
„Sie würden auf jeden Fall unglücklich werden, ließen Sie sich zu dieser Heirat zwingen“, sagte er, „und ich möchte verhindern, daß Ihre Gefühle verletzt werden. Deshalb schlage ich Ihnen einen Ausweg vor, der Sie einer Flucht ins Ausland enthebt.“
„Wenn Sie glauben, ich würde versuchen, Tante Kathie von ihrem Vorhaben abzubringen, so täuschen Sie sich“, warf Forella hastig ein. „Sie würde mir überhaupt nicht zuhören. Ihr Sinnen und Trachten ist nur darauf ausgerichtet, mich schnellstens loszuwerden. Außerdem habe ich irgendwie das Gefühl, daß sie sich für irgend etwas an dem Grafen rächen möchte.“
„Haben Sie das selbst erkannt oder hat Sie jemand darauf aufmerksam gemacht?“
„Ich schloß das aus der Art, wie sie vergangene Nacht redete und mich ansah“, erwiderte Forella. „Ich bin sicher, daß sie nicht nur wegen seines Eindringens in mein Schlafzimmer wütend auf ihn war.“
Da sie ungarischer Abstammung war wie er, wunderte es den Prinzen nicht mehr, daß ihr Instinkt ebenso stark ausgeprägt war wie seiner.
„Mein Vorschlag lautet, daß Sie in einem Haus Unterschlupf suchen, das etwa fünf Meilen von hier entfernt landeinwärts liegt und mir gehört.“
„Ein Haus?“ fragte Forella verwundert.
„Eine Verwandte von mir wohnt darin“, erklärte der Prinz. „Sie ist gehbehindert und lebt seit fünf Jahren dort, seit sie aus Ungarn nach England kam.“
„Sie ist Ungarin?“
„Sie ist eine Verwandte von mir.“
„Und ich könnte bei ihr wohnen?“
„Sie wäre bestimmt entzückt, wenn sie Gesellschaft bekäme. Ihr Englisch ist nicht sehr gut, und vom gesellschaftlichen Leben in diesem Lande, das Sie so abstoßend finden, weiß sie so gut wie nichts. Sie ist jedoch außerordentlich intelligent, und ich glaube, Sie beide würden prächtig zueinander passen.“
Forella starrte ihn ungläubig an.
„Sie bieten mir Unterschlupf in einem Ihrer Häuser an und werden Onkel George und Tante Kathie nichts verraten?“ fragte sie fassungslos.
„Ich gebe Ihnen mein Wort, daß niemand Ihr Versteck erfährt und ich unsere Begegnung heute morgen mit keinem Wort erwähne. Vielmehr werde ich höchst erstaunt sein, wenn ich von Ihrem Verschwinden erfahre.“
„Aber der Stallbursche! Er wird überall erzählen, daß ich mit György weggeritten bin!“
„Überlassen Sie das getrost mir“, sagte der Prinz. „Ich werde mir eine plausible Erklärung einfallen lassen, etwa, daß György reiterlos umhergetrabt sei, und ich ihn einem Freund in Pflege gegeben hätte.“ Mit leisem Lächeln fügte er hinzu: „Sicher hätten Sie ihn in Ledbury Manor gern um sich, nicht wahr?“
„Ist das der Name des Landhauses, in dem ich wohnen werde?“
Der Prinz nickte.
Forella faltete die Hände. „Sie sind so freundlich und … so verständnisvoll“, stammelte sie. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.“
„Wie ich bereits sagte“, erwiderte der Prinz, „pflegen wir Ungarn uns stets gegenseitig zu helfen, wenn Not am Manne ist.“
„Ich danke Ihnen von
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