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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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hinaus und sagte mit erstickter Stimme: „Ich … ich mußte einfach weg!“
    „Warum?“
    „Darüber möchte ich lieber nicht sprechen.“
    „Trotzdem wäre es mir lieber, Ihre Version zu hören als nur die Ihres Onkels und Ihrer Tante nach meiner Rückkehr ins Schloß.“
    „Ich … ich glaube kaum, daß man Ihnen die Wahrheit sagen wird.“
    Er spürte, daß sie etwas bedrückte, beugte sich über die Tischplatte und bat sie in sanftem, beschwörendem Tonfall, dem bisher noch keine Frau widerstanden hatte: „Bitte, vertrauen Sie mir, Forella. Ich schwöre Ihnen, daß niemand etwas davon erfährt und ich nichts tun werde, um Sie zu verletzen oder Ihre Lage noch schwieriger zu machen, als sie ohnehin schon zu sein scheint.“
    Langsam wandte sie den Kopf und hob die langen Wimpern. Ihr Blick schien sein Innerstes erforschen zu wollen, um sich zu vergewissern, daß sie ihm tatsächlich vertrauen konnte.
    Noch nie hatte eine Frau ihn so mißtrauisch, so voller Zweifel angesehen, stellte er bei sich fest, dann kreuzten sich ihre Blicke; sie sahen sich lange an, bevor Forella von seiner Aufrichtigkeit überzeugt schien.
    „Es … es blieb mir nichts anderes übrig, als wegzulaufen und mich irgendwo zu verbergen.“
    „Wovor?“
    „Vor dem, was letzte Nacht geschehen ist.“
    „Wollen Sie mir nicht sagen, was passiert ist?“
    Forella atmete tief durch, dann sagte sie tonlos, daß er sie kaum verstehen konnte: „Graf Sherburn kam versehentlich in mein Zimmer. Er … er nahm an, es sei Lady Esmes Schlafgemach.“
    Der Prinz glaubte, sich verhört zu haben. Als Forella fortführ, verstand er den Zusammenhang.
    „Ich … ich habe fest geschlafen“, sagte sie. „Irgend etwas weckte mich und dann … dann sah ich einen Mann auf mein Bett zukommen. Bevor ich etwas sagen konnte, erschien Tante Kathie.“
    Mehr brauchte sie nicht zu erzählen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, daß es sich um einen Racheakt von Kathie Claydon handelte, deren haßerfüllter Blick auf Esme Meldrum ihm nicht entgangen war.
    Sein Versuch, sie von ihren Rachegedanken abzubringen, indem er ihr Komplimente machte und sie ablenkte, war offenbar gescheitert.
    Forellas Schilderung machte ihm deutlich, weshalb der Graf im falschen Zimmer gelandet war und daß Kathie wie die Katze vor dem Mauseloch auf ihren Auftritt gelauert hatte.
    „Wie kann ich einen Mann heiraten, mit dem ich noch kein Wort gewechselt habe?“ hörte er Forella verzweifelt fragen. „Deshalb blieb mir kein anderer Ausweg, als davonzulaufen.“
    „Ich verstehe Ihre Gefühle“, sagte der Prinz bewegt.
    „Wirklich? Können Sie das wirklich verstehen?“
    „Natürlich“, erwiderte er. „Aber wohin wollten Sie fliehen?“
    Sie hob hilflos die Hände. „Ich bin erst seit zwei Wochen in England“, sagte sie stockend, „und hoffte, irgendwo ein Versteck zu finden, wo ich vor Tante Kathie sicher war, bis … bis die Sache in Vergessenheit geraten war.“
    „Haben Sie denn Geld bei sich?“
    „Ein wenig.“ Beinahe trotzig fügte sie hinzu: „Fast fünf Pfund.“
    „Glauben Sie, das würde ausreichen, um Sie vor dem Hungertod zu bewahren?“
    „Ich … ich hätte mir eine Beschäftigung gesucht“, erwiderte Forella eigensinnig.
    „Welcher Art?“
    „Darüber habe ich bereits nachgedacht“, erwiderte sie. „Ich kann kochen, weiß aber, daß mich niemand ohne Zeugnisse einstellen würde. Aber ich kann Unterricht in Fremdsprachen geben, denn ich spreche viele Sprachen, einschließlich Arabisch.“
    Der Prinz war beeindruckt. „Wo haben Sie das gelernt?“
    „Auf Reisen mit meinem Vater. Wir haben viele fremde Länder kennengelernt und uns immer bemüht, uns mit den Eingeborenen zu unterhalten.“
    „Ich fürchte, ich weiß sehr wenig über Sie“, stellte der Prinz fest. „Erzählen Sie mir mehr über sich und Ihre Eltern, die, wie ich Ihren Worten entnommen habe, offenbar nicht mehr unter den Lebenden weilen.“
    „Mein Vater ist Ende Februar in Neapel an Typhus gestorben.“
    Seine Miene schien zu verraten, daß er sich darüber wunderte, sie nicht in Trauerkleidung zu sehen, und sie fügte erklärend hinzu: „Papa wollte nicht, daß jemand um ihn trauert, denn er … er glaubte nicht an den Tod.“ Sie hielt inne und fuhr dann fort: „Im Fernen Osten, wo wir uns die meiste Zeit aufhielten, glaubt man an die Wiedergeburt. Weil Mama und Papa sich so sehr geliebt haben, war er fest davon überzeugt, daß sie sich in einem anderen Leben wiedersehen würden.

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