Die Schoene und der Prinz
Begegnung an zu dem Prinzen hingezogen gefühlt.
Während ihr Verstand ihn als Teil der vornehmen Gesellschaft ansah, die sie verabscheute und ablehnte, sagte ihr schon von Anfang an ihr Herz, daß er ganz anders war als die anderen, deren Scheinwelt er durchschaute.
Vergebens hatte sie sich dagegen gewehrt, seiner Anziehungskraft und Ausstrahlung zu erliegen, seinem blendenden Äußeren geradezu schwärmerische Bewunderung zu zollen. Für sie war und blieb er der bestaussehende Mann, der ihr je begegnet war.
Bereits vor ihrem Zusammentreffen mit Menschen, die ihn kannten und schätzten, hatte sie von sich aus seine Güte, sein Mitleid und Verständnis kennengelernt, als er sie zum Manor gebracht und ihr seinen Schutz gewährt hatte.
Sie wartete ebenso ungeduldig und erwartungsvoll auf seine Rückkehr wie die Prinzessin.
Als sie die Treppe hinuntergegangen war und ihn in der Halle erblickt hatte, da hatte ihr das Herz bis zum Halse geklopft. Wäre sie in diesem Augenblick schon ehrlich zu sich selbst gewesen, dann hätte sie sich eingestehen müssen, daß ihre Empfindungen für ihn Liebe waren, und obwohl er es nicht ausgesprochen hatte, fühlte sie doch, daß auch er sie liebte.
Wie ist das möglich, zweifelte ihr Verstand. Ich muß mich geirrt haben.
Doch als sich der Blick seiner grauen Augen in ihre Augen versenkt, als er ihr zu verstehen gegeben hatte, daß er sie fortschicken müsse, da hatte sie den Grund dafür erfaßt: Er liebte sie.
Forella gab sich jedoch nicht einen einzigen Augenblick der Täuschung hin, ihre Liebe könnte Erfüllung finden und glücklich enden.
Schließlich war der Prinz verheiratet, und selbst wenn er frei gewesen wäre, was konnte sie einem Prinzen János Kovác schon bieten, der über sagenhaften Reichtum, eine hohe gesellschaftliche Stellung und nicht zuletzt über eine blendende Erscheinung verfügte?
Ich bin ein Niemand, unwissend, ungewandt und ahnungslos. Ich weiß nichts über die Dinge, die ihn interessieren, außer vielleicht über Pferde, dachte sie. Sobald er mich nach Ungarn geschickt hat, wird er mich vergessen … aber ich, ich werde ihn nie vergessen können.
Außerdem war die Zuneigung des Prinzen zu ihr sicher nur eine vorübergehende Erscheinung. Die Prinzessin hatte ihr von seinen gesellschaftlichen Erfolgen in London erzählt. Ebenso war es ihm in Paris und überall auf der Welt ergangen.
„Er wird bewundert und respektiert“, sagte die Prinzessin einmal. „nicht nur von Staatsmännern und Sportsleuten des Landes, das er gerade besucht, sondern auch von schönen Frauen.“
Da die Prinzessin in ihrem Exil wenig zu tun hatte, beschäftigte sie sich ausschließlich mit dem, was ihr Vetter tat. Die Gesellschaftskolumnen der Zeitungen studierte sie sorgfältig, und wenn sein Name darin auftauchte, was häufig geschah, so las sie begierig, was über ihn berichtet wurde, womit Prinz János sich beschäftigte, wen er zu sich eingeladen hatte und bei wem er zu Gast weilte.
Zeitungsausschnitte, in denen sein Name erwähnt wurde, sammelte sie sorgfältig und bewahrte sie in einer Schublade im Salon auf. Forella hatte sie einmal dort entdeckt, zusammen mit Skizzen, die befreundete Künstler vom Schloß und auch vom Prinzen selbst angefertigt hatten.
Weil es ein bittersüßes Vergnügen für Forella war, über ihn zu sprechen, alles über ihn zu erfahren, bat sie die Prinzessin, ihr noch mehr Zeitungsausschnitte über ihn zu zeigen und half ihr, die neuesten Zeitungen auszuwerten.
„Hör dir das an“, hatte die Prinzessin heute gesagt, als die Zeitungen gekommen waren und sie sich sofort der Hofberichterstattung gewidmet hatte.
Sie las laut vor, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte:
„Auf dem Ball der Gräfin von Manchester gestern abend unterhielt sich die Kronprinzessin, die in ihrer grauen, mit venezianischer Spitze besetzten Seidenrobe hinreißend aussah, mit dem gutaussehenden Prinzen János Kovác.
Später führte der Prinz, einer der erfolgreichsten Rennstallbesitzer des Kontinents, die reizende Marquise von Sheen zu Tisch, deren ebenmäßiges Antlitz auf nicht weniger als drei Porträts verewigt ist, die in der Royal Academy zu bewundern sind. “
Die Prinzessin ließ die Zeitung einen Augenblick sinken.
„Die Marquise von Sheen“, sagte sie versonnen, „eine neue Schönheit an seiner Seite. Ich wette um jeden Preis, daß sie demnächst als Gast auf seinem Schloß weilen wird.“
„Lädt Seine Hoheit immer nur … schöne Frauen zu sich
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