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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
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Sekunde – für eine Ewigkeit – stand die Zeit still.
    Dann sagte er mit einer Stimme, die ihr völlig fremd vorkam: „Um Himmels willen, machen Sie nicht alles noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Sie müssen weg! Sie müssen doch wissen, warum!“
    Forella hielt erschrocken den Atem an.
    Mit einer heftigen Bewegung, die dem Klang seiner Stimme entsprach, sprang der Prinz von der Sitzbank auf und ging mit langen Schritten davon.
    Bevor sie sich von ihrer Überraschung über sein merkwürdiges Verhalten erholen konnte, war er bereits hinter den Bäumen verschwunden.
    Erst als er nicht mehr zu sehen war, der Klang seiner Stimme jedoch noch immer die Luft zu erfüllen schien, wurde ihr der Sinn seiner Worte klar, und sie wußte, daß sie ihn liebte.
    Der Prinz lenkte seine Kutschpferde durch den Regents Park und fuhr dann in nördlicher Richtung nach St. Johns Wood. Der ruhige, am Stadtrand gelegene Wohnbezirk wies hübsche kleine Häuser auf, die von gepflegten Gärten umgeben waren und von Wohlhabenheit zeugten.
    Vor einem dieser Häuser, das ein wenig größer war als die anderen, hielt der Prinz und übergab seinem Kutscher die Zügel.
    „Beweg die Pferde ein wenig, Higson!“ sagte er. „Es wird nicht lange dauern.“
    „Sehr wohl. Euer Hoheit!“
    Der Prinz verließ die Kutsche und betätigte den silbernen Türklopfer an der Haustür.
    Nach einigen Augenblicken wurde sie von einem Hausmädchen mit Spitzenschürzchen und spitzenbesetztem weißem Häubchen geöffnet.
    Sie schien erstaunt über den Besuch und knickste hastig.
    „Guten Morgen, Euer Hoheit! Mademoiselle erwartet sie eigentlich gar nicht.“
    „Das ist mir bekannt“, erwiderte der Prinz und betrat die kleine Diele, wo er Hut und Handschuhe ablegte.
    „Wollen Euer Hoheit sofort nach oben gehen?“ fragte das Hausmädchen von der Treppe her. „Oder soll ich Mademoiselle melden, daß Sie da sind?“
    „Sagen Sie ihr bitte, daß ich sie im Wohnzimmer erwarte“, erwiderte der Prinz nach kurzem Nachdenken.
    „Sehr wohl. Euer Hoheit.“
    Er begab sich in den geschmackvoll eingerichteten Wohnraum, dessen Fenster sowohl auf die Vorderseite als auch auf die Rückseite des Hauses blickten.
    Außer frischen Blumen in den Vasen zierten riesige Kübel mit Orchideen das Zimmer. Einer füllte den Kamin völlig aus, der andere stand auf einem Tisch am Fenster und versperrte teilweise die Sicht nach draußen.
    Auf einen kleinen Seitentisch legte der Prinz zwei Päckchen ab, die er mitgebracht hatte. Dann blieb er bewegungslos, wie zur Statue erstarrt, daneben stehen. Von seinem wie versteinerten Gesicht hätte Forella so etwas wie Schmerz und Bedauern abgelesen.
    Fünf Minuten waren vergangen, als jemand die Treppe heruntergehuscht kam, sich der Tür näherte und sie öffnete.
    Lucille de Pre betrat das Zimmer. Ihr biegsamer Körper und ihre anmutigen Bewegungen hätten auch dem uneingeweihten Beobachter verraten, daß sie Tänzerin war.
    Die umschwärmte Primaballerina war eine Schönheit mit ebenmäßigen Gesichtszügen, übergroßen Augen mit langen, sorgfältig getuschten Wimpern und einem zartgeschminkten Mund.
    Sie trug nur ein Negligé über dem Nachthemd, und das hüftlange dunkle Haar war mit einem rosa Seidenband zusammengebunden.
    „Mon cher, welch eine Überraschung!“ rief sie in französisch aus und streckte die Arme nach ihm aus.
    Er vermied jedoch, daß sie ihn umarmte, indem er ihre Hände ergriff und nacheinander küßte.
    „So früh hatte ich dich nicht erwartet“, sagte Lucille. „Eigentlich bin ich dir böse, weil du dich so lange nicht hast sehen lassen.“
    „Ich habe aber von deinem Triumph gelesen“, erwiderte der Prinz.
    „Fantastique, nicht wahr? Die Zeitungen waren des Lobes voll, und der Direktor hat mich auf Knien angefleht, meinen Vertrag zu verlängern.“ Ihre vor Erregung schrill klingende Stimme verriet ihm, wieviel ihr das bedeutete.
    „Ich freue mich mit dir“, sagte der Prinz, „und habe dir ein Geschenk mitgebracht.“
    „Erst möchte ich dir für die herrlichen Blumen und dein Geschenk nach der Premiere danken.“
    „Das hier wird dir noch besser gefallen.“
    Er nahm ein samtbezogenes Kästchen vom Seitentisch auf und öffnete es.
    Lucille hielt geräuschvoll den Atem an.
    Ein blitzendes Diamantkollier kam zum Vorschein, das sich reizvoll vom schwarzen Samtpolster abhob. Passende Ohrringe und ein funkelndes Armband gehörten ebenfalls dazu.
    „C’est magnifique!“ rief Lucille entzückt aus.

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