Die Schoene und der Prinz
enden!“
Jacques öffnete die Lippen, um etwas zu sagen.
„Eine Minute!“ verkündete der Prinz mit Donnerstimme.
Wie der Blitz war Jacques aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
Die Spannung und die Angst um den Prinzen war so unerträglich gewesen, daß Forella das Gefühl hatte, die Wände kämen auf sie zu und ein dunkler Abgrund tue sich vor ihr auf.
Der Arm des Prinzen fing sie auf und stützte sie. Behutsam führte er sie zum Sofa.
„Warum ist der Mann weggerannt?“ hörte sie Miklos fragen. „Ich hab ihn doch nach dem Sturz der Lady am Fenster gesehen!“
Der Prinz löste die Arme von Forella und richtete sich auf.
„Miklos“, sagte er mit erzwungener Ruhe, „ich möchte, daß du etwas für mich tust.“
„Was denn, Onkel János?“
„Ich möchte, daß du zu den Ställen gehst und dir zusammen mit der Gräfin die Pferde anschaust.“
„Gern, Onkel János.“
„Und du sprichst mit keinem Menschen – hörst du, mit keinem Menschen -über das, was du gesehen hast, bis wir beide uns ausführlich darüber unterhalten haben. Es ist sehr wichtig, und ich weiß, du wirst mir den Gefallen tun.“
„Selbstverständlich, Onkel János.“
Der Prinz wandte sich Forella zu.
„Geht’s wieder?“ fragte er besorgt. „Dann wäre es mir lieb, wenn Sie diesen Raum so schnell wie möglich verlassen würden.“
„Es … es ist alles in Ordnung“, gab Forella tonlos zurück.
„Sie haben mich gerettet“, sagte der Prinz, „und jetzt möchte ich Sie und alle anderen in diesem Haus vor einer Menge Unannehmlichkeiten bewahren.“
Forella erhob sich sofort. Sie hatte ihren Schwächeanfall überwunden und fühlte sich tatsächlich wieder prächtig. Das machte die Nähe des Prinzen, seine Berührung und das Wissen um ihre Liebe zu ihm.
Sie nahm Miklos bei der Hand.
„Komm mit“, sagte sie munter. „Die Pferde deines Onkels werden dir bestimmt gefallen.“
Der Prinz ging voraus und hielt ihnen die Tür auf.
„Ich danke dir“, sagte er leise, als Forella an ihm vorüberging, und seine Worte waren wie eine Liebkosung.
Die Halle war leer.
Als Forella und Miklos sich nach links wandten, um durch eine Seitentür das Haus zu verlassen und zu den Ställen zu gehen, hörten sie Newman aus der entgegengesetzten Richtung kommen.
Er lief schneller als gewöhnlich, und dann hörte Forella ihn atemlos sagen:
„Ich muß Eure Hoheit bitten, sofort mitzukommen! Es ist ein schreckliches Unglück geschehen!“
Später hatte Forella Schwierigkeiten, sich an alles zu erinnern, was an diesem Tag geschehen war und in welcher Reihenfolge es passiert war, denn alles war so dramatisch gewesen, daß es unwirklich anmutete.
Sie begriff noch nicht, daß die „arme Lady“ tot und daß der Prinz frei war.
Während sie sich mit Miklos in den Stallungen aufhielt und der Junge begierig lauschte, was Thomas ihm über die Herkunft und die Zucht der Pferde erzählte, mußte sie immer nur an den Prinzen denken.
Vielleicht hatte seine Frau nur einen Schock erlitten und war gar nicht ermordet worden?
Wer mochten dieser Franzose und diese Lucille gewesen sein? Wieso hatten sie geglaubt, den Prinzen zu einer Heirat zwingen zu können, indem sie ihn erpreßten?
Dann empfand sie es einfach als ausgleichende Gerechtigkeit, daß sie ihn vor einer solchen Verbindung bewahrt hatte, wie er sie vorher vor einer Heirat mit dem Grafen bewahrt hatte.
Alles andere war so kompliziert und so entsetzlich, daß sie gar nicht den Versuch machte, es zu begreifen. Ein leises Glücksgefühl, das sie bei dem Gedanken erfüllte, daß der Prinz jetzt ein freier Mann war, konnte sie jedoch nicht ganz unterdrücken.
Selbst wenn er mich nicht mag, dachte sie, liebe ich ihn doch so sehr, daß ich ihm alles Glück der Welt wünsche.
Thomas hob Miklos auf den Rücken eines Hengstes.
„Ich möchte auf diesem Pferd reiten“, sagte Miklos. „Ob Onkel János es mir erlaubt?“
„Das mußt du Seine Hoheit selbst fragen“, gab Thomas zurück.
„Heute reicht die Zeit nicht mehr aus“, sagte Miklos. „Mama wartet im Schloß auf mich, um mich zum Internat zu bringen.“
„Dann eben in den nächsten Ferien“, sagte Thomas lächelnd.
„Ja, aber dann ganz bestimmt“, entschied Miklos.
Forella überlegte, wo sie dann wohl sein mochte. Vermutlich in Ungarn, sagte sie sich, wo Miklos hergekommen war.
Ihre Gedanken kreisten immer wieder um das schreckliche Bild der „armen Lady“, die vergebens nach einem Halt gesucht hatte,
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